Duisburg. Beim dritten Kammerkonzert spielten die Duisburger Philharmoniker mit Kölner Barock-Spezialisten. Beide planen eine langfristige Kooperation.
Viele Musikfreunde verbinden die Weihnachtszeit mit Klängen des Barock. Da traf es sich gut, dass am zweiten Adventssonntag das Ensemble Concerto Köln in der Reihe der Kammerkonzerte gastierte. Auf dem Programm standen italienische oder von Italien inspirierte Concerti der Barockzeit. Die Komponisten Giuseppe Torelli oder die Brüder Giuseppe und Giovanni Battista Sammartini sind in Deutschland kaum bekannt. Ihre Concerti sind zwar gut hörbar, aber genauso schnell wieder vergessen, weil sie zwar den kompositorischen Regeln ihrer Epoche folgen, aber wenig Eigenständigkeiten besitzen.
Das Ensemble Concerto Köln, das zu den Spezialisten der historischen Aufführungspraxis gehört, wurde hier von Konzertmeisterin Anna Dimitrieva geleitet und von fünf Musikern der Duisburger Philharmoniker verstärkt. Schließlich plant man eine langfristige Kooperation. Die unbekannten Werke werden mit rauem und kernigem Streicherklang musiziert. Da ein Großteil der Musiker stehend musiziert, wird die Energie der Musik auch in der Körpersprache des Ensembles sichtbar.
Kammerkonzert in Duisburg: Verwirrung vor der Pause
Die flinken Allegro-Sätze werden mit starken rhythmischen Akzenten begleitet, die Adagio-Mittelsätze erhalten eine warme akkordische Grundierung. Auch zwei spezielle Barock-Instrumente sind dabei: Sören Leupold an der Laute setzt oft kräftige perkussive Akzente, welche die Musik vorantreiben. Marta Dotkus am Cembalo verleiht der Musik die besondere barocke Färbung.
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Aufhorchen lässt dann Clara Blessing an der Barockoboe im Concerto Es-Dur von Giuseppe Sammartini. Das historische Instrument klingt holziger als seine moderne Ausführung und nähert sich in den lauten Tönen einer Trompete an. Clara Blessing lässt ihre Oboe in der langsamen Eröffnung lyrisch aufblühen, in den schnellen Sätzen rollen die Läufe virtuos dahin.
Etwas Verwirrung gibt es kurz vor der Pause, weil das im Programmheft stehende Concerto F-Dur von Giuseppe Torelli nicht gespielt wird, sondern schon das Concerto d-Moll von Antonio Vivaldi erklingt. Diese Musik ist dann aber ein kompositorischer Qualitätssprung. Obwohl Vivaldi ein Vielschreiber war, besitzt dieses Stück prägnante Momente, so liefern sich Anna Dimitrieva und Jörg Buschhaus ein rasantes Geigenduell, bei dem sich die Melodien hinterherjagen. Auch Cellist Alexander Scherf am Cello steuert ein virtuos wirbelndes Solo bei.
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Am Ende gibt es Barockmusik in höchster Ausführung zu hören
Mit dem Concerto grosso F-Dur und dem Konzert für Oboe, Violine und Streicher BWV 1060R von Johann Sebastian Bach ist dann Barockmusik in ihrer höchsten Ausführung zu hören. Das Bach-Konzert ist eigentlich als Konzert für zwei Cembali überliefert, geht aber nach neuerem Forschungsstand auf ein Werk für Oboe und Violine zurück, dessen Rekonstruktion von Concerto Köln mit Anna Dimitrieva und Clara Blessing als Solisten gespielt wird. Wie sich die Solostimmen mit dem Orchester verbinden und dann wieder lösen, ist faszinierend. Die beschwingten Solopartien werden von beiden Musikerinnen mit großer Spielfreude umgesetzt.
Für die beiden Solistinnen und das gesamte Concerto Köln gibt es in der gut besuchten Mercatorhalle viel Beifall. Als Dank gibt es als Zugabe einen Ausschnitt aus der Bach Adventskantate „Bereitet die Wege“.