Duisburg. . Heinz Bieske ist seit 40 Jahren in der stolzen Duisburger Gesellschaft aktiv. An der Wiege hat das dem gebürtigen Schleswiger niemand gesungen
Heinz Bieske wurde 1944 in Flensburg geboren. Die Stadt erfreut sich durch das Lieblingsbier einer Comic-Figur und die weniger beliebte Verkehrssünderkartei einer gewissen Bekanntheit. Für Karneval ist die Region im Norden der Republik weniger berühmt. Dennoch ist Heinz aus dem Brauchtum und insbesondere aus der Prinzengarde der Stadt Duisburg nicht wegzudenken. Seit 40 Jahren ist er aktiv. Und entwickelt sich gerade zum Gedächtnis des Vereins.
Dem Umzug der Eltern war es zu verdanken, dass der 19-jährige Heinz am Niederrhein landete. Da dachte er noch nicht an Karneval. Er zog erst eine andere Uniform an: Acht Jahre diente Heinz Bieske bei der Sanitätstruppe der Bundeswehr. Danach arbeitete er bis zur Rente als OP-Fachkrankenpfleger in verschiedenen Kliniken.
Ein närrischer Macher
„Ein Kumpel hat mich Ende der 70-er Jahre zum Karneval gebracht“, berichtet Heinz Bieske. „Ich landete in der Prinzengarde.“ 1978 trat er als Fähnrich ein, hat es inzwischen zum Generalmajor gebracht. Eine beachtliche Karriere für einen ehemaligen Feldwebel. Doch Heinz winkt ab: „Der Dienstgrad ist total egal. Wichtig ist, dass es Spaß macht.“ Spaß gemacht hat es ihm immer. „Vor allem in den ersten zwei Jahren“, erklärt er verschmitzt lächelnd. „Da durfte ich einfach nur so den Karneval in vollen Zügen genießen.“
1980 holte ihn Wolfgang Hübner, damals Präsident der Prinzengarde und Leiter des Duisburger Rosenmontagszuges, in die Zugleitung. „Da habe ich 20 Jahre lang mitgearbeitet.“ Parallel dazu kümmerte sich Bieske um den Wagenbau der Garde, später auch um die Bühnen-Dekoration. Zwei Jahrzehnte lang war er Regieassistent bei den Sitzungen. „2016 habe ich gedacht, ich könnte langsam in den karnevalistischen Ruhestand gehen.“
Von wegen närrischer Ruhestand
Bieske irrte. „Den Rentner müssen wir von der Straße holen“, wurde im Vorstand gewitzelt. Und man trug Heinz einen neuen Job an: Leiter des Archivs der Prinzengarde. Das sitzt seit sechs Monaten in einem alten Firmengebäude in Meiderich Für den 73-Jährigen ist es fast ein zweites Zuhause.
„Das Archiv ist noch im Aufbau“, entschuldigt er sich und weist auf ein Chaos von Karnevalsorden aus acht Jahrzehnten. „Die muss ich noch sortieren.“ Was dadurch erschwert wird, dass viele Prinzengardisten ihre Keller aufräumen und Heinz sich ständig über neue Lieferungen jecken Altmetalls freuen kann. Daneben liegen Urkunden und Fotos und alle Unterlagen aus dem Vereinsregister.
Viele Erinnerungen werden wach
Säuberlich unter Glas lagern der erste Marschallstab der Garde, ein Dolch, mit dem sich jecke Generale schmückten und eine knallrote Litewka, wie sie Gardisten 1938 trugen. War das nicht das Gründungsjahr? „Am 8. Februar 1937 begleiteten fünf Berittene den Prinzen“, korrigiert Bieske wie aus der Konfetti-Kanone geschossen. „Der Verein wurde erst Mitte 1937 gegründet. Und hatte bei der Gründung schon über 100 Mitglieder.“ Das waren noch Zeiten.
Genau das denkt Heinz Bieske auch oft, wenn er sich in alten Zeitungsausschnitten oder vergilbten Vereinsheften verliert. „Ich sitze hier und lese so viel wie lange nicht mehr. Aber dabei kommen so viele Erinnerungen hoch“, erzählt er mit strahlenden Augen.
„Leute, räumt die Keller aus!“
„Bevor hier der falsche Eindruck entsteht: Wir sind ein Team im Archiv“, betont der 73-Jährige. Mit dabei sind Bernd Ryback, Presseoffizier der Prinzengarde, und Christoph Bieske. Der ist der Ehemann von Heinz und hatte deshalb wohl kaum eine Chance, sich gegen das neue Ehrenamt zu wehren.
Heinz Bieske ist mit der Welt zufrieden. „Der Job im Archiv macht so viel Spaß, das könnte ich noch 40 Jahre machen.“ Damit dürfte sich die Idee vom närrischen Ruhestand wohl erledigt haben. „Es wäre schön, wenn die Leute uns alles bringen, was zur Geschichte der Prinzengarde gehört: Uniformstücke, Orden, Programmhefte, Briefe und Fotos“, ruft Heinz Bieske zu weiteren Keller-Räumaktionen auf. „Melden kann man sich bei der Geschäftsstelle der Prinzengarde, Zur Wolfskuhl 44, Telefon 0203/449 77 364, oder unter www.prinzengarde-duisburg,de.“