Duisburg. Erneut starb beim Ironman 70.3 in Duisburg ein gut trainierter Teilnehmer nach dem Start. Kardiologe Dr. Oliver Volk (Sana) nennt die Ursachen.

Die Retter konnten das Herz von Rolf Felber nicht mehr zum Schlagen bringen. Der in der Szene als „Iron-Rolf“ bekannte und beliebte 67-Jährige aus Gevelsberg starb am Sonntag wie berichtet beim Triathlon kurz nach dem Schwimmstart an der Regattabahn. Die Todesursache: plötzlicher Herztod. Warum auch vermeintlich gesunde und austrainierte Athleten einen solchen Herzstillstand erleiden können, erklärt der Chefarzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin der Sana-Kliniken in Duisburg, Dr. Oliver Volk.

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Trotz des zweiten Todesfalls beim Duisburger Ironman 70.3 – 2021 starb eine 57-jährige Teilnehmerin unter fast gleichen Umständen – sei das „ein extrem seltenes Ereignis“, betont der Chefarzt. „Statistisch trifft es 0,5 bis drei Sporttreibende pro 100.000“.

Ursache bei jungen Athleten: Genetisch bedingte Veränderungen des Herzmuskels

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Bei Athleten unter 35 Jahren sind angeborene, genetisch bedingte Veränderungen des Herzmuskels die Ursache. Prominente Beispiele: der Ex-Fußballnationalspieler Gerald Asamoah, der wegen einer Verdickung der Herzwand nur mit einem Defibrillator am Spielfeldrand kicken durfte. Der Däne Christian Eriksen brach im vergangenen Sommer beim EM-Spiel gegen Finnland mit Herzstillstand zusammen. Die Ursache: Canalopathie, eine ebenfalls angeborene Veränderung in den Kanälen der Herzzellen. „Das ist im EKG nicht zu erkennen“, erklärt Oliver Volk.

Dr. Oliver Volk, Chefarzt der Sana-Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin in Duisburg erläutert, wie es auch bei gut trainierten Ausdauer-Athleten zum plötzlichen Herztod kommen kann.
Dr. Oliver Volk, Chefarzt der Sana-Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin in Duisburg erläutert, wie es auch bei gut trainierten Ausdauer-Athleten zum plötzlichen Herztod kommen kann. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Herzerkrankungen können auch bei erfahrenen Athleten unbemerkt bleiben

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Bei Sportlern über 35 Jahren sind es fast ausnahmslos koronare Herzveränderungen, die den Infarkt oder ein gefährliches Kammerflimmern verursachen, erläutert der Kardiologe: „Mit 67 Jahren ist das Risiko für eine Herzerkrankung hoch.“

Diese könne vom Athleten selbst durchaus unbemerkt bleiben, weil sie keine Einbußen ihrer Leistungsfähigkeit feststellen. „Das Herz kann bis zu einem gewissen Punkt viel kompensieren.“ Löst sich dann aber plötzlich eine Ablagerung in einem Blutgefäß, könne das den tödlichen Infarkt auslösen.

Sana-Kardiologe: Herzgesundheit regelmäßig untersuchen lassen

Nicht nur Neueinsteigern, auch gut trainierten Ausdauersportlern empfiehlt Oliver Volk deshalb ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre einen eingehenden Check beim Kardiologen mit Ergometer-Test und Echokardiogramm. Sportliche Belastung sei auf die Dauer nicht nur gesund für das Herz, erläutert der Chefarzt. Bei intensiver Beanspruchung im anaeroben Bereich, etwa beim Intervalltraining, bildeten sich Sauerstoff-Radikale. „Die können zu Langzeitschäden führen.“

Teilnehmer des Ironman 70.3 am 28. August vor dem Start in Duisburg.
Teilnehmer des Ironman 70.3 am 28. August vor dem Start in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Risiko: Herzmuskel-Entzündung nach Training trotz Infekt

Großer Ehrgeiz werde auch für Amateursportler oft zum gefährlichen Risiko, berichtet der erfahrene Intensivmediziner. Wer bei einer Erkältung weiter trainiere, um den Start beim Saisonhöhepunkt nicht zu gefährden, riskiere eine lebensgefährliche Herzmuskel-Entzündung. Auch sie könne zunächst unbemerkt bleiben und bei hoher Belastung tödlich enden. „Auch bei Schnupfen fünf bis sieben Tage allenfalls sehr leichte Belastung“, warnt Dr. Oliver Volk, „und bei Fieber überhaupt keine“.