Duisburg. Was kommt nach dem Tod? Mit dieser Frage hat sich der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke in Duisburg beschäftigt. Seine Antworten geben zu denken.

In die Reihe der Kanzelredner in der evangelischen Salvatorkirche passte am Totensonntag der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke besonders gut. Er beschäftigte sich mit der Frage: „Was kommt nach dem Tod?“ Ein Heimspiel für den renommierten Wissenschaftler, vereidigten Sachverständigen für biologische Spuren, Autor und Vortragsreisenden in Sachen Tod und Vergänglichkeit.

Gastgeberin des Abends war die Obermeidericher Pfarrerin Sarah Süselbeck, die sich als Fan des tätowierten Kölners outete, der auch als Spaßpolitiker aktiv ist. Sie sagte bei ihrer Begrüßung: „Was dich so ungeheuer sympathisch macht, ist deine vorurteilsfreie Offenheit gegenüber anders tickenden und anders denkenden Menschen. Vielleicht ist diese Eigenschaft ja bei Kölnern genetisch.“

Benecke zeigte sich beeindruckt von der „gewaltigen Andacht“, in die seine Rede eingebettet war. Die wurde musikalisch getragen vom Ensemble Salvocal unter der Leitung von Marcus Strümpe. Der Chor brachte mit Musik aus dem deutschen Requiem von Brahms die Aussage „Alles Fleisch ist wie Gras“ mit mächtigen Paukenschlägen zu Gehör.

Benecke in Duisburg: „Wir werden auf jeden Fall verschwinden“

Ein guter Anknüpfungspunkt für Benecke, um die menschliche Vergänglichkeit bildlich darzustellen. Seinen Vortrag begleiteten Projektionen vertrockneter, verflüssigter und besiedelter Leichen in allen Stadien des Vergehens. „Wir Menschen spielen auf der Erde gar keine Rolle. Wir werden auf jeden Fall verschwinden, das ist sicher und die Schicht, die wir hinterlassen, wird dünn sein“, sagte er trocken.

Wo andere eine unsterbliche Seele vermuten, sieht Benecke fasziniert dem Molekül Adenosintriphosphat (ATP) bei der Arbeit zu, das lebenslang die Energie bereitstellt, die alle Zellen des Körpers brauchen. Dieser mächtige Stoffumsatz endet im Moment des Todes. „Das Eisen, das wir zum Atmen brauchen kommt beispielsweise nicht von der Erde, wir könnten gar nicht existieren, wenn nicht alles in einem ewigen Kreislauf wäre“, führte er aus.

Dr. Mark Benecke bei seiner eindrücklichen Rede in der Duisburger Salvatorkirche.
Dr. Mark Benecke bei seiner eindrücklichen Rede in der Duisburger Salvatorkirche. © Michael Korte

Wenn es doch messbar zwingend sei, dass wir die Erde durch die Nutzung tierischer Produkte zerstören, dann sei eben der einzige Weg, auf tierische Produkte zu verzichten. Aber solche guten Vorsätze müsse man dann auch konsequent umsetzen, „sonst labert man bloß rum und bewegt gar nichts.“ Menschliche Versuche, sich dem Kreislauf zu entziehen, seien eher nicht erfolgreich.

Eichensärge mit Bleiauskleidung, wie sie von manchen Würdenträgern bevorzugt würden, führten aus Insektenmangel lediglich dazu, dass der Körper in eine cremige Masse zerlaufe, aus der dann die Knochen herausstünden, schildert der Biologe ebenso fröhlich wie anschaulich.

Biologe siegt Einäscherung besonders kritisch

Die Einäscherung von Toten sieht Benecke besonders kritisch. „Das ist totaler Quatsch, weil es gute Biomasse vernichtet und giftige Gase erzeugt.“ Dann schon lieber ein biologischer Sarg aus Pilzgeflecht. „Die Pilzsorte kann man sogar essen.“

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Was also soll der Mensch tun, angesichts der überwältigenden Fäulnis ringsum? „Die Fäulnis sehen ja nur noch die Berufsgruppen, die die ganzen vergessenen Toten finden. Solche, die manchmal jahrelang in ihren Wohnungen rumgelegen haben. Um die sollte man sich zu ihren Lebzeiten viel besser kümmern und sie nicht so vereinsamen lassen. Wussten Sie, dass wir etwa zehntausend Selbsttötungen im Jahr haben, eine gewaltige Zahl,“ gab Benecke seinen knapp 250 Zuhörern zu bedenken.

>>Bibelzitat auf dem Stern am Dom

  • Mark Benecke ist einer der Spender für die Kulturstiftung zur Erhaltung des Kölner Doms „11.000 Sterne für den Dom“.
  • Sein Stern liegt vor dem Maternus-Portal. Außer seinem Namen ist dort der Hinweis auf den vierten Vers des biblischen Psalms 90 eingraviert: „Denn tausend Jahre vergehen vor deinen Augen, als wäre es gestern gewesen. Sie gehen so schnell vorbei wie eine Nachtwache.“