Duisburg. Die Darmerkrankung Colitis Ulcerosa bestimmt seit 15 Jahren das Leben von Carsten Sesterhenn aus Duisburg. Nun schöpft er aber neue Hoffnung.

Jahrelang trieben ihn Panikattacken vor sich her. „Wenn ich jetzt das Haus verlasse, wo ist die nächste Toilette? Schaff’ ich’s, mit dem Hund die 100 Meter Gassi zu gehen? Und wenn nicht...?“ Die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis Ulcerosa mit heftigen Durchfällen bestimmt seit 15 Jahren den Tagesablauf von Carsten Sesterhenn (51).

Als er Ende 2022 bei Dr. Wolfgang Nitz, Chefarzt der Gastroenterologie in den Sana-Kliniken Hilfe suchte, landete er einen Volltreffer. „Ich hab’ sofort einen Termin bekommen“, sagt er und kann sein Glück immer noch nicht fassen. Jetzt nimmt er mit vier anderen Patienten an einer internationalen Studie teil, die ein neues – noch nicht zugelassenes - Medikament erprobt.

Und seine Qualen sind schon deutlich weniger geworden. 15 bis 20 Mal am Tag auf die Toilette gehen zu müssen, weil der Darm wieder Alarm schlägt, das war anderthalb Jahrzehnte der Normalfall. „Und das ist jedes Mal mit unsäglichen Krämpfen verbunden.“ Schon jetzt sind es „nur“ noch fünf- bis sechsmal. Angst hatte er lange Zeit, seine Arbeit nicht mehr ausüben zu können. „Weil es auch die Kollegen irgendwann leid sind. Sie arbeiten, und ich bin mal wieder auf der Toilette. Meine jetzige, wirklich gute Ärztin, riet mir, einen Facharzt aufsuchen und drückte mir eine Liste in die Hand.“

Suche nach Experten endet bei Dr. Nitz in Duisburg

Die telefonierte Carsten Sesterhenn ab, aber immer mit der gleichen deprimierenden Antwort. „Wir können Ihnen frühestens einen Termin in einem halben Jahr geben. Zum Teil waren die Wartezeiten noch deutlich länger.“ Als das Telefon bei Dr. Nitz in den Sana-Kliniken klingelte und der 51-Jährige um Hilfe bat, gab’s einen Termin innerhalb weniger Tage.

Dr. Wolfgang Nitz (rechts) mit seinem Patienten Carsten Sesterhenn.
Dr. Wolfgang Nitz (rechts) mit seinem Patienten Carsten Sesterhenn. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Jetzt ist Arbeit für alle Seiten angesagt. Benjamin Unkel, Studienkoordinator der Firma Intramedis CCS GmbH, koordiniert medizinische Studien. „In diesem Fall ist es ein Netzwerk von Studienzentrum, Sana-Kliniken Duisburg, Patienten, Ärzten und der Pharmaindustrie, die gemeinsam ein neues Medikament hervorbringen wollen.“

Um an einer solchen Studie teilnehmen zu können, müssen intensive Voruntersuchungen gemacht werden. Denn es gibt Einschluss- und Ausschlusskriterien. Um tragbare Ergebnisse zu bekommen, müssen alle Patienten geeignet sein. Es werden Stuhl-, Urin-, Blut- und Gewebeproben des Patienten entnommen. Wenn die Befunde alle für die Studie passen – zum Beispiel keine gravierenden anderen Erkrankungen die Forschungsergebnisse verfälschen können – wird unter einer Kurznarkose eine Darmspiegelung gemacht.

Medikamentenstudie: Patienten müssen Tagebuch führen

Ist der Patient in die Studie aufgenommen, müssen alle „Hausarbeiten machen“. Der Patient muss Tagebuch führen, genau festhalten, wie oft am Tag der Darm wieder das Leben bestimmt. Auf der anderen Seite – bei Dr. Wolfgang Nitz – wachsen in der Zeit die Eintragungen in den Computer und die Papierberge um Längen. Die Untersuchungsergebnisse müssen genaustens dokumentiert werden, um verwertbare Ergebnisse zu bekommen. „Nach allen Voruntersuchungen muss spätestens in 28 Tagen entschieden werden, ob ein Patient in eine Studie aufgenommen wird oder nicht“, betont Unkel.

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Die vielen Proben der Sana-Patienten werden streng überwacht und bei -80 Grad in ein Labor in die Schweiz geschickt. Trotz der vielen Mehrarbeit steht Dr. Nitz voll hinter der Forschungsarbeit. Er ist längst studienerprobt und gespannt auf die Ergebnisse, die in diesem Fall in den nächsten drei bis vier Jahren hervorgebracht werden. Denn so lange läuft die Studie, bis das neue Medikament zugelassen wird. „Man kann nicht stehenbleiben, man muss sich weiterbilden. Wir wollen doch alle für die Patienten und die Medizin Fortschritte erzielen“, ist seine Einstellung.

>>Seit 2021 Chefarzt in den Sana-Kliniken

  • Dr. Wolfgang Nitz ist seit April 2021 Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie in den Sana-Kliniken Duisburg. „Für Patienten mit akuten Problemen bieten wir sowohl für gesetzlich Versicherte als auch für Privatpatienten eine kurzfristige Notfallsprechstunde in unserer Praxis für Gastroenterologie an. Das ist das Medizinische Versorgungszentrum an den Sana Kliniken, MVZ“, sagt der Chefarzt.
  • Adresse der Sana-Kliniken: Zu den Rehwiesen 9, 47055 Duisburg, Tel. 0203 733 2391. Für den Zugang zu der Praxis wird aktuell noch ein Corona-Schnelltest benötigt, den man zum Beispiel auch im Testzentrum vor der Klinik machen kann.