Duisburg. „How to Date a Feminist“ lockt auffallend viele junge Menschen ins Theater Duisburg. Hinter der romantischen Komödie steht eine ganz große Frage.

Eigentlich steht Kate auf Machos. Immer wieder verliebt sich die Journalistin in richtige Mistkerle. Steve ist Bäcker und Feminist, der sich bei Frauen beflissen für die Herrschaft des Patriarchats entschuldigt. Die zwei völlig unterschiedlichen Charaktere hat die englische Autorin Samatha Ellis für ihre Komödie „How to Date a Feminist“ erfunden. Das Schauspiel Duisburg hat das Stück für die intime Bühne im Foyer III inszeniert.

Auf einer Kostümparty treffen die beiden Figuren aufeinander. Kate kommt als selbstbewusste Wonder Woman und Steve als etwas linkischer Robin Hood in löchrigen Strumpfhosen. Das Unerwartbare geschieht: Die beiden verlieben sich ineinander. Aber kann aus so unterschiedlichen Menschen auch ein Paar werden?

Theater Duisburg: Zwischen Feminismus und privaten Befindlichkeiten

„Ja“, sagt Samatha Ellis, schickt ihre Protagonisten aber auf einige Umwege, auf denen sie einiges über sich und den anderen lernen. Soweit, so normal für eine romantische Komödie. Ungewöhnlich ist, dass sie auf die Reibungsflächen zwischen Feminismus und privaten Befindlichkeiten und Sehnsüchten schaut, ohne eine Seite auf Kosten der anderen lächerlich zu machen. Genau so ungewöhnlich ist die Form, die sie für das Stück gewählt hat. Sie lässt die Rollen aller sechs Figuren im fliegenden Wechsel von nur zwei Akteuren spielen und baut Musik als festen Bestandteil ein.

Regisseurin und Schauspieler kitzeln die knackigen Pointen und den klugen Humor von Autorin Samantha Ellis heraus.
Regisseurin und Schauspieler kitzeln die knackigen Pointen und den klugen Humor von Autorin Samantha Ellis heraus. © Sascha Kreklau | Sascha Kreklau

Bei der Duisburger Inszenierung stellen sich Katharina Abel und Robin Berenz dieser Herausforderung. Sie spielt neben der Kate auch Steves Mutter Morag und seine Ex-Verlobte Carina. Er übernimmt neben der Rolle des Steve auch die von Kates Vater Joe und ihres Chefredakteurs Ross. Zwischen ein paar Rollpodesten, die Terrasse, Sitzlandschaft oder überdimensionale Hochzeitstorte sein können, kommt ihr Spiel bei der Premiere nach einigen Minuten richtig gut in Gang.

In hochkonzentrierten 100 Minuten haben sie in der Inszenierung von Eva Zitta etliche Kostüm- und Rollenwechsel auf offener Bühne zu gestalten und auch noch ein paar Gesangseinlagen zu geben. Eine gebeugte Haltung und eine Mütze machen aus Steve den Vater Joe, jüdischer Flüchtling alter patriarchalischer Schule, oder eine Plastikperücke den unbelehrbaren Macho und Zyniker Ross.

Zwei Schauspieler für sechs Rollen: Große Bandbreite an Emotionen

Eva Zitta hat zusammen mit Kostümbildnerin Frederike Marsha Coors einen flexiblen Bühnenraum geschaffen, in dem sich die beiden Darsteller offensichtlich wohl fühlen. Gemeinsam mit dem Duo kitzelt die Regisseurin die knackigen Pointen und den klugen Humor der Autorin heraus und lässt auch tiefe Verunsicherung der Figuren erkennen. Letztlich leuchtet hinter aller Komik eine große Frage auf: „Wie wollen wir in Zukunft leben?“

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Katharina Abel hat an diesem Abend die stärksten Momente für sich. Sie lässt hinter den rotzigen Sprüchen der Kate mehr und mehr eine ganze Palette an Emotionen zwischen Lebenshunger, Unsicherheit und Verletztheit erahnen. Bei der feministischen Morag schimmert hinter der zupackenden, bis zur Dominanz reichenden Haltung auch Einsamkeit auf. Und ihre Gesangseinlage mit zarter, brüchiger Stimme zieht konzentrierte Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.

Am Ende gibt es starken Beifall des vergleichsweise jungen Publikums für Regisseurin Zitta sowie für Katharina Abel und Robin Berenz. Nach den zahlreichen Kostümwechseln sieht die zunächst spartanisch gestaltete Bühne aus wie der Albtraum einer Junggesellenbude.

>>“HOW TO DATE A FEMINIST“: MEHRFACH IN DEUTSCHLAND INSZENIERT

Autorin Samantha Ellis wurde 1975 als Tochter irakisch-jüdischer Eltern in London geboren. Das Stück „How to Date a Feminist“ schrieb sie 2016. Es wurde im gleichen Jahr in London uraufgeführt.

Die deutschsprachige Erstaufführung folgte 2018 in Karlsruhe. Seither wurde es mehrfach in Deutschland inszeniert. Die Duisburger Produktion ist ein Beitrag zu den 44. Duisburger Akzenten.

Die nächsten Aufführungen folgen am Dienstag, 14. März, und Montag, 20. März, jeweils um 19.30 Uhr. Tickets und weitere Informationen unter www.theater-duisburg.de.