Duisburg. Die Deutsche Oper am Rhein und die Duisburger Philharmoniker haben einen besonderen Abend auf die Bühne gebracht. Was bei Musicalhits anders war.

Während die anderen Opernhäuser der Region regelmäßig Musicals auf den Spielplan setzen und damit große Erfolge feiern, gehört diese Kunstgattung nicht zu den Kernkompetenzen der Deutschen Oper am Rhein. Für das Ensemble und die Duisburger Philharmoniker stellte das Konzert „The Golden Age of Broadway“ auf der großen Bühne des Duisburger Theaters somit eine besondere Herausforderung dar.

Als Gastdirigent steht Peter Christian Feigel am Pult der Duisburger Philharmoniker. Seine künstlerische Heimat ist die Dresdener Staatsoperette. Direkt mit Richard Rogers Ouvertüre zu „Caroussell“ beweist er, welch großartiger Motivator und Orchesterleiter er ist. Die Streicher spielen beschwingt auf, die Perkussion treibt die Musik voran, und Holz- und Blechbläser geben bunte Farbakzente.

Die Duisburger Philharmoniker, die bei der Ruhrtriennale und beim NOW-Festival der Essener Philharmonie kürzlich erst ihr Können in den vertrackten Gefilden der zeitgenössischen Musik bewiesen haben, finden aber sofort den richtigen Ton für das Musical und sind die Stütze des ganzen Abends.

„The Golden Age of Broadway“ in Duisburg: Musical-Songs groß ausgesungen.

Werden Musicals sonst mit leichtstimmigen Sängern und manchmal sogar Schauspielern besetzt, so bekommt man von den Akteuren der Rheinoper die Musical-Songs groß ausgesungen präsentiert. Wenn Sarah Ferede „So in Love“ aus „Kiss me, Kate“ interpretiert, glaubt man sich in der tiefen Lage in einen Nachtclub versetzt, in der Höhe aber in die Oper.

Bariton Jake Muffet fühlt sich in der Musical-Welt offensichtlich wie zu Hause: Für „Where Is the Life That I Led“ findet er einen leichten und komödiantischen Tonfall, bei dem er die langen Töne zu kauen scheint. Neben „Kiss me Kate“ erklingen auch Melodien aus anderen Klassikern des Genres: Valerie Eickhoff singt „I Could Have Danced All Night“ aus „My Fair Lady“ mit jugendlichem und frischem Sopran. Andrés Sulbarán stimmt „On the Street Where You Live“ mit verliebtem Überschwang an, und Torben Jürgens gibt einen gewitzten Vater Doolittle mit „Get Me to the Church on Time“.

Die Duisburger Philharmoniker standen diesmal unter der Leitung Feigels.
Die Duisburger Philharmoniker standen diesmal unter der Leitung Feigels. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Eine schöne Idee, die sich durch den ganzen Abend zieht, ist hier, dass die Kollegen, die sonst in großen Opernpartien auf der Bühne stehen, in die Rolle des Chores schlüpfen. Bei einer Musical-Gala darf natürlich auch Leonard Bernstein nicht fehlen, der ein Grenzgänger zwischen Oper und Musical war: Dies merkt man auch dem Song „Lonely Town“ an, in dem Jorge Espino seinen großen Bariton zum Glühen bringt. Bei den Ausschnitten aus „West Side Story“ hört man sogar, wie viel Oper in dieser vermeintlich leichten Muse steckt: David Fischer stimmt mit kraftvollem und perfekt sitzendem Tenor „Maria“ an. Viel Gefühl beweist der junge Tenor auch in den beiden Liebesduetten mit Lavinia Dames, die mit klarem Sopran hervorsticht.

Kirchmeier zeigt sich als gute Wahl

Mit Carsten Kirchmeier hat die Rheinoper auch den passenden Moderator für dieses Format gefunden: Treten bei anderen Galas oft bekannte Fernsehgrößen auf, die ihre Texte von anderen Leuten geschrieben bekommen, so steht mit Carsten Kirchmeier ein Fachmann auf der Bühne: Kirchmeier inszeniert regelmäßig am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier und ist studierter Theaterwissenschaftler.

Seine Moderationen kommen ebenso unterhaltsam wie informativ daher. Wenn Morenike Fadayomi, die ihre Karriere mit dem Musical „Les Miserables“ in Wien begann, „Summertime“ von George Gershwin anstimmt, ist das immer ein Erfolgsgarant. Ebenfalls aus „Porgy and Bess“ stammt „Bess you is my woman now“, dass Luke Stoker mit weichem Bariton schmachtet.

Zum Finale räumt Fadayomi noch einmal groß mit „Hello Dolly“ ab. Da wird das gesamte Ensemble vom Publikum einhellig gefeiert, so dass es vom gesamten Ensemble als Zugabe „There´s No Business Like Show Business“ gibt.

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Wenn es nach dem Beifall des Duisburger Publikums geht, könnte die Rheinoper auch mal ein großes Musical auf die Bühne bringen.

>>Feigel arbeitete schon mit Netrebko und Maffay

  • Der in Lippstadt geborene Dirigent Peter Christian Feigel studierte in Detmold und Bielefeld. Seit 2010 ist er 1. Kapellmeister der Staatsoperette Dresden, aber auch an der Komischen Oper Berlin ist er regelmäßig zu erleben.
  • Bei Crossover-Projekten arbeitete er mit so unterschiedlichen Künstlern wie Anna Netrebko, Camilla Nylund, Till Brönner, Ben Becker und Peter Maffay.