Duisburg. Die Kantorei Duisburg führte erstmals seit 2019 Bachs Weihnachtsoratorium in der Salvatorkirche auf. Was gelang und berührte, was schmerzte.

Eigentlich ist die Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Adventszeit in der Salvatorkirche Tradition, doch wegen der Corona-Pandemie musste die von Marcus Strümpe geleitete Kantorei pausieren. Nun erklang das beliebte Stück zum ersten Mal seit 2019 in der Kirche am Burgplatz.

Neu ist diesmal, dass es einen Einheitspreis für alle Plätze gibt. Der Großteil der Besucher entscheidet sich für das Mittelschiff, wo es die volle Sicht auf Chor, Orchester und Solisten gibt, man aber aufgrund der unbequemen Bänke spätestens nach einer halben Stunde Rückenschmerzen bekommt.

Im Seitenschiff sind die Plätze in den vorderen Reihen gefragt, wo zwar mal eine Säule im Weg steht, man aber einen Großteil des musikalischen Geschehens beobachten kann. Unbestreitbarer Vorteil des Seitenschiffs sind die Klappstühle, auf denen man die Sitzposition wechseln und sich sogar zurücklehnen kann.

Duisburg: Weihnachtsoratorium in der Salvatorkirche mit selbstbewusstem Chor

Mit wuchtigen Paukenschlägen und jubelnden Trompetenklängen beginnt das Weihnachtsoratorium, und der Chor stürzt sich mit Begeisterung in das „Jauchzet, frohlocket“. Chorleiter Marcus Strümpe führt seinen engagiert singenden Chor sicher durch die komplizierten Verästelungen von Bachs Musik. Dass der Chor dieses Stück zwei Jahre nicht aufführen konnte, merkt man ihm nicht an, so selbstbewusst singen die Damen und Herren das Stück.

Die Kantorei hatte Bachs Weihnachtsoratorium seit 2019 nicht mehr in der Salvatorkirche aufgeführt.
Die Kantorei hatte Bachs Weihnachtsoratorium seit 2019 nicht mehr in der Salvatorkirche aufgeführt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die vier Solisten sind gut ausgewählt: Dorothea Brandt gefällt mit ihrem schönen und klaren Sopran. Altistin Irina Markarova artikuliert sorgfältig und verzichtet auf eine übertriebene Dramatik, die dem Stück nicht guttun würde.

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Tenor Martin Koch von der Kölner Oper füllt die Rolle des Evangelisten als Erzähler gut aus. An einigen Stellen setzt er mit kleinen Verzögerungen Akzente. Bachs Verzierungen gehen ihm gut durch die Kehle.

Markant und textverständlich gestaltet Bassist Sebastian Klein seinen Part. In den Koloraturen der Arie „Großer Herr und starker König“ zeigt er gute Geläufigkeit.

Der Chor bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Salvatorkirche am Samstag, 10. Dezember.
Der Chor bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Salvatorkirche am Samstag, 10. Dezember. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Berührende Arien und großer Beifall

Besonders berührend sind die Arien, in denen der Gesang mit einem solistischen Instrument des aus Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker besetzen Orchesters in einen Dialog tritt.

So in der Alt-Arie „Schließe, mein Herz, dies selige Wunder“, in der Konzertmeister Daniel Draganov seine Geige nachdenklich funkeln lässt. (Draganov spielt zwar schon seit 2009 im Orchester der Deutschen Oper Berlin, doch wie schon in früheren Jahren ist der Geiger, der 15 Jahre bei den Duisburgern Philharmonikern spielte, an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt.)

Am Ende gibt es großen Beifall in der Salvatorkirche für alle Beteiligten. Marcus Strümpe lässt seinen Chor als Zugabe noch einmal das „Jauchzet, frohlocket“ anstimmen.

Chor und Orchester in der Salvatorkirche.
Chor und Orchester in der Salvatorkirche. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz