Duisburg/Kirikhan. Das Duisburger ISAR-Team hat traurige Nachrichten: Die nach mehr als 100 Stunden geborgene Frau ist verstorben. Und: Die Retter müssen pausieren.
Die Frau, die ein Rettungsteam mit Helfern vom Niederrhein nach Tagen im türkischen Erdbebengebiet aus den Trümmern bergen konnte, ist in der Nacht zum Samstag in einem Krankenhaus gestorben. Wie die Hilfsorganisation ISAR Germany aus Duisburg am Samstag mitteilte, berichteten die Angehörigen der 40-Jährigen, die den Vornamen Zeynep trägt, den Rettungskräften über ihren Tod.
„Wir sind wirklich sehr traurig und betroffen“, sagte ISAR-Sprecher Stefan Heine der Nachrichtenagentur AFP. „Aber wir sind froh, dass sie durch die Bergung wenigstens noch einmal die Chance hatte, ihre Familie wiederzusehen.“ In den sozialen Medien postete ISAR: „Unser Team ist geschockt und traurig. Wir trauern mit ihrer Familie. Unsere Gedanken sind in dieser Zeit auch bei all den Menschen, die durch diese Katastrophe Angehörige und Freunde verloren haben. Wir stehen in dieser schweren Zeit an eurer Seite.“
ISAR-Team ist seit Dienstag in Kirikhan – mehrere erfolgreiche Bergungen mit Partnern
Das ISAR-Team ist seit Dienstag in Kirikhan, einer von dem Beben schwer getroffenen Stadt nahe der syrischen Grenze, und hat dort mit Partnern von ISAR Turkey und der Rettungshundeorganisation BRH Bundesverband mehrere Verschüttete erfolgreich bergen können.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Auf die in Kirikhan mehrere Meter tief verschüttete 40-jährige Frau waren die Helfer am Mittwoch gestoßen, sie lag auf dem Bauch, über ihr die Leiche ihres Mannes. Es gelang den Helfern, über Dolmetscher mit ihr in Kontakt zu bleiben und sie durch einen Schlauch mit Flüssigkeit zu versorgen, während die Rettungskräfte rund 50 Stunden lang mit Aufbruchhämmern Trümmer abtrugen.
Auch interessant
Am Freitagmittag konnte sie nach mehr als 100 Stunden unter den Trümmern geborgen, medizinisch versorgt und von Familienmitgliedern begleitet in ein Krankenhaus gebracht werden. Noch immer suchen Helfer in der Türkei und in Syrien nach Überlebenden des Erdbebens, das die Grenzregion am Montag mit einer Stärke von 7,8 heimsuchte. Mehr als 24.000 Menschen wurden getötet. (AFP)
Deutsche Retter unterbrechen Erdbebenhilfe wegen Sicherheitsrisiken
Am Samstag haben das Technische Hilfswerk (THW) und die Hilfsorganisation I.S.A.R Germany wegen Sicherheitsbedenken ihre Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet in der Türkei unterbrochen. In den vergangenen Stunden habe sich nach verschiedenen Informationen die Sicherheitslage in der Region Hatay geändert, teilten die Organisationen am Samstag mit. Such- und Rettungsteams blieben vorerst im gemeinsamen Basislager in der Stadt Kirikhan.
Wenn es einen konkreten Hinweis gebe, dass man jemand lebend retten könne, werde man aber dennoch hinausfahren, sagte die THW-Sprecherin Katharina Garrecht vor Ort.
THW und I.S.A.R teilte weiter mit: „Grund dafür scheinen unter anderem die Verknappung von Lebensmitteln und die schwierige Wasserversorgung im Erdbebengebiet.“
Auch interessant
ISAR-Einsatzleiter Steven Bayer sagte: „Es ist festzustellen, dass die Trauer langsam der Wut weicht.“
Tamara Schwarz, Sprecherin der THW-Zentrale in Bonn, sprach von „tumultartigen Szenen“.
Der Schutz der Ehrenamtlichen stehe jetzt im Vordergrund. Die Teams blieben aber weiter vor Ort.
Zuvor hatten Soldatinnen und Soldaten einer Katastrophenhilfseinheit des österreichischen Militärs ihre Rettungsarbeiten in der Provinz Hatay eingestellt. „Es gibt zunehmend Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei. Es sollen Schüsse gefallen sein“, sagte Oberstleutnant Pierre Kugelweis vom österreichischen Bundesheer der Nachrichtenagentur APA. Auch die österreichischen Retter bleiben aber vor Ort und stehen für weitere Einsätze bereit. (dpa)