Duisburg. Mit illegalen Glücksspielautomaten schleusen Kriminelle in Duisburg Millionen am Fiskus vorbei. Was die neue Ermittlungskommission „EK Fun“ weiß.

Sie stehen in Hinterräumen und abgetrennten Bereichen in Sportsbars, Cafés, Teestuben und Shisha-Bars: illegale Glücksspielautomaten. Für die Betreiber in Duisburg ist es ein Millionengeschäft. Geld, das am Fiskus vorbei geschleust wird. Um den Tätern das Handwerk zu legen, hat die Polizei im Februar 2022 die Ermittlungskommission „EK Fun“ eingerichtet.

In der Kommission bündelt die Behörde ihr Know-how. Unter anderem sind in ihr Kräfte aus dem Streifendienst und der Kripo vertreten. Das Ziel: Den Druck auf die Kriminellen zu erhöhen. Das Einsatzprotokoll der vergangenen Monate unterstreicht diese Herangehensweise.

Im März dieses Jahres nehmen sich Polizei, Zoll und Ordnungsbehörden der Stadt in einer konzentrierten Aktion Objekte im gesamten Stadtgebiet vor. Im Keller und hinteren Bereich einer Sportsbar an der Weseler Straße in Marxloh stellen die Einsatzkräfte neun illegal aufgestellte Spielautomaten sicher.

Bei mehreren Schwerpunktkontrollen in Duisburg wurden die Beamten der Behörden in den vergangenen Monaten fündig.
Bei mehreren Schwerpunktkontrollen in Duisburg wurden die Beamten der Behörden in den vergangenen Monaten fündig. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Bei einer weiteren Razzia im April entdecken die Behörden sieben weitere dieser Automaten, diesmal in Teestuben in Obermeiderich und Neumühl. Auch im Mai und Juni sind die Beamten bis in die späten Abendstunden bei Schwerpunktkontrollen im Einsatz – und transportieren erneut nicht angemeldete Automaten ab.

Illegales Glücksspiel: Kriminelle Clans mischen in Duisburg mit

76 Automaten hat die Polizei seit der Gründung der Ermittlungskommission binnen eines knappen halben Jahres einkassiert. Hinzu kommt eine Bargeldsumme im fünfstelligen Bereich. „Das ist aber nicht die Summe, die durch die Automaten eingenommen wurde“, ordnet Polizeisprecher Jonas Tepe ein.

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Die Erkenntnisse der Ermittler belegen: Illegales Glücksspiel ist ein Millionengeschäft. „Wir haben gemeinsam mit der Steuerfahndung festgestellt, dass durch illegale Glücksspielautomaten Bargeld in siebenstelliger Höhe an der Steuer vorbei erwirtschaftet wurde und deswegen Strafverfahren wegen illegalem Glücksspiel und Steuerhinterziehung eingeleitet“, erklärt Tepe.

Wer sind die Drahtzieher? Klar ist: Bei den Kontrollen treffen die Ermittler immer wieder Personen an, die kriminellen, türkisch-arabischen Clans zugeordnet werden. Für einige von ihnen ist das illegale Automaten-Geschäft ihr Lebensunterhalt. „Und sie können davon sehr gut leben“, sagt Polizeisprecher Tepe.

So funktionieren die „Fun-Gamer“

Bei den meisten der verbotenen Spielautomaten handelt es sich um sogenannte „Fun-Gamer“. Diese können zwar mit Geldscheinen gefüttert werden, allerdings verfügen sie nicht wie einst etwa der „Rotamint“ über Geldausgabeschächte. Die Besitzer der Automaten zahlen die illegalen Gewinne stattdessen direkt aus ihren Kassen anhand des Punktekontos an Ort und Stelle aus.

Ist das Spiel an solch einem „Fun-Gamer“ beendet und abgerechnet, werden die Punkte gelöscht und die derart manipulierten Automaten auf „Null“ gestellt. Die Schwarz-Geräte funktionierten ohne gesetzliche vorgeschriebene Pause und ohne jeglichen Spielerschutz. „Alles wird an der Steuer vorbei abgerechnet“, berichten Insider.

Die Polizeiexperten können die Chips der Automaten jedoch auslesen – und so die Umsätze und Gewinne rekonstruieren.

Auch vor der Einrichtung der „EK Fun“ hatte die Polizei Duisburg das illegale Glückspiel aber bereits im Blick. So machten Beamte im Sommer 2020 beispielsweise einen großen Fund: In einer Teestube an der Annastraße in Rheinhausen stießen Polizisten und Steuerfahnder bei einer Razzia auf eine illegale Spielhalle. Sie war durch einen Hintereingang über den Hof erreichbar. In dem Nebenraum der Lokalität entdeckten Einsatzkräfte 16 illegale Spielautomaten.

Interessant: Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, der seit dem 1. April die Behörde leitet, gilt ähnlich wie seine Vorgängerin Dr. Elke Bartels als Befürworter einer „Null-Toleranz-Strategie“ mit großem Kontrolldruck. Bereits bei seiner vorherigen Station in Oberhausen rückte das illegale Glücksspiel dabei noch stärker in den Fokus.

>> Daran sind illegale Glücksspielautomaten zu erkennen

  • An den illegalen Automaten wird teilweise mit hohen Einsätzen gespielt: Experten berichten, dass man in wenigen Sekunden 500 Euro verlieren, aber auch 10.000 Euro gewinnen könne.
  • Die illegalen Geräte kann man unter anderem daran erkennen, dass sie keine Prüfsiegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) haben.