Duisburg-Ruhrort/-Laar. Ruhrort oder Laar – zu welchem Stadtteil gehört die Apostelstraße? Selbst eingefleischte Duisburger sind sich nicht einig. Wir lösen das Rätsel.
„Hören Sie mal“, sagt Wilhelm Berg. „Sie schreiben immer, dass die Apostelstraße zu Ruhrort gehört, aber das stimmt nicht.“ Berg ist fast 90 Jahre alt und – natürlich – treuer Zeitungsleser. Doch ihn stört, dass die Apostelstraße in Berichten immer wieder nach Ruhrort verortet wird. Denn als „Laarer Jung“ weiß Berg genau: „Die Apostelstraße gehört zu Laar! Und das Schwimmbad, in dem sich heute das Binnenschifffahrtsmuseum befindet, war früher das Laarer Schwimmbad.“
Bürgerverein Duisburg Laar und Binnenschifffahrtsmuseum sind sich nicht einig
Tatsächlich wird das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt, Apostelstraße 84, als eine der „wichtigen Adresse in Laar“ auf der Homepage der Bürgervereinigung Duisburg-Laar genannt. Andererseits beanspruchen die Ruhrorter das Gebäude Apostelstraße 84 für sich. Das Binnenschifffahrtsmuseum selbst erklärt auf seiner Webseite, auf Ruhrorter Boden zu liegen. Und beim Kraftwerk „Hermann Wenzel“ scheint alles möglich: Zumindest laut Wikipedia wird der Industriebau wahlweise „Kraftwerk Ruhrort“ oder „Kraftwerk Laar“ genannt.
Laar, Ruhrort oder beides? Was stimmt denn nun? Wir haben uns auf Spurensuche begeben und bei der Stadt nachgefragt.
Gabi Priem lacht. „Wie gut, dass es Stadthistoriker gibt!“ sagt die Stadtsprecherin. Für uns hat sie in Erfahrung gebracht: Die Grenze zwischen Ruhrort und Laar verlief bis zum 31. Dezember 1974 in der Mitte der Deichstraße „bis zu einem Punkt zwischen den Einmündungen der Kanzler- und der Florastraße“. Das bedeutet: Das gesamte Eisenbahnbassin und die Straße „Am Alten Hebeturm“ gehörten zu Ruhrort, die Badeanstalt (das heutige Museum) zu Laar.
Das Ruhrorter Schwimmbad wurde auf Laarer Gebiet gebaut
Jedoch sei das Stadtbad 1909/1910 von der Stadt Ruhrort geplant und erbaut worden. „Auch der Architekt, August Jording, war Ruhrorter“, erklärt Gabi Priem. Das Ruhrorter Schwimmbad baute er allerdings nicht auf Ruhrorter, sondern auf Laarer Gebiet, wahrscheinlich weil in dem dicht bebauten Ruhrort kein geeignetes Grundstück mehr zu finden war. „Die Ruhrorter werden das Bad deswegen immer ihrem Stadtteil zugeordnet haben, auch wenn es bis Ende 1974 amtlich im Nachbarstadtteil Laar lag“, so Priem.
Mit den Eingemeindungen am 1. Januar 1975 (unter anderem kamen früher selbstständige Gemeinde wie Homberg zu Duisburg) und der gleichzeitigen Neubildung von sieben Stadtbezirken wurde Ruhrort dem Stadtbezirk Homberg-Ruhrort zugeordnet und Laar dem Stadtbezirk Meiderich-Beeck. „Dabei wurde die Grenze derart gezogen, dass das Stadtbad und damit auch der südliche Teil der Apostelstraße – jedoch nicht das Kraftwerk Hermann Wenzel – dem Stadtteil Ruhrort zugeschlagen wurden, der wiederum im Stadtbezirk Homberg-Ruhrort lag“, erläutert Priem.
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Die Gründe dafür seien nicht bekannt. Die Grenze aber blieb seitdem unverändert: Bis heute gehört das Stadtbad-Museum zu Ruhrort.
Das Kraftwerk allerdings steht tatsächlich auf Laarer Gebiet, auch wenn es in offiziellen Pressemitteilungen des Betreibers Thyssenkrupp „Kraftwerk Ruhrort“ genannt wird. Wolfgang Wiese, Leiter Kraftwerke bei Thyssenkrupp Steel, weiß warum: Die Bezeichnung „Kraftwerk Ruhrort“ stamme aus der Zuordnung zum ehemaligen Thyssen-Stahl-Standort Ruhrort, der heute Arcelor Mittal sei.
Kein Wunder also, dass sich selbst eingefleischte Duisburger nicht einig sind, wo genau die Grenze zwischen Ruhrort und Laar verläuft. Vielleicht ein Trost: Am Ende kommt dann doch wieder alles zusammen. Duisburg eben!
>> Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Jahreszahlen
1908 bis 1910: Bau der Ruhrorter Badeanstalt (Jugendstil/Späthistorismus)
1910: Eröffnung der Badeanstalt
1946: Wiedereröffnung der Badeanstalt mit gemeinsamer Nutzung der Becken für Männer und Frauen
1986: Schließung des Hallenbades
1988: Gebäudekomplex wird unter Denkmalschutz gestellt
1998: Neu-Eröffnung des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt Duisburg-Ruhrort in der alten Ruhrorter Badeanstalt
2004: Umbau des ehemaligen Kesselhauses zum Museumsrestaurant