Duisburg/Gelsenkirchen. Madeline Huke (32) ist Bier-Sommelière bei der König-Brauerei. Nun vertritt sie Deutschland bei der WM. Warum Dosenbier besser ist als sein Ruf.
Vor allem im Sommer geht für einige Menschen nichts über ein kühles Bier nach Feierabend. Für Madeline Huke hingegen ist ein Schluck des Gerstensafts auch während der Arbeitszeit erlaubt: Die 32-Jährige ist Bier-Sommelière bei der König-Brauerei in Duisburg und nimmt am 11. September mit der deutschen Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft der Bier-Sommeliers teil.
Seit knapp zehn Jahren ist die Gelsenkirchenerin für die Bitburger Braugruppe tätig, zu der auch die König-Brauerei in Beeck zählt. Aktuell arbeitet sie im Sponsoring für Duisburgs Bier, gilt damit im Kundenkontakt auch als „Repräsentantin der Brauerei“. Da darf Fachwissen über das goldene Gebräu nicht fehlen.
Worauf ein Bier-Sommelier bei einer Verkostung achtet
„Ich habe zunächst ein Seminar bei der IHK als Bierbotschafterin gemacht“, sagt Madeline Huke, die im südlichen Sachsen-Anhalt geboren wurde und durch die Nähe zur namhaften Köstritzer Brauerei zwischen Edel Pils und Schwarzbier aufgewachsen ist. Ihren Wissensdurst stillte sie anschließend mit der Ausbildung zur Bier-Sommelière an der Doemens Akademie.
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In den Seminaren lernen die Teilnehmer „alles rund um das Thema Bier“, sagt Huke. Es geht um die richtige Lagerung, Brauverfahren und Gläserkunde. Im Fokus steht auch die richtige Schanktechnik sowie die Entwicklung der unterschiedlichen Bierstile, von denen es mehr als 100 gibt – etwa Altbier, Kölsch, Pils und Weizen sind wohl auch Bierverweigerern ein Begriff.
Und dann geht es bei der Verkostung vor allem um die Sinne: Riechen, Schmecken und Sehen, da ein Bier-Sommelier neben dem Geruch sowohl die Farbe und etwa auch die Perlage und Trübung im Blick hat. Anders als ein Wein-Sommelier wird beim Pendant mit Hopfen und Hefe der Schluck nicht ausgespuckt: „Bier muss man trinken, denn zur Differenzierung gehört auch der Nachtrunk“, sagt Huke und meint damit den Nachgeschmack.
Qualitätsverkostungen bei der König-Brauerei in Duisburg
Ihre Expertise wird im Hause König bei Labor- und Qualitätsverkostungen hinzugezogen. Denn neben vielen erwünschten Aromen gehört es zur Aufgabe eines Sommeliers auch, unerwünschte Aromen in einem Bier herauszuschmecken, die etwa durch Kontaminationen in einer Brauerei entstehen können.
In der Kneipe ist vor allem die Schankanlage eine mögliche Gefahrenquelle für den Biergeschmack. Das Ergebnis von Bakterien oder Verunreinigungen in der Leitung ist etwa ein Aroma, das an Butter erinnert, erklärt Huke. Wer sein Bier in Flaschen im Supermarkt kauft, sollte wiederum auf die richtige Lagerung achten. Alleine durch die Einwirkung von Tageslicht können Fehlaromen entstehen: „Es ist wichtig, Bier kühl und dunkel zu lagern.“
Der 32-Jährigen fällt es schwer, ein Bier zu trinken, ohne darüber nachzudenken, welche Inhaltsstoffe enthalten sind. Zumindest im Kopf wird analysiert, außer nach Feierabend, und wie sollte es auch anders sein bei einem König-Pilsener – „das auch gern direkt aus der Flasche, was aus Sommelier-Gesichtspunkten eigentlich gar nicht geht“, sagt Huke.
Warum Dosenbier besser ist als sein Ruf
Apropos Geschmack: Obwohl sie keinen guten Ruf genießt, ist die Dose im Vergleich zur Flasche das bessere Gebinde für das Bier. Grund dafür sind die Eigenschaften, kein Licht und Sauerstoff ins Innere zu lassen. Und da hat die Dose gegenüber der Flasche samt Kronkorken die Nase vorn, erklärt die Expertin.
Egal ob Flasche oder Dose: Die Expertin empfiehlt den Genuss aus dem Glas, da sich die Aromen besser entfalten können. „Je nach Glasform verändert sich der Geschmack eines Bieres“, sagt Huke, weshalb Kölsch etwa in Stangen aufgetischt wird und auch Weizen seine eigene Glasform kennt.
WM der Bier-Sommeliers findet in München statt
Auch bei der WM am 11. September werden Madeline Huke verschiedene Biere im Glas aufgetischt und es gilt, Bierstile sensorisch zu erkennen. Derzeit trainiert sie das mit etwa 195 Biersorten. In weiteren Runden müssen Fehlaromen erkannt werden und es wird Bierwissen abgefragt.
18 Nationen werden sich bei der WM messen, es gibt 81 Teilnehmer. Das deutsche Team, das neben Österreich zu den Favoriten zählt, besteht aus zehn Sommeliers, acht davon sind Männer. „Doch der Anteil von Frauen wächst“, beobachtet die Gelsenkirchenerin, die bei der vergangenen deutschen Meisterschaft das Halbfinale erreicht hat. 2021 hat erstmals eine Frau den WM-Titel errungen. Madeleine Huke hätte sicher nichts gegen eine Wiederholung.