Duisburg. Das „Duisburg-Lied“ ist nicht nur bei MSV-Spielen ein Klassiker. Jetzt haben es Promis neu eingesungen. Dahinter steckt ein ernstes Anliegen.

Es ist fast drei Jahrzehnte Jahre alt und bei Heimspielen des MSV nicht wegzudenken – jetzt erfährt das „Duisburg-Lied“ eine Neuauflage. Dafür geben sich mittwochmittags lokale Berühmtheiten im Tonstudio Foxical Music die Klinke in die Hand. Die Stimmung ist ausgelassen, man kennt sich gut. Doch die Aktion hat einen ernsten Hintergrund – Duisburgs Promis wollen ein Zeichen gegen Mobbing setzen.

Initiator ist der Tausendsassa Bülent Aksen, in Duisburg unter anderem als ein Macher des Stadtfestes, einstiger Stadionsprecher und Handballtorwart bekannt. Aksen ist auch gelernter Sozialarbeiter. Von Kolleginnen und Kollegen höre er, Fälle von Mobbing nähmen immer mehr zu, während bei den Täterinnen und Tätern Hemmungen fielen: „Das ist besonders in der Corona-Pandemie noch einmal schlimmer geworden. Eine neue Studie hat ergeben, dass ein Drittel aller Jugendlichen schon mal von Mobbing betroffen war.“

„Duisburg-Lied“ mit Patrick Hufen, Bernie Kuhnt und weiteren Promis

Er betont den Ernst der Kampagne: „Wir reden hier nicht über Ärgern, das ist etwas anderes, sondern von echter psychischer und physischer Gewalt und der gezielten Demontage von Menschen.“ Als Schulsozialarbeiter ihn fragten, ob er die Kampagne „No Mo“ („No Mobbing“) unterstützen will, habe er deshalb sofort sein großes Netzwerk aktiviert – und viele Mitstreiter gewonnen.

Die T-Shirts zur Kampagne „No Mo“ hat die Firma Hummel produziert.
Die T-Shirts zur Kampagne „No Mo“ hat die Firma Hummel produziert. © Becker Fotografie

Für die Neuauflage des Duisburg-Lieds ist die Originalbesetzung wieder dabei – Rock-Röhre Dagmar Albert Horn, Ex-MSV-Spieler Peter Közle und Bülent Aksen selbst. Neu dazu gesellt sich Kabarettist Wolfgang Trepper; zu viert singen sie eine neue Strophe ein, betonen darin Zusammenhalt und Miteinander.

Erst später am Tag trifft der Background-Chor ein, eine nicht minder illustre Runde: RTL-Versicherungsdetektiv Patrick Hufen und Polizist Bernie Kuhnt („Niedrig und Kuhnt“) sind aus dem Fernsehen bekannt, Frank „Zepp“ Oberpichler als Musiker und Plattenladenbesitzer, Stefan Werner ist Teil von Peter Bursch´s All-Star-Band. Singer-Songwriter Philipp Eisenblätter hat bereits sein eigenes Duisburg-Lied veröffentlicht. Mit Joachim Hopp ist ein weiterer Kult-Kicker des MSV dabei und mit Kai-Uwe Otto der amtierende Karnevalsprinz der Stadt.

„Duisburg-Lied 2.0“: Erster Live-Auftritt an Karneval

Singen können längst nicht alle Mitglieder dieser Supergroup, doch das ist ihnen herzlich egal – es geht um die Sache, um den gemeinsamen Spaß, alles andere regelt nicht zuletzt die Studio-Technik. Bis zum ersten Live-Auftritt ist noch Zeit zum Üben: Der steht erst am 19. Februar beim traditionellen Frühschoppen des Gentlemen’s Club Duisburg im Zirkus Flic Flac an; so viele wie möglich wollen dann dabei sein.

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Freilich gehört zur Kampagne No Mo mehr als nur ein Song. Fünf Schulen aus dem ganzen Stadtgebiet nehmen an ihr teil. Bislang hat sich eine Pilotgruppe unter anderem aus Sozialarbeitern der Schulen gebildet, um das Themenfeld Mobbing genauer zu untersuchen. Darauf aufbauend sollen konkrete Präventions- und Interventionsmaßnahmen erarbeitet werden. Das können zum Beispiel Workshops aus den Bereichen Kunst oder Tanz sein. Finanziell unterstützt wird die Kampagne von der Gebag, der Sparkassenstiftung und anderen Partnern.

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Das „Duisburg-Lied“ ist also nur Teil der Öffentlichkeitsarbeit – oder kann es doch mehr sein? Peter Közle etwa will mit dem Engagement auch seiner Vorbildrolle gerecht werden, die er Jahre nach der aktiven Karriere für viele immer noch hat. Denn gerade an Vorbildern mangele es Kindern und Jugendlichen zunehmend, das stelle er auch beim eigenen Sohn fest: „Es ist furchtbar zu sehen, wem die heutzutage nacheifern. Irgendwelche Influencer, da geht es dann nur um Autos, aber nicht darum, wofür diese Personen stehen.“

>>VIER DUISBURGER SCHULEN GEGEN MOBBING

  • An der Kampagne „No Mo“ beteiligen sich die GGS Kirchstraße in Homberg, die Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen, das Landfermann-Gymnasium in der Stadtmitte, das Franz-Haniel-Gymnasium in Homberg und die Aletta-Haniel-Gesamtschule in Ruhrort.
  • Mit Joshua Wiesehahn gibt es auch einen Projektleiter. Er fungiert als Bindeglied zwischen den teilnehmenden Schulen, der Koordinationsstelle Schulsozialarbeit und Bülent Aksens SoPa gGmbH, die unter anderem Moderation und die Verbindung zur Wirtschaft übernimmt.
  • Der Sportartikel- und Freizeitmodehersteller Hummel hat T-Shirts mit dem Logo der Aktion produziert. Das Logo wurde von der Duisburger Agentur Gruppe C entworfen. Die T-Shirts für 15 Euro (Kinder) und 20 Euro (Erwachsene) sowie weitere Informationen zum Projekt gibt es online auf www.no-mobbing.eu.
  • Die neue Version des Duisburg-Lieds soll zeitnah als CD und bei Streaming-Anbietern, vielleicht auch als Vinyl und Kassette auf dem Label „Lesser Bird of Paradise“ erscheinen.