Duisburg. Bei einer Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum kann man viel über die Partnerschaften lernen. Was sie so besonders macht.
Schon seit Jahrhunderten pflegen die Stadt Duisburg und ihre Bürger Beziehungen in die weite Welt. Was mit Hansekaufleuten und Gerhard Mercator begann, entwickelte sich bis heute in gepflegte Partnerschaften mit Städten rund um den Globus. Bei einer Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen werden diese Beziehungen – ob positiv oder negativ geprägt – eingehend aufgearbeitet und erklärt. Gästeführer und Hobby-Historiker Harald Küst geleitet durch ein Stück Stadtgeschichte und beginnt dabei ganz vorn: im 16. Jahrhundert.
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Gerhard Mercator – der wohl bekannteste Sohn der Stadt – war Kartograph und Globenhersteller. Durch seinen engen Kontakt zum englischen Meteorologen und königlichen Berater John Dee entwickelte sich eine wichtige Verbindung zwischen Deutschland und Groß-Britannien. Doch nicht nur das britische Königreich, sondern auch die Franzosen pflegten eine enge Beziehung nach Duisburg. Napoleon selbst war einmal zu Besuch. Denn während der französischen Besatzungszeit (1806-1813) galt in Duisburg das durch Napoleon veranlasste Tabakhandelsverbot. Da der deutsche Tabakproduzent Böninger beinahe ein Drittel der Reichsproduktion in Duisburg herstellte, erhoffte man sich Lockerungen. Vergeblich.
Warum Duisburg in den 1970er Jahren Togo unterstützte
Doch es gibt auch eine andere Seite der Geschichte. Als Kolonialmacht brachten die Deutschen sowohl das westafrikanische Togo als auch die ostchinesische Provinz Kiautschou unter ihre Kontrolle. Bis heute besteht eine Städtefreundschaft zwischen Duisburg und Quingdao, der Hauptstadt der Provinz Kiautschou. 1973 wurde auch eine Städtepartnerschaft mit Togos Hauptstadt Lomé besiegelt. „Die Duisburger wollten dem nach Demokratie strebenden Land helfen, schafften Ausbildungsplätze für Togolesen“, erklärt Harald Küst. Seit die Regierung in Togo sich von der Demokratie abgewendet hat, ruht die Städtepartnerschaft mit Lomé allerdings. Geblieben ist eine kleine togolesische Gemeinde in Duisburg.
Historisch geprägt sind auch die Partnerschaften mit Vilnius und Wuhan. „Die Duisburger haben während der sowjetischen Belagerung von Vilnius Hilfspakete geschnürt und eine Versorgungsbrücke gebaut“, erklärt Harald Küst. Das besiegelte die bis heute bestehende Partnerschaft zwischen den Städten. Die Verbindung nach Wuhan war eher wirtschaftlicher Natur. So errichteten die Firmen Mannesmann, Krupp und Thyssen gemeinsam das erste Kaltwalzwerk in Wuhan. Schließlich zogen etwa 300 Duisburger Ingenieure gemeinsam mit ihren Familien in die chinesische Metropole. Das schaffte neue Beziehungen.
Auch in den Westen pflegt Duisburg enge Beziehungen. Die französische Küstenstadt Calais gehört dazu, ebenso wie das englische Portsmouth. Das Besondere daran: Die Freundschaft zwischen Duisburg und Portsmouth entwickelte sich in der englischen Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Nur fünf Jahre, nachdem die Royal Air Force Duisburg in Schutt und Asche legte. Das kam durch die Freundschaft zwischen dem deutschen General Ravenstein und dem englischen Stadtkommandanten Hutchison und die, trotz Fraternisationsverbot, neu entstandenen deutsch-britischen Familien.
Freundschaften müssen gepflegt werden
Solche Partnerschaften zu führen, bedeutet auch, sie ordentlich zu pflegen. Das mache man vor allem mit kleinen oder großen Geschenken und gegenseitigen Besuchen. So ist der chinesische Garten im Duisburger Zoo beispielsweise ein Geschenk der Stadt Wuhan. Aber auch Austausch im Bildungsbereich sei wichtig, findet Harald Küst. Das Konfuzius-Institut an der Uni Duisburg ist das beste Beispiel.
Politisch verzwickte Situationen können Partnerschaften schon mal ins Wanken bringen. So gab es einen zwar höflichen, aber nicht besonders fruchtbaren Briefaustausch zwischen den Bürgermeistern von Duisburg und dem russischen Perm, ebenfalls eine Partnerstadt. Harald Küst hofft, dass zukünftige Partnerschaften aufgrund von Bürgerinitiative entstehen. „So etwas sollte nicht immer nur von oben entschlossen werden“, findet er. Die Partnerschaft zu der türkischen Stadt Gaziantep sei zum Beispiel durch den hohen Anteil türkischstämmiger Menschen in Duisburg geschlossen worden. Eine zukünftige Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt, sei deshalb durchaus denkbar.
>> Ausstellung läuft noch bis zum 8. Januar
Die Ausstellung kann noch bis zum 8. Januar besichtigt werden. Das Museum hat dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 10 bis 18 Uhr. An Silvester und Neujahr bleibt das Haus geschlossen. Der Eintritt für Erwachsene kostet 4,50 Euro. Jeden Donnerstag gilt: „Pay what you want“ – Besucher können den Eintrittspreis selbst bestimmen.