Duisburg. . Beim 6. Philharmonischen Konzert rücken das Orchester und sein künftiger GMD mit Bruckner und Weger und ihre Qualitäten ins beste Licht.

Axel Kober am Pult der Duisburger Philharmoniker bietet ein vertrautes Bild. Als Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein und derzeitiger Chefdirigent verbindet ihn mit den Philharmonikern eine gut zehnjährige Zusammenarbeit. Die könnte sich mit Kober als neuen Duisburger Generalmusikdirektor noch intensivieren. Eine solche auf ungewöhnliche Treue basierende Entwicklung bildet im schnelllebigen Musikalltag eine Ausnahme.

Unter diesem Aspekt verdiente das 6. Philharmonische Konzert in der voll besetzten Mercatorhalle besondere Aufmerksamkeit, auch wenn Kober nicht mit spektakulären Überraschungen auffuhr. Weder was das Programm mit Werken von Carl Maria von Weber und Anton Bruckner angeht noch die bekannten musikalischen Tugenden des Dirigenten. Axel Kober garantiert solide ausgearbeitete Interpretationen in der hoch geachteten deutschen Kapellmeister-Tradition. „Mehr sein als scheinen“, mit dieser preußischen Tugend gelang es Kober nicht zuletzt, sich als Wagner-Dirigent in Bayreuth und an der Wiener Staatsoper internationale Reputation zu verschaffen.

Und der mittlerweile gewaltige Erfahrungsschatz Kobers im Umgang mit der deutschen Spätromantik schlug sich jetzt auch in der Interpretation von Anton Bruckners 7. Symphonie nieder, die nicht nur durch genaue Werkkenntnis und souveräne formale Übersicht überzeugen konnte, sondern auch durch Kobers Umgang mit dem Orchester. Ihm gelingt, das hohe Spielniveau zu wahren und das Beste aus den Musikern zu kitzeln.

Und damit bereiten die Philharmoniker höchstes Hörvergnügen. Nicht nur die exzeptionell hervorragenden Holzbläser, sondern auch die anderen Instrumentengruppen, die Kober so geschickt steuert, dass auch in den dynamischen Höhepunkten eine erfreuliche klangliche Transparenz gewahrt bleibt. Dass die Akustik der Mercatorhalle ein recht helles Timbre fördert, führt teilweise zu scharfen Klangergebnissen, wo wärmere Töne angesagt wären. Damit können aber alle Beteiligten leben. Die Musik entfaltet sich dennoch in einem breiten, stets kontrolliert geführten Strom, dem Kober viel Luft zum Atmen lässt. Und davon profitiert insbesondere das überirdisch schöne Adagio, das die Duisburger geradezu in Samt und Seide kleideten.

Klarinettist von souveräner Klasse

Das hohe künstlerische Potential der Musiker spiegelt sich auch in grandiosen solistischen Leistungen wider. Seit 2016 führt Christoph Schneider als Nachfolger des ebenfalls erstklassigen Jens Thoben die Klarinetten-Gruppe an. Es gibt wenige Werke, die die Vielfalt des Instruments von der heimeligen Kantilene bis zur kecken, hoch virtuosen Koloratur so ergiebig ausschöpfen wie Webers 1. Klarinettenkonzert. Schneider bewältigt die anspruchsvollen Aufgaben mit nahezu perfekt anmutender Souveränität, wobei seine Sensibilität für feinste Klangschattierungen bis hin zu tragfähigen Pianissimi an der Grenze der Hörschwelle die Klasse des Musikers eindrucksvoll unterstreicht.

Eröffnet wurde der Abend mit Webers Ouvertüre zum „Freischütz“. Auch hier gab es Delikatessen im Hörner-Quartett und an der Solo-Klarinette zu genießen.

Begeisterter Beifall für ein Konzert, das die Qualitäten des Dirigenten und des Orchesters ins Licht rückte.

>>>Neues Konzept mit „Erstem Gastirigenten“

Der Kulturausschuss beschließt am 19. Februar, dass Axel Kober für drei Saisons bis 2022 zum GMD der Duisburger Philharmoniker ernannt wird. Wegen seiner Verpflichtungen an der Deutschen Oper am Rhein und Anfragen renommierter Häuser könne er aber nicht mehr als vier Konzerte pro Saison dirigieren. Deswegen gibt es ein auf seine Person zugeschnittenes neues Dirigentenkonzept: In jeder Amtszeit Kobers gibt es einen „Ersten Gastdirigenten“, der drei Philharmonische Konzerte dirigiert.