Duisburg. Die Duisburgerin Ulrike Waltemathe stellt in der Cubus-Kunsthalle gemeinsam mit Yongbo Zhao aus. Was Besucher ab sofort erwartet.
Was verbindet einen chinesischen Maler, der in seinen figurativen Arbeiten die Tradition von Hieronymus Bosch aufgreift, mit einer Duisburger Künstlerin, die aus alltäglichen Materialien Skulpturen formt? Die Antwort: Die Arbeiten von Yongbo Zhao und Ulrike Waltemathe sind in einer gemeinsamen Ausstellung in der Cubus-Kunsthalle zu sehen.
Mit der gemeinsamen Präsentation der beiden setze die Galerie ihre Ausstellungsreihe „Kunst im Anthropozän“ fort. Die Cubus-Kunsthalle wolle damit die Menschheitsgeschichte und die selbst geschaffenen Probleme reflektieren, skizziert Galeristin Claudia Schaefer die Idee der Reihe. Yongbo Zhao fasziniert mit großformatigen Arbeiten, die von Dämonen, Totenschädeln, Fledermäusen und historischen Persönlichkeiten beherrscht werden. Kraftvoll und dynamisch, manchmal fast explosionsartig sind seine Kompositionen. Sie zeigen eine in Unordnung geratene Welt, aber auch die Gleichzeitigkeit und den Zerfall von Werten, Ideen und Glaubenssätzen. Zugleich sind sie durchdrungen von Ironie und bitterer Satire.
Ungewöhnlich ist, dass ein Bild gleich zweimal zusehen ist. „Der Kelch des Papstes“, auf dem ein Papst zu sehen ist, der von einer Unmenge von Teufeln und Dämonen bedroht wird, wurde bei einer Ausstellung in Karlsruhe durch einen herabfallenden heißen Schweinwerfer beschädigt. Zhao nahm den Vorfall als weiteren Hinweis auf eine in Unordnung geratene Welt und malte das Bild neu – leicht verändert und mit der Beschädigung als zusätzliche, glühende Lichtquelle.
In anderen Arbeiten offenbart der Maler einen durchaus lakonischen Blick auf die Zeitläufte. „Die Regeln der Freiheit“ zeigt Figuren, die eine gewaltige Kröte umkreisen. Mit der Mimik und Gestik von Bedrängten, streben sie einen Bein der Kröten zu, das wie ein verheißungsvolles Tor wirkt. Und tatsächlich zeichnet sich nach dem Passieren so etwas wie Erlösung auf den Gesichtern ab. Doch der Weg geht weiter um das Tier herum, hin zu alten oder neuen Zwängen.
Ausstellung in Duisburg: Yongbo Zhao lehrt in München
Schon in seinem Studium in China hat sich der 1964 geborene Yongbo Zhao intensiv mit den europäischen Meistern der Malerei beschäftigt. Dieses Interesse brachte ihn 1991 an die Akademie der Bildenden Künste in München, wo er heute als Professor lehrt. Sein Interesse an Bosch erklärt Claudia Schaefer mit dem Hinweis, dass auch Bosch in einer Zeitenwende gelebt habe.
Im Vergleich zu den opulenten, farbmächtigen Ölgemälden von Zhao wirken Ulrike Waltemathes Plastiken beinahe kühl und sachlich. Sie arbeitet für ihre „Fake Science“ mit zum Teil eingefärbten Materialien wie Wattestäbchen, Plastikbecher, Teile von Pipetten oder Spritzen. Mit Hilfe einer Klebepistole entstehen daraus Formen, die an Mikroorganismen, Viren, Schwämme oder andere Unterwasserlebewesen erinnern. Reizvoll werden ihre Arbeiten nicht zuletzt durch den Fluss und den Rhythmus der entstehenden Strukturen.
In anderen Arbeiten hat sie Fotografien älterer Arbeiten zu neuen zu Collagen zusammengefügt und mit zarten Farben übermalt. Es entstehen scheinbar reale neue Bilder, die zwischen pflanzlichen, organischen oder kristallinen Formen angesiedelt sind.
Zu sehen ist die Kunst von Ulrike Waltemathe und Yongbo Zhao bis zum 27. November. Öffnungszeiten und weitere Infos unter www.cubus-kunsthalle.de.
>>Weitere Ausstellung beginnt zeitgleich
- Parallel zu der Ausstellung von Ulrike Waltemathe und Yongbo Zhao zeigt die Cubus-Kunsthalle in ihren oberen Räumen zwölf Arbeiten der Holocaust-Überlebenden und Malerin Sara Atzmon. Ihre Bilder wurden unter anderem in den USA, Israel, Schweden, Österreich und Ungarn ausgestellt.
- Die Ausstellung findet im Rahmen einer Aktion gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus statt.