Duisburg. Zur künftigen Verteilung von Lehrern und Material wurden alle Schulen nach einem Sozialindex bewertet. So ging die Analyse in Duisburg aus.
Seit einem knappen Jahr werden die Schulen in Duisburg nach dem neuen Schulsozialindex bewertet. Mit diesem Instrument sollen „Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen gezielter unterstützt werden“, erklärt das Schulministerium. Schulscharf könne die soziale Zusammensetzung jeder einzelnen Schule mit einem Wert abgebildet werden, um danach Ressourcen zu verteilen.
Vereinfacht gesagt gilt die 1 für sehr niedrige Belastungen, weil die Schüler aus einkommensstarken Familien kommen, in Ein- oder Zweifamilienhäusern leben. Die 9 bedeutet hohe Belastungen der Schulen durch einen großen Anteil von Schülern mit Zuwanderungsgeschichte, vielen Kindern aus armen Familien sowie Kindern, die Deutsch erst lernen müssen.
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Schulindex: Nord-Süd-Gefälle in Duisburg wird bei den Grundschulen deutlich
Die Bewertungen der Grundschulen im Sozialindex zeigen deutlich das Nord-Süd-Gefälle der Stadt. Im Norden sind die Grundschulen höher belastet als im Süden, weitere Ausschläge gibt es in Hochfeld und Rheinhausen. Das hätte man vermutlich auch ohne Analyse so sagen können.
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Mit einer 1 werden insgesamt sieben Grundschulen bewertet, darunter etwa die Baerler Waldschule und die van-Gogh-Schule in Rheinhausen. Die höchsten Belastungen und damit eine 9 haben drei Schulen bekommen: Die Katholische Grundschule Henriettenstraße und die GGS Sandstraße in Marxloh sowie die Grundschule Brückenstraße in Hochfeld. Warum die Regenbogenschule in Marxloh mit einer 7 bewertet wird, obwohl sie als Brennpunktschule gilt und die Kinder zu über 90 Prozent einen Migrationshintergrund haben, erschließt sich hier nicht auf Anhieb.
Rund ein Drittel der Grundschulen bewegt sich in der Bewertung zwischen 2 und 3, ihnen wird also keine hohe soziale Belastung attestiert.
Klaus Hagge, Schulleiter der Grundschule Sandstraße in Marxloh, kann die Bewertung seiner Schule mit einer 9 nachvollziehen. Welche sonst, fragt er mit Blick auf das Umfeld und die Rahmenbedingungen. Was ihn viel mehr umtreibt, ist die Tatsache, dass es in ganz NRW nur eine Handvoll Grundschulen gibt, die mit der 9 bewertet wurden, drei davon in Duisburg. „Das ist ein Signal, auf das man reagieren muss!“
So wurden die anderen weiterführenden Schulen bewertet:
- Realschulen: Die Karl-Lehr-Realschule wurde mit einer 1 bewertet, die RS Fahrn mit einer 2, die Realschulen Gustav-Heinemann und Gustav-Stresemann bekam eine 4.
- Sekundarschulen: Die Sekundarschulen Am Biegerpark und Justus von Liebig wurden beide mit einer 3 bewertet.
- Gesamtschulen: Mit 2 bewertet wurden die Gesamtschulen Süd und Mitte, mit 3 die Leibniz-, Heinrich-Heine-, Meiderich-, Walsum-, Erich-Kästner und Lise-Meitner-Gesamtschule, eine 4 gab es für die GE Emschertal, eine 5 bei der Aletta-Haniel-Gesamtschule, Globus am Dellplatz bekam eine 6 und Herbert-Grillo eine 7. Die Gesamtschule Körnerplatz ist unbewertet, da sie erst nach der Analyse gegründet wurde. Datengrundlage sind die Allgemeinen Schuldaten des Schuljahres 2018/2019.
- Gymnasien: Mit 1 wurden das Landfermann-, das Mannesmann- und das Franz-Haniel-Gymnasium bewertet, mit 2 das Steinbart- und das Albert-Einstein-Gymnasium. Eine 3 bekamen das Mercator, das Max-Planck-, das Elly-Heuss-Knapp-, das Kopernikus- und das Krupp-Gymnasium.
>>VOM STANDORT-TYP ZUM SOZIALINDEX
- Früher wurden Schulen in fünf Standort-Typen eingeteilt. Im Einzugsbereich von Standort-Typ 1 leben Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen, mindestens 60 Prozent von ihnen wohnen in Einfamilienhäusern und nur wenige haben einen Migrationshintergrund. Schulen des Typs 5 besuchen Kinder, die zu über 60 Prozent aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte kommen, von denen nur ein Fünftel der Haushalte in Ein- oder Zwei-Familienhäusern lebt, und rund 20 Prozent im SGB-II-Bezug sind.
- Der Sozialindex basiert auf vier Faktoren. Bewertet wird die Dichte der SGB-II-Quote im Einzugsgebiet, der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit vorwiegend nichtdeutscher Familiensprache, der Anteil von Schülern, die selbst zugewandert sind sowie jene Kinder mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache.