Duisburg. Unbekannte haben Tür und Briefkasten der Alevitischen Gemeinde in Rheinhausen mit roten Kreuzen beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt.
Unbekannte haben in der Nacht zum 23. Dezember rote Kreuze auf die Tür und den Briefkasten der Alevitischen Gemeinde Duisburg in Rheinhausen geschmiert. Der Vorstand der Gemeinde spricht von einem „Angriff“, die Solidarität am Freitag ist groß.
Zahlreiche Gemeindemitglieder sind am Freitagnachmittag in den Räumlichkeiten an der Friedrich-Alfred-Straße in Rheinhausen zusammengekommen, auch Oberbürgermeister Sören Link und der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir sind vor Ort.
Alevitische Gemeinde Duisburg: Gedenkveranstaltung am Abend zuvor
Die Tat erinnert an den Pogrom von Maraş in der Türkei – an das „Kahramanmaraş-Massaker“ gegen die alevitische Glaubensgemeinschaft in der Provinz Maras im Dezember 1978. „Zwischen dem 19. und dem 26. Dezember 1978 haben mehr als 100 Menschen alevitischer Herkunft durch Faschisten ihr Leben verloren“, erklärt Gemeindemitglied Mehmet Göktas. Auch die Türen der damaligen Opfer wurden vorher mit roten Kreuzen beschmiert, damit die Täter wussten, wo alevitische Familien wohnen.
Erst am Abend zuvor hatte in der Duisburger Gemeinde die jährliche Gedenkveranstaltung an das Massaker stattgefunden. Die Tat verurteilen die Aleviten zutiefst. Göktas: „Das ist einfach menschenverachtend, da müssen wir gegenstehen.“
Alevitische Gemeinde Duisburg spricht von einem „hässlichen Angriff“.
Die Gemeinde spricht von einem „hässlichen Angriff“. „Als Gemeinde haben wir das Traumata von 1978 noch nicht überwunden. Durch diese hässliche Aktion wurde der Mord an den Unschuldigen erneut ins Bewusstsein der Menschen gerufen“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Die Mitglieder möchten ein Zeichen für „Glaubensfreiheit, Demokratie und Gleichberechtigung“ setzen.
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Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link sagte, die „schockierende Nachricht“ habe ihn alarmiert. Die Alevitische Gemeinde sei „ein wichtiger Part hier in Rheinhausen“. Durch die unterschiedlichen Angebote, unter anderem im Jugendbereich, sei sie außerdem sehr präsent im Stadtteil. „Leider gibt es immer Leute, die andere Religionen nicht akzeptieren. Hier müssen wir als Stadtgesellschaft zusammenstehen“, betont Link. „Man kann nur hoffen, dass es bei einem Kreuz bleibt.“
Auch der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir betont, dass man auf der Seite von Religions- und Meinungsfreiheit stehe. „Wir gestatten nicht, dass Religionsgemeinschaften in Duisburg angegangen werden, das ist indiskutabel.“ Der historische Kontext der Tat lege nahe, dass es sich bei dem Angriff um einen „Einschüchterungsversuch“ handele. „Da gibt es keine andere Erklärung“, sagt Özdemir und spricht seinen Dank an die Polizei Duisburg aus.
Polizei Duisburg ermittelt nach Angriff auf Gemeinde
Diese war noch am Freitag vor Ort. Der Angriff ist zur Anzeige gebracht worden, bestätigten Beamte gegenüber der Redaktion. Da ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt mittlerweile der Staatsschutz der Polizei Duisburg. Zeugenhinweise nimmt die Polizei telefonisch unter 0203/2800 entgegen.