Duisburg. Per Zwangsversteigerung zum Eigenheim-Schnäppchen? So haben sich Preise und Interessentenzahl in Duisburg verändert. Was Bieter wissen müssen.

Wer sich in Duisburg den Traum vom Eigenheim erfüllen möchte, muss immer tiefer in die Tasche greifen: Die Preise für Häuser sind in den vergangenen Jahren merklich gestiegen, das Angebot auf dem Markt rar. Eine Alternative für Suchende könnten Immobilien aus Zwangsversteigerungen sein. Wer jedoch hofft, bei einer solchen Auktion ein Schnäppchen machen zu können, wird oftmals enttäuscht.

„In den vergangenen Jahren sind die Preise gestiegen“, sagt ein Sprecher des Amtsgerichts Duisburg. In beständiger Regelmäßigkeit bieten sich Interessenten hoch, sodass der Zuschlag oft oberhalb des von einem Gutachter taxierten Verkehrswertes erfolgt. Beispiele für erzielte Preise in Duisburg veröffentlicht das Amtsgericht aber nicht.

Zwangsversteigerung in Duisburg: finanzielle Notlage der Eigentümer

Oft handelt es sich bei Zwangsversteigerungen um Objekte, deren Eigentümer in finanzielle Notlagen geraten sind und ihre Raten für Haus und Grundstück nicht mehr aufbringen können. Um an ihr ausstehendes Geld zu kommen, leitet die Gläubigerbank dann ein Verfahren zur Zwangsversteigerung ein und die Immobilie kommt unter den Hammer.

Experten beobachten, dass die Zahl der Zwangsversteigerungen seit Jahren sinkt und begründen dies mit den Niedrigzinsen, die die Last von Krediten für Schuldner niedrig halten. Das versetze die Menschen in die Lage, ihre Kredite zu bedienen. Zumindest kurzfristig ist die Zahl der Zwangsvollstreckungsverfahren in Duisburg aber gleich geblieben: Während es von Januar bis April insgesamt 87 Verfahren gab, war es im Vergleichszeitraum im Vorjahr nur ein Verfahren mehr.

Immer mehr Interessenten bei Zwangsversteigerungen in Duisburg

Was sich jedoch verändert hat: Es kommen deutlich mehr Bieter in den Saal, das Interesse ist spürbar gewachsen. „Die Beteiligung ist signifikant höher als in früheren Zeiten“, sagt ein Sprecher des Amtsgerichts, ohne aber konkrete Zahlen zu nennen. Um dem Platzbedarf gerecht zu werden, finden Versteigerungstermine mit erwartbar höherer Beteiligung sogar im Filmforum oder in der Rheinhausen-Halle statt. So etwa am 6. Juli für die Versteigerung eines Einfamilienhauses.

Auch interessant

Wer vorhat mitzubieten, sollte sich aber gut vorbereiten. Maßgeblich für den später aufgerufenen Mindestpreis ist das Verkehrswertgutachten. Es ist beim Amtsgericht einsehbar. Jeder Interessent ist außerdem berechtigt, im Grundbuch nachzuschauen, ob die Immobilie belastet ist.

Es wird die Katze im Sack gekauft – was Interessenten wissen müssen

Die größte Unsicherheit für Teilnehmer einer Zwangsversteigerung ist aber, dass sie gewissermaßen die Katze im Sack kaufen. Eine vorherige Besichtigung des Objekts ist für Interessenten schwierig bis oft unmöglich. Darum könne es passieren, dass sich nach dem Zuschlag herausstellt, dass das Gebäude Mängel hat, die den Wert mindern, warnen Experten. Hilfreich sei es, vorab auch mal einen Termin als Zuschauer zu besuchen, um sich mit dem Ablauf vertraut zu machen, ehe man ernsthaft ein eigenes Gebot erwägt.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Das Prozedere hat durchaus etwas von einem Pokerspiel: Beim ersten Termin der Zwangsversteigerung darf für Gebote, die unterhalb von 50 Prozent des Verkehrswertes liegen, kein Zuschlag erteilt werden. Bleibt das Höchstgebot unter 70 Prozent, kann der Gläubiger den Verkauf ablehnen. Wer die Immobilie unbedingt haben will, wird da unter Umständen schon höher bieten, um sie auch sicher zu bekommen. Wer aber starke Nerven hat und günstig kaufen will, wartet auf den zweiten Termin. Dann fallen die Wertgrenzen weg, die Immobilie wird an den Meistbietenden versteigert.

Kaufpreis ist wenige Wochen nach Zuschlag fällig

Zum Termin der Zwangsversteigerung ist eine Sicherheitsleistung in Höhe von zehn Prozent des Verkehrswertes zu hinterlegen. Schon die Höhe dieser Sicherheitsleistungen, die bei einem Verkehrswert von beispielsweise 300.000 Euro immerhin 30.000 Euro beträgt, macht deutlich, dass Interessenten sich rechtzeitig vor dem Versteigerungstermin um die Finanzierung ihres Immobilienerwerbs kümmern müssen.

Der Kaufpreis wird dann innerhalb weniger Wochen nach dem Zuschlag fällig. Zur Finanzierung der Immobilie sollte der Interessent rechtzeitig vor dem Versteigerungstermin bei seiner Bank einen Antrag auf Auszahlung eines langfristigen Darlehens stellen. Das muss aber unter Vorbehalt geschehen, damit er nicht auf dem Kredit sitzen bleibt, falls er am Ende doch nicht den Zuschlag bekommt.

>> ZWANGSVERSTEIGERUNG: EIGENTUMSWOHNUNGEN

  • Bei Eigentumswohnungen sollten wichtige Unterlagen gesichtet werden, etwa die Teilungserklärung sowie die Gemeinschaftsordnung der Wohnungseigentümergemeinschaft. Dort steht zum Beispiel der Verteilerschlüssel für die Betriebskosten.
  • Wichtige Frage: Hat die Eigentümergemeinschaft Rücklagen gebildet? Solche bieten einen gewissen Schutz vor hohen Sonderumlagen, die notwendig werden, wenn wichtige Arbeiten ansonsten nicht bezahlt werden können. Aufschluss geben z.B. die Protokolle der vergangenen Eigentümerversammlungen und die Jahresabrechnungen.

(mit dpa)