Duisburg/Oberhausen. Vier Jahre nach dem Brand an Allerheiligen soll es im Bolleke endlich weitergehen mit der Sanierung. Pächter André Grühn hofft auf den Neuanfang.

Es ist leise geworden um das Bolleke. Die Facebook-Seite – verstummt seit dem Februar dieses Jahres. Auch von der gleichnamigen Kulturoffensive, die den Wiederaufbau fördern wollte, ist seitdem nichts mehr zu hören. Vier Jahre nach dem Brand in der Nacht auf Allerheiligen ist das Bolleke weiter dicht. Aber es soll jetzt Bewegung in die Sanierung der Kneipe kommen. Endlich wieder, hofft nicht nur André Grühn, der Pächter, in den Räumen, in denen sich die Baumaterialien stapeln.

„Diese Jahre waren wie eine Prüfung, nicht nur für mich, sondern auch für meine ganze Familie“, so blickt Grühn zurück, „das hat uns auch finanziell geschlaucht. Ich hab da viel Geld gelassen.“ Es plagten die Ungewissheit, das ewige Warten, wie es weitergeht und ob. Dass sie wieder aufsperren wollen, daran habe es aber nie einen Zweifel gegeben: „Das Bolleke ist unser Baby, das ist einfach unser Ding“, sagt Grühn. Geholfen hätte in den Jahren auch der Zuspruch vieler Unterstützer: „Wir haben immer noch so einen Rückhalt, für den wir total dankbar sind.“ Auch die Kulturoffensive Bolleke, in der neben zahlreichen anderen Akteuren aus Duisburg und Oberhausen auch Michael Matuszak von „Matus Burritos“ aktiv ist, werde zeitnah wieder von sich hören lassen, verspricht Grühn: „Wir werden weiter als Team operieren.“

Eigentümer-Wechsel bei Gebäude am Obermeidericher Bahnhof

Bei dem Gebäude am Obermeidericher Bahnhof bahne sich ein Eigentümer-Wechsel an, berichtet Grühn. Der frühere Besitzer habe sich möglicherweise bei der Sanierung des Brandhauses übernommen. Danach habe ein Handwerker Interesse bekundet, der die Kneipe quasi als Generalunternehmer in Eigenregie renovieren wollte. Aber auch der sei nur schleppend vorangekommen und dann doch abgesprungen. Deshalb herrschte nun seit dem Sommer kompletter Stillstand in den Räumen. „Ich habe dann auch die Arbeit eingestellt“, sagt Grühn, der mit Freunden in der leerstehenden Kneipe auch viel selbst gemacht hat.

Hat noch eine Menge Arbeit vor sich: Pächter André Grühn hofft, dass es mit dem Wiederaufbau der Kneipe so schnell wie möglich weitergeht.
Hat noch eine Menge Arbeit vor sich: Pächter André Grühn hofft, dass es mit dem Wiederaufbau der Kneipe so schnell wie möglich weitergeht. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Den Kontakt zum künftigen Besitzer hat der 43-Jährige selbst vermittelt: „Wir wollten auch vermeiden, dass hier komplett Fremde hereinkommen.“ In den nächsten Tagen solle der Kaufvertrag besiegelt werden, sagt der Pächter: „Wir sind total glücklich. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn da noch was schief geht.“ Es würde ein Mann „vom Fach“, Besitzers eines Bauunternehmens für die Sanierung und Renovierung von Altbauten. „Er steht voll hinter uns und hat uns versichert, dass es zügig weitergehen soll. Und er hat das große Interesse, das mit uns weiter zu betreiben.“

Das Bolleke könnte in drei Monaten wieder hergestellt sein

Neben dem Kaufpreis muss der neue Besitzer wohl auch mehrere Zehntausende Euro investieren. Unter anderem müssen neben der Renovierung der Kneipenräume und dem Wiederaufbau des Biergartens an dem Gebäude noch das bei dem Feuer zerstörte und schon lange erneuerte Dach isoliert und dort die Wohnungen wieder hergerichtet werden. Immerhin: Das Bolleke könnte innerhalb von drei Monaten wiederhergestellt sein, habe der künftige Besitzer grob geschätzt. „Es sind alle heiß drauf“, sagt Grühn, „auch nach so langer Zeit. Es ist ein Phänomen.“

Grühn und seine langjährige Freundin Isabella, die im Bolleke in der Küche stand, haben inzwischen geheiratet. Sie haben ein Mädchen bekommen, dass jetzt knapp anderthalb Jahre alt ist. Sie wohnen mittlerweile über der Kneipe. Tür an Tür mit der Schwägerin, die bei dem Brand vor vier Jahren schwer verletzt worden war. Eingezogen waren die Grühns mit der Zusage des früheren Besitzers, dass der Wiederaufbau schnell vonstatten geht. Isabella arbeitet nach der Elternzeit inzwischen in der Verwaltung eines sozialen Trägers, André Grühn seit zwei Jahren im Lager eines Unternehmens der Solarbranche, nachdem er sich zuvor mit diversen Jobs über Wasser gehalten hatte. Aber es ist nur etwas für den Übergang, bis sie das Bolleke wieder öffnen können.

Neben der Eingangstüre mit heruntergelassener Rollade hängt in einem Rahmen leicht verwittert ein Plakat, das Feuer und Löschwasser überstanden hat. Darauf die Veranstaltungen im Bolleke im Oktober 2018. „Das ist symbolisch“, sagt Grühn und lacht. Letzter Punkt: die „Halloween-Party“ am 31.10., Einlass ab 20 Uhr. Motto: „Einen jeden erwartet sein Schicksal in den kalten und nassen Tiefen des Bolleke-Ozeans“. Es folgte die Nacht, in der das Haus in Flammen aufging. Aber es soll nicht die letzte Party im Bolleke gewesen sein. Nur ob sie noch mal Halloween feiern wollen, das wissen sie noch nicht.