Duisburg. „Ich habe mich wie Dreck gefühlt“, sagt DVG-Fahrerin Tatjana Pannek über einen Ekel-Angriff auf der Duisburger Linie 901. So erinnert sie sich.
Tatjana Pannek ist seit viereinhalb Jahren Bahnfahrerin bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). Sie sitzt auf Fahrten der Linien 901, 903 und U 79 in der Fahrerkabine – manchmal frühmorgens, manchmal spätabends oder eben am Tag. „Ich fahre die Leute gerne, mag es, sie sicher an ihr Ziel zu bringen“, sagt sie. Und dass obwohl sie dabei täglich Beleidigungen oder Schlimmeres erlebt. Wenn sie von einem Vorfall kurz vor dem Weihnachtsfest 2022 berichtet, kommen der Bahnfahrerin dann aber die Tränen.
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An diesem Dezembertag fuhr Pannek auf der Linie 901, die von Mülheim nach Obermarxloh führt. Ein Fahrgast machte die Fahrerin darauf aufmerksam, dass sich ein Mann nicht an die obligatorische Maskenpflicht im ÖPNV halten würde.
Pannek bat den Maskenverweigerer daraufhin freundlich darum, die Maske aufzusetzen. Seine Reaktion: Der Fahrgast beschimpfte sie als „alte Schlampe“, zeigte in der anschließenden Diskussion keine Einsicht. Tatjana Pannek sah sich daher gezwungen, den Mann aus der Bahn zu verweisen. Aber auch dieser Anweisung kam er nicht nach. Als Pannek dann über die Leitstelle der DVG die Polizei anfordern wollte, verfolgte der Unruhestifter sie und spuckte ihr von hinten in den Nacken. „Niemand in der Bahn hat eingegriffen, ich stand alleine mit diesem aggressiven Herrn da“, erinnert sich die Bahnfahrerin.
Trotz Spuckattacke: DVG-Fahrerin bringt ihre Fahrgäste ans Ziel
In diesem Moment hätte Tatjana Pannek am liebsten die Bahn räumen lassen und die Fahrt beendet, was im Bereich ihrer Möglichkeiten gelegen hätte. Aber: „Mit der Spucke im Nacken habe ich meine Fahrgäste bis zum Endziel gebracht.“ Ihr Pflichtbewusstsein überwog der Wut und der Enttäuschung.
Nach ihrer Schicht fuhr sie nach Hause und nahm eine heiße Dusche. Wenn sie heute auf den Vorfall zurückblickt, stockt ihre Stimme, ihre Augen werden feucht: „Ich habe mir den Dreck runtergespült, denn so fühlte ich mich: wie Dreck.“
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Erfahrungen wie sie hätten auch ihre Kolleginnen und Kollegen bereits gemacht, erklärt Tatjana Pannek. Im Fahrerkreis tausche man sich drüber aus. „Manche von uns macht das krank“, so die Duisburgerin, die sich von ihren Fahrgästen mehr Respekt wünscht – und auf Veränderungen hofft. Aktuell sagt sie: „Wenn ich in die Kabine steige, setzte ich eine Maske auf, um mich zu schützen.“ Und auf diesen Schutzmechanismus, der nichts mit einer Maskenpflicht zu tun hat, würde sie gerne verzichten.