Duisburg. Giordano Bellincampi leitete mal die Duisburger Philharmoniker. Jetzt kehrte er für einen Abend zurück. So war das 2. Philharmonische Konzert.
Nach seinem Abschied als Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker im Sommer 2017 war Giordano Bellincampi nicht mehr in Duisburg zu erleben gewesen. Nun meldete sich der in Kopenhagen lebende Dirigent mit einem Wiener Programm zurück und wurde vom Publikum in der Mercatorhalle mit einem herzlichen Applaus empfangen und am Ende gefeiert.
Zentrale Werke des Abends sind das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold und die 3. Sinfonie von Johannes Brahms. Wie stark Bellincampi diese beiden Kompositionen am Herzen liegen, zeigt sich in der Tatsache, dass er auch die letzten Duisburger Aufführungen beider Werke dirigiert hat: Das Violinkonzert im November 2021, die Sinfonie im April 2017.
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Große Gesten und grandiose Solistin in der Mercatorhalle
Flankiert werden beide Stücke von kürzeren Kompositionen, deren Beziehung untereinander aber meist nur darin besteht, dass die Komponisten auch in Wien gelebt haben: Eröffnet wird das Konzert mit „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß, einem Klassiker des Neujahrskonzertes. Von dieser Aura kann Bellincampi das Werk auch nicht befreien, lässt das Stück aber selbst in den Forte-Stellen nicht übertrieben auftrumpfen, sondern verzögert den Walzer genüsslich im Tempo und lässt das Stück, trotz großer Besetzung, oft introvertiert klingen.
In dem Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 von Erich Wolfgang Korngold holt Bellincampi gemeinsam mit den Philharmonikern und der grandiosen Solistin Akiko Suwani aber zur großen Geste aus. Die Geige beginnt mit einem schwärmerischen und etwas nostalgischem Tonfall, lässt die Melodien strahlen und die virtuosen Läufe funkeln.
Duisburger Publikum gibt spontanen Beifall für mitreißende Streicher
Die Philharmoniker entfalten einen großen romantischen Klangzauber und immer wieder staunt man nicht nur über das brillante Spiel von Akiko Suwani, die Schönheit von Korngolds Melodien, sondern auch über seine Instrumentierungskünste. Das Finale des ersten Satzes mit seinen Streicherglissandi gerät so mitreißend, dass es hier schon spontanen Beifall gibt. Noch größer ist der Applaus nach dem finalen Allegro assai vivace, sodass sich die Solistin nach so viel Virtuosität mit einem gefühlvoll musizierten Andante von Johann Sebastian Bach als Zugabe bedankt.
Der zweite Teil des Abends beginnt mit „Blumine“ von Gustav Mahler, einem Satz aus dessen 1. Sinfonie, den der Komponist aber nach wenigen Aufführungen strich, weil er ihm zu sentimental war. Bellincampi lässt das kurze Stück idyllisch musizieren, wobei aber von der Solo-Trompete eine bessere Intonation zu wünschen gewesen wäre.
Orchester musiziert Schlusssatz mit dramatischem Feuer
Interessant und logisch wäre es gewesen, diesen Satz im originalen Zusammenhang der Sinfonie zu hören. Bellincampi setzt aber an das Ende des Konzertes die Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 von Johannes Brahms, ein Werk, das sowohl der Dirigent als auch das Orchester genau kennen. Bellincampi lässt in fließenden Tempi musizieren, übereilt aber nichts, so dass sich Brahms Melodien perfekt entfalten können. Dabei gelingt es ihm auch, die immer wieder wechselnden Stimmungen in einem homogenen Strömen der Musik logisch zu entwickeln.
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Besonders schön gerät das Poco allegretto mit seiner sehnsüchtigen Melodie, bevor das Orchester den Schlusssatz mit dramatischem Feuer musiziert. Auch die ungewöhnliche Idee des Komponisten, das Finale nicht triumphal, sondern verhalten und lyrisch ausklingen zu lassen, wird von den Duisburger Philharmonikern unter Bellincampis Leitung überzeugend umgesetzt. Das Publikum dankt dem ehemaligen Generalmusikdirektor mit großem Beifall.
>>GIORDANO BELLINCAMPI KAM 2005 NACH DUISBURG
Giordano Bellincampi stand im Jahr 2005 erstmals am Pult der Duisburger Philharmoniker, als er Giacomo Puccinis „La Boheme“ dirigierte. Nach dem Ausscheiden von Jonathan Darlington war Bellincampi von 2012 bis 2017 Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker.
Mit Verweis auf seine Tätigkeiten als Chef des schwedischen Kristiansand Symphony Orchestra (2013-2018) und des neuseeländischen Auckland Orchestra (ab 2016) verlängerte Bellincampi seinen Duisburger Vertrag nicht, bewarb sich dann aber gleich erfolglos um den GMD-Posten in Kiel.