Duisburg. „Die Schöne und das Biest“ im Theater am Marientor ist eine spektakuläre Show. Hält das Musical, was es verspricht? Eindrücke von der Premiere.

Kraftvolle Chöre und große Tanzszenen, aufwendige Kostüme und Bühnenbilder – die Musicalproduktion „Die Schöne und das Biest“ zieht alle Register, um Disneys Geschichte von der heilenden Kraft der Liebe zu erzählen. Neben den Hauptfiguren, der wunderschönen Belle und dem furchterregenden Biest, sind auch die anderen bekannten Protagonisten dabei: Teekanne, Leuchter und Uhr tanzen in verrückten Kostümen. Bei der Duisburger Premiere gab es Szenenbeifall und stehende Ovationen für die romantische Liebesgeschichte.

In einer französischen Dorfidylle wohnt die junge und schöne Belle bei ihrem Vater. Sie ist eine Außenseiterin, die lieber in der Welt der Bücher lebt als in der derben Dorfgemeinschaft. In der Nähe des Dorfes gibt es ein verwunschenes und von allen vergessenes Schloss. Hier lebt das Biest mit seinem Gefolge. Einst war es ein hartherziger Adeliger, bevor ihn der Fluch einer Zauberin in ein Wesen zwischen Mensch und Tier verwandelte. Auch sein Gefolge wird mehr und mehr zu Mischwesen. Erlösung finden alle nur, wenn das Biest zu einer bedingungslosen Liebe findet.

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Operettentheater bringt Disney-Klassiker nach Duisburg

Das Budapester Operettentheater hat diese märchenhafte Geschichte in deutscher Sprache mit einem großen Ensemble und Orchester auf die Bühne gebracht. Gespart wurde an nichts. Da gibt es große Wirtshaus-Szenen mit über 20 Mitwirkenden, die tanzen, singen und akrobatische Einlagen geben. Höhepunkt solcher Massenszenen ist ein Festmahl, das die Dienerschaft des Biests für Belle gibt. Neben dem sympathischen Kerzenständer Lumière (Ádám Bálint) tanzen allerlei Weingläser, Teller oder Löffel. Diese Szenen zeichnet große Sorgfalt aus, auch Licht und Kostüme sind mit Liebe zum Detail konzipiert.

Erste Annäherung: Belle verbindet dem Biest die Pfote.
Erste Annäherung: Belle verbindet dem Biest die Pfote. © Stefan Malzkorn

All das aber macht nicht allein den Reiz der Produktion aus. Es sind natürlich die süffigen Melodien und in erster Linie die Hauptdarsteller, die das Stück prägen. Belle (Flóra Széles) bezaubert durch liebreizendes Auftreten und geschmeidigen Gesang. Sándor Barkóczi bewegt sich als Biest wunderbar in seinem unförmigen Kostüm und schafft es, glaubwürdige Verzweiflung in seinen Gesang zu legen. Ganz langsam wandelt er sich von einer brüllenden Kreatur zu einem fühlenden Wesen.

„Die Schöne und das Biest in Duisburg“: Weitere Aufführungen

Sorgfältig sind auch die verschiedenen Stimmungen der Geschichte austariert. Ausgelassene Feste der Dorfbewohner können unter Führung des tumben, eitlen Muskelprotzes Gaston (Norman Szentmártoni) in Aggression umschlagen oder dramatische Momente sich in Komik auflösen. Als Belle dem von Wölfen verletzten Biest die Pfote verbinden will, wandelt sich sein Löwengebrüll plötzlich zum Quieken eines erschreckten Ferkels.

Das Biest findet erst dann Erlösung, wenn es bedingungslos geliebt wird.
Das Biest findet erst dann Erlösung, wenn es bedingungslos geliebt wird. © Stefan Malzkorn

Dem Budapester Operettentheater ist jedenfalls ein familientaugliches Musiktheater gelungen, das große Gefühle zeigt. Drama und Liebe zum Detail verbinden sich mit genretypischer Süße zu einem kurzweiligen Abend. Und mit der Süße ist es ja so eine Sache: Da gibt es die klebrige, vordergründige Variante, die vor allem zu Sodbrennen führt. Dagegen steht eine Süße, die mit vielfältigen Aromen verführt. Diese Produktion gehört eindeutig zur zweiten Variante.

Weitere Aufführungen im Theater am Marientor sind am 5. und 6. Januar um 19.30 Uhr sowie am 7. Januar um 14.30 und um 19.30 Uhr zu sehen. Für alle Aufführungen gibt es noch Restkarten unter www.tickets-direkt.de.

>>“DIE SCHÖNE UND DAS BIEST“: JAHRHUNDERTE ALTE GESCHICHTE

Die erste schriftliche Fassung der Geschichte von der Schönen und dem Biest entstand 1740. Die französische Schriftstellerin griff in ihrer „L’Histoire de la Bete“ den Stoff eines Volksmärchens auf.

Verfilmt wurde die Geschichte bereits fünfmal, bevor Disney sie als farbenfrohen Zeichentrickfilm mit viel Musik 1991 ins Kino brachte. 2017 folgte eine Variante als Realfilm mit Emma Watson, ebenfalls aus dem Hause Disney.

Seit 1994 gibt es auch eine Musicalfassung für die Bühne, die bislang 25 Millionen Menschen gesehen haben.