Duisburg. Der Weihnachtsmarkt bietet 2022 mehr Gastronomie und weniger Kunsthandwerk an. Besucher mit Kritik. Was Aussteller und Duisburg Kontor sagen.
Der Weihnachtsmarkt in Duisburg lockt noch bis zum 30. Dezember mit rund 120 dekorierten Holzhütten, geschmückten Tannen und Lichterketten in die Innenstadt. Doch der Zauber des Marktes mag nicht bei jedem Besucher ankommen, der Funke nicht überspringen, denn die Zusammensetzung der Weihnachtsmeile sorgt bei Lesern auch für Kritik.
Der Weihnachtsmarkt in Duisburg sei 2022 vielmehr eine „Aneinanderreihung von Glühwein- und Imbissständen“, schreibt Manfred Neumann in einem Leserbrief an diese Redaktion. „Die überdeutlich weniger als in den Jahren zuvor vorhandenen Verkaufsstände heben den Eindruck einer ‘Fressmeile’ leider nicht auf“, sagt der Duisburger. „Ein Riesenrad alleine macht noch keinen besonderen Weihnachtsmarkt aus“, schreibt Neumann, der auf dem Weihnachtsmarkt echten Event-Charakter vermisst.
Zahlen zeigen: Weniger Kunsthandwerk auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt
In der Innenstadt gibt es 14 Ausschankbetriebe, 40 Imbissbuden, 20 Kunsthandwerkerstände, zwei Sozialstände und zehn Wechselhütten, die sich Hobby-Künstler für kürzere Zeiträume anmieten können, informiert Veranstalter Duisburg Kontor. Hinzu kommen etwa Fahrgeschäfte für Kinder.
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Ein Vergleich der Jahre 2022 und 2016 zeigt, dass der Eindruck von Manfred Neumann nicht täuscht. Während 2016 noch 38 Prozent aller Stände Speisen und Süßigkeiten angeboten haben, waren es 2022 schon 47 Prozent der Stände auf dem Weihnachtsmarkt.
Stark rückläufig ist die Zahl der Stände, die Kunsthandwerk anbieten: Lag der Anteil 2016 noch bei 40 Prozent aller Stände, ist er 2022 laut Duisburg Kontor auf einen Anteil von lediglich 26 Prozent gesunken. Beim Getränkeausschank (18 Prozent) gab es keine Veränderung, gestiegen ist der Anteil der Kinderfahrgeschäfte (9 Prozent in 2022 zu 4 Prozent im Jahr 2016).
Weniger Bewerbungen aus dem Bereich Kunsthandwerk
Fest steht: Traditionelles Handwerk sorgt für Vielfalt und Ambiente auf einem Weihnachtsmarkt, denn ein Weihnachtsmarkt, der überspitzt nur Glühwein und Bratwurst anbietet, ist für viele Besucher nicht attraktiv. Auch Duisburg Kontor bestätigt, dass ein Interesse besteht, mehr Kunsthandwerk zu akquirieren. Doch bei den Marktbeschickern sei Kunsthandwerk „ein rückläufiges Gewerbe“, sagt Alexander Klomparend. „Einige haben während Corona aufgeben. Die wenigen, die es gibt, verteilen sich auf diverse Märkte“, ergänzt der Sprecher von Duisburg Kontor. Demnach sei auch die Zahl der Bewerber zurückgegangen.
„Kunden sagen, mehr Handwerk würde dem Weihnachtsmarkt guttun“, so eine Verkäuferin, die Lederwaren anbietet. Was den Umsatz angeht: Wie der Einzelhandel in der Innenstadt stehen auch die Aussteller in Konkurrenz zum Internet. Dennoch seien die Geschäfte 2022 besser als im vergangenen Jahr – jedoch nicht mit Vor-Corona-Zeiten zu vergleichen. Dies bestätigt auch eine zweite Verkäuferin, die Lichthäuser und Keramik anbietet.
Randstunden sind für Hütten mit Kunsthandwerk ein Minusgeschäft
Um eine Hütte mit Kunsthandwerk auf dem Weihnachtsmarkt wirtschaftlich zu betreiben, müssten auch die verpflichtende Öffnung zu den Randstunden überdacht werden. Dass freitags und samstags bis 22 Uhr die Buden besetzt bleiben müssen, sei für das Kunsthandwerk in den späten Stunden ein Minusgeschäft, so mehrere Standmitarbeiter.
„Zur Atmosphäre gehört, dass nicht nur Teile eines Weihnachtsmarktes geöffnet sind“, entgegnet Alexander Klomparend von Duisburg Kontor. Zudem gebe es auch für Glühweinbuden Zeiten, die unrentabel sein sollen. Wenn jeder nur noch dann öffnet, wenn es sich finanziell lohnt, würde ein „seltsames Bild“ entstehen, argumentiert Klomparend.
Da mit Handwerk im Vergleich zu Glühwein oder Essen deutlich geringere Umsätze erzielt werden, wird dies bei der Standmiete für die Händler berücksichtigt. Duisburg Kontor nennt dabei keine konkreten Zahlen. Wenngleich eine Entscheidung noch nicht feststeht, so könnten 2023 die Gebühren steigen, sagt Duisburg Kontor. Welche Auswirkungen dies für das Kunsthandwerk hätte, ist unklar. Eine „moderate Erhöhung“, so Klomparend, würde jedoch nur „im Dialog mit Beschickern“ entschieden werden.
>> Hochkarätige innerstädtische Konkurrenz
- Kunsthandwerk werde von Besuchern des Weihnachtsmarktes zwar geschätzt, doch sie würden deshalb nicht gezielt zur Königstraße kommen, sagt Alexander Klomparend.
- Anders sei die Situation beim Lichtermarkt im Landschaftspark Nord. Dort ist Kunsthandwerk ein Alleinstellungsmerkmal und auch ein Grund für den Besuch.
- Für die 110 Aussteller sei es eine „wirklich lohnende Geschichte“, sagt Klomparend. Mit 30.000 Gästen gab es 2022 auch einen Besucherrekord.
- 2022 hat auch der Sommermarkt im Landschaftspark seine Premiere gefeiert. Der Kunsthandwerkermarkt wird im Juli 2023 wieder stattfinden.