Duisburg. Duisburgs Stadtarchäologen präsentieren in Band 6 der Buchreihe „Dispargum“ ihre neuesten Forschungen. Spektakuläres entdeckten sie am Burgplatz.
Sie sichern und untersuchen Reste von Bauten und Siedlungsstrukturen, die von der Römerzeit bis hin zur Industrialisierung reichen. Oder sie analysieren Forschungsberichte zu archäologischen Themen in Duisburg. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtarchäologie Duisburg an neuen Erkenntnissen gewonnen haben, ist in dem Band sechs der Reihe „Dispargum“ zu lesen.
Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn und Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz haben den rund 280 Seiten starken Band vorgestellt. Das Buch beweise die Vielfalt und die Bedeutung der Stadtarchäologie für Duisburg, erklärte Bürgermeisterin Klabuhn. Es wecke zudem Stolz auf die historischen Wurzeln der Stadt. „Da müssen Sie in Deutschland lange suchen, um einen Band in einer solchen Qualität und in einem solchen Umfang zu finden“, blickt der Herausgeber Dr. Kai Thomas Platz durchaus selbstbewusst auf das im Jahresrhythmus erscheinende Werk.
Insgesamt 31 archäologische Aktivitäten zählen Brigitta Kunz und Anke Berkenhaus von der Stadtarchäologie Duisburg für das Jahr 2021 im gesamten Stadtraum. Ein halbes Dutzend Grabungen haben sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen selbst durchführen können, den Rest erledigten auf Archäologie spezialisierte Firmen.
Kellergewölbe an der Koloniestraße in Duisburg-Neudorf entdeckt
Die Anlässe für diese Arbeiten sind oft banal. Der Abriss eines Hauses, Verlegungen von Abwasserleitungen oder der Bau einer Ladestation für E-Autos auf dem Burgplatz können die Archäologen auf den Plan rufen. Manche dieser Arbeiten und ihre wissenschaftlichen Analysen sind in den elf Beiträgen von „Dispargum“ näher beschrieben.
Marius Kröner und Brigitta Kunz haben sich mit historischen Gewölbekellern beschäftigt, wie sie auf einer Brache an der Wintgensstraße, aber auch im gesamten Stadtgebiet entdeckt wurden. Solche Keller sind oft auch in veränderter Form unter zeitgenössischen Gebäuden erhalten. Sie geben Auskunft über nicht mehr erkennbare Siedlungsstrukturen oder Dorfkerne aus der vorindustriellen Zeit. Alte Kataster aus den 1830er Jahren helfen beim Auffinden und Einordnen solcher Gebäudereste.
Zeuge einer gezielten Ansiedlung von Menschen aus der Pfalz gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist ein Keller an der Koloniestraße 99. Unter dem Gebäude fand sich der letzte Gewölbekeller, der auf die Kolonie von Neubürgern aus der Pfalz verwies. Sie gaben dem Stadtteil seinen heutigen Namen „Neudorf“. Peter Tack hat dieses Relikt preußischer Binnenkolonisation beschrieben.
„Sensationelle Ergebnisse“ am Duisburger Burgplatz
Geradezu ins Schwärmen gerät Kai Thomas Platz, wenn er von den Grabungen am Burgplatz spricht. „Sensationelle Ergebnisse“ hätten diese Arbeiten gebracht, wie etwa ein Straßenpflaster aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Eine Luftaufnahme dieser Grabung ziert das Cover des Buches. Das Buch ist sicher nicht zum entspannten Schmökern bestimmt. Es versammelt wissenschaftliche Erkenntnisse zu menschlichen Siedlungen im Raum der heutigen Stadt. Die Spuren reichen zurück bis in die Römerzeit, wie Marius Kröner in seinem Aufsatz über das Kleinkastell Werthausen aufzeigt.
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Dieses heute nur als gestrichelte Linie auf einer Straße erkennbare Kastell war Teil des Niedergermanischen Limes. Der Band 6 der Reihe „Dispargum – Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie“ ist etwa ab dem 19. Dezember über den Buchhandel zu beziehen. Die rund 280 Seiten im Format DIN A 4 kosten 39 Euro.
>>Das steckt hinter dem Titel „Dispargum“
- Der Titel der Buchreihe zur Duisburger Stadtarchäologie spielt auf das „Dispargum castrum“ an, das im 5. Jahrhundert Hauptsitz des ersten Merowingerkönigs Chlodio war. Ob damit aber tatsächlich das Duisburg am Rhein gemeint war, wird von Historikern seit über 100 Jahren diskutiert. In Frage kämen auch Orte in Belgien oder den Niederlanden.
- Doch Dr. Kai Thomas Platz ist sich sicher: Gemeint ist Duisburg. Sein Argument: Eine Chronik berichtet, dass Chlodio eine Stadt im heutigen Belgien überfallen habe und dazu den Rhein überquert musste. Damit seien die linksrheinischen Orte aus dem Rennen, so seine Überzeugung.