Duisburg. Mal intim und leise, mal energisch und plastisch: Ein vielseitiges Kammerkonzert in der Mercatorhalle Duisburg mit Daniel Müller Schott.

Sonst ist Daniel Müller-Schott in den großen Konzertsälen der Welt als Solist zu erleben, nun zeigte er sich Kammermusiker im Zusammenspiel mit dem aufstrebenden Aris Quartett. Im 4. Kammerkonzert der Saison standen in der Mercatorhalle Spätwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert im Zentrum.

Im ersten Teil des Abends wird getrennt musiziert: Daniel Müller Schott eröffnet das Konzert solistisch mit einem selten zu hörenden Werk des 20. Jahrhunderts. Der US-amerikanische Komponist George Crumb, der im vergangenen Jahr im Alter von 92 Jahren starb, schrieb seine Sonate für Violoncello während seines Musikstudiums im Berlin des Jahres 1955. Gezupfte Akkorde und gestrichene Melodien wechseln sich in der eröffnenden Fantasia ab.

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Aris Quartett spielt mit drahtiger Intensität in der Mercatorhalle

Daniel Müller Schott spielt die Melodien mit einem sehr schönen, sehnsüchtig-wehmütigem Tonfall. In der Höhe lässt er sein 1727 in Venedig gefertigtes Cello zart singen, in der Tiefe schafft er ein breites Fundament. Diese Sonate, die mit ihrer energisch-motorischen Toccata ein starkes Finale hat, ist eine plastische und gut hörbare Musik, die auch vom Duisburger Publikum mit viel Beifall bedacht wird.

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Das Aris Quartett stellt sich mit dem Streichquartett f-Moll op. 80 von Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Der Komponist schrieb das Werk unter dem Eindruck des Todes seiner Schwester Fanny Hensel wenige Wochen vor seinem eigenen Lebensende. Schon der Beginn mit seinen aufgepeitschten Tremoli ist bohrende Nervenmusik. Das Aris Quartett musiziert das mit einer drahtigen Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Dabei ist das Zusammenspiel genau ausbalanciert und alle Akteure sind gleichwertige Partner.

In der Höhe lässt Daniel Müller Schott sein 1727 in Venedig gefertigtes Cello zart singen, in der Tiefe schafft er ein breites Fundament.
In der Höhe lässt Daniel Müller Schott sein 1727 in Venedig gefertigtes Cello zart singen, in der Tiefe schafft er ein breites Fundament. © André Symann

Caspar Vinzens an der Viola und Lukas Sieber am Cello spielen im zweiten Satz ein nachtumschattetes Duett, über dem Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperlin an den Violinen ihre Klagegesänge aufbauen. Besonders erschütternd ist das finale Allegro molto mit seinen dissonant aufschreienden Akkorden. Da kann man nur staunen, dass im Jahr 1847 solch eine harmonisch kühne Musik komponiert wurde.

Bravo-Rufe vom begeisterten Publikum

Nah der Pause vereinen sich dann die fünf Musiker zu einem Ensemble für das Streichquintett C-Dur D 956 von Franz Schubert, das in seinem Todesjahr 1828 entstand. Das C-Dur will hier aber gar nicht richtig strahlen, sondern das Aris Quartett und Daniel Müller Schott spielen trotz der großformatigen Anlage des Werkes eine extrem zurückgenommene und intime Kammermusik. Sehr schön ist der Moment, wenn die beiden Celli das Seitenthema des ersten Satzes anstimmen, das dann von den Geigen leuchtend übernommen wird. Daniel Müller Schott zeigt sich hier, trotz seiner großen Karriere als Solist, als partnerschaftlicher Ensemblemusiker. Zwei Sätze und eine halbe Stunde lang erlebt man zerbrechlich feine Kammermusik, die so zart gewebt ist, dass man glaubt, dass Publikum halte den Atem an, um ja nicht zu stören.

Erst im Scherzo geben sich die fünf Musiker ausgelassen und lassen die Musik kraftvoll tanzen. Die Heiterkeit der Musik überträgt sich auf die Zuhörer, die bereits nach diesem Satz einen spontanen Beifall spenden. Nach dem finalen Allegretto ist der Applaus dann noch größer und von vielen Bravo-Rufen durchmischt.