Duisburg. In Wanheimerort wird ein Hochbunker zwangsversteigert. Wohnungen, Büros oder Lager? Welche Neunutzungen möglich sind und wie hoch der Preis ist.
In Duisburg gibt es noch etwa 40 Hoch- und Tiefbunker. Kein einziger ist mehr für den Zivilschutz nutzbar, stattdessen dienen die Bauten als Wohnungen, Büros, Lager oder werden von Musikern als Probenräume genutzt. Eine ganz neue Bestimmung kann der Hochbunker an der Eschenstraße/Nikolaistraße in Wanheimerort erfahren, denn dieser wird am 1. August beim Amtsgericht Duisburg zwangsversteigert.
Auf einen Mindestpreis von 158.000 Euro haben Gutachter den Wert des Hochbunkers taxiert, der etwa 1942 errichtet wurde. Wie das Bauwerk von innen aussieht, birgt für jeden Interessenten Überraschungen oder Risiken. So heißt es im öffentlich zugänglichen Gutachten: „Die Nutzung im Inneren des Gebäudes blieb aufgrund einer nicht möglichen Innenbesichtigung unklar.“ Anhand von Planunterlagen aus der Bauakte weist das Gebäude aber vier nahezu identische Vollgeschosse sowie einen Spitzboden auf.
Hochbunker in Wanheimerort: „vernachlässigter Gesamteindruck“
In Wanheimerort, mitten im Wohngebiet, versperren hohe Bäume die Sicht auf den Hochbunker. Teile des Grundstücks sind augenscheinlich an einen Schausteller verpachtet, zumindest lassen Imbissbuden und Wohnwagen darauf schließen. Mit Graffiti an der Wand und einem alten Sofa vor dem Hochbunker wirkt das Gebäude stark vernachlässigt.
Zu dieser Einschätzung kommt auch das Gutachten: Die Liegenschaft mit einer Grundstücksgröße von 2900 Quadratmetern vermittle einen „vernachlässigten Gesamteindruck“, schon von außen sei ein „größerer Instandhaltungsstau erkennbar“. Und weiter: „Der erste äußere Eindruck lässt darauf schließen, dass große Teile leer stehen“, heißt es in dem Gutachten. Als Gläubigerin wird eine Behörde genannt.
Sind Wohnungen im Hochbunker möglich? Das sagt der Gutachter
Grundsätzlich handelt es sich bei Hochbunkern um reine Zweckbauten mit einer eingeschränkten Möglichkeiten der neuen Verwendung. In der Vergangenheit haben sich aber auch schon in Duisburg etwaige Nachnutzungen ergeben. So ist der Hochbunker am Johannismarkt in Marxloh als Medienbunker bekannt und die Heimat einer Marketingagentur und gibt auch Bands ein Zuhause. Noch Zukunftsmusik: Der Hochbunker Milchstraße in Ruhrort soll Ende des Jahres saniert werden, um Wohnungen entstehen zu lassen. Schon Wohnen kann man in einem Hochbunker in Kaßlerfeld.
Pläne, die sich auch in Wanheimerort realisieren lassen? Die Szenarien „Abriss des Gebäudes mit anschließender Neubebauung des Grundstücks“ sowie „Umnutzung zu Wohnzwecken“ seien geprüft worden. Das Ergebnis: „Eine Freilegung des Grundstücks lässt sich ebenso wie eine umfassende Umnutzung der Innenräume nicht wirtschaftlich abbilden“, heißt es in dem Gutachten.
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Hierfür ausschlaggebend seien ein relativ geringer Bodenwert des freigelegten Grundstücks in Verbindung mit hohen Abrisskosten. Oder aber auch ein wirtschaftliches Missverhältnis zwischen den Kosten für einen Umbau zu Wohnzwecken in Verbindung mit danach erzielbaren ortsüblichen Mieten. „Des Weiteren bestehen hinsichtlich einer Nutzungsänderungen Bedenken bezüglich der Genehmigungsfähigkeit anderer Nutzungen“, so der Gutachter. Stattdessen wird in der Niederschrift die derzeitige Nutzung, die als gewerblich mit geringer Auslastung des Gebäudes angenommen wird, „als nachhaltige, wirtschaftliche Nutzung“ zugrunde gelegt.
>> 2000 BUNKER IN DEUTSCHLAND
- „Etwa 2000 Bunker wurden in Deutschland vor einigen Jahren noch für den zivilen Katastrophenschutz vorgehalten“, heißt es im Gutachten zum Bunker an der Eschenstraße.
- Seit 2007 hat das Bundesinnenministerium diese Zivilschutzbindung aufgehoben. Für die heutigen Bedrohungen sind die Bunker aus dem zweiten Weltkrieg ungeeignet. Darüber hinaus böten sie im Ernstfall nur einem Bruchteil der Bevölkerung Schutz.
- Versteigert wird der Hochbunker in Wanheimerort am Montag, 1. August, um 9 Uhr im Amtsgericht Duisburg am König-Heinrich-Platz 1 (Erdgeschoss, Saal 74).