Duisburg. Bei Rekordhitze wird’s im Freibad Wolfssee nach zwei Corona-Jahren wieder voll. Wie es dem Bad (auch finanziell) geht und was Gäste hier schätzen.
Am bisher heißesten Tag des Jahres treibt es am Dienstag viele Duisburger und Duisburgerinnen ins kühle Nass. Das freut besonders Frank Skrube, 1. Vorsitzender beim DJK SV Poseidon Duisburg 1921, Träger des Freibads Wolfssee. Er ist bereits jetzt zufrieden mit der diesjährigen Saison. 20.000 Besucherinnen und Besucher zählte das Freibad 2022 schon – und die Saison läuft je nach Wetterlage ungefähr noch bis September. Zum Vergleich: In der gesamten Saison 2021 waren es nur 13.000 Besucher.
„Paradiesische Zustände“ im Duisburger Freibad Wolfssee
„Es ist ein entspanntes Jahr“, sagt Skrube am Mittag des Tages, an dem der Deutsche Wetterdienst an seiner Station in Hochfeld noch um 17 Uhr 39,4 Grad messen wird. „Jetzt, wo es keine Corona-Maßnahmen mehr gibt, merkt man erst, wie viel einfacher alles früher gewesen ist.“
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Besucher etwa können ihre Eintrittskarten wieder ganz normal an der Kasse statt im Internet kaufen. Und voll ist das Bad erst, wenn es wirklich voll ist. Auch finanziell sei das Freibad sehr gut aufgestellt. Das liege vor allem am guten Wetter. Noch wichtiger aber sei, dass sein Verein seit April das Hallenbad Neuenkamp nicht mehr betreut. Skrube habe sehr gute Gespräche mit der Stadt geführt und sei froh, dass es jetzt eine Lösung gibt (wir berichteten).
„Früher mussten wir mit dem Freibad das Hallenbad querfinanzieren. Das waren jedes Jahr 90.000 Euro. Das kann jetzt alles in den Erhalt des Freibads fließen“, erklärt der Vereinschef. Und anders als in den beheizten Freibädern seien auch die gestiegenen Energiekosten für das Freibad Wolfssee kein Thema: „Wir haben kaum Stromverbrauch, und Warmwasser brauchen wir für die Duschen auch nicht.“ Das Seewasser hat momentan angenehme 23,5 Grad – ganz allein durch Sonnenkraft.
Scheint die Sonne wie an diesem Tag besonders stark, könne es auch schon einmal zu personellen Engpässen kommen. „Aber zum Glück können wir da auf ein tolles Stammteam aus Mitarbeitern und Ehrenamtlichen zurückgreifen. Trotzdem würden wir uns über Neuzugänge im Team freuen. Schwimmmeister können wir immer gebrauchen.“
Dass mit dem Mindestlohn nun auch die Personalkosten steigen, sei kein Problem, so Skrube weiter. „Das können wir gut abfedern. Verglichen mit 2020 und 2021 sind es alles in allem paradiesische Zustände in diesem Jahr.“
Voller Parkplatz, fast keine Schlange und ein Sicherheitsdienst
Paradiesische Zustände erhoffen sich wohl auch viele Duisburger und Duisburgerinnen am bislang heißesten Tag des Jahres. Um 12 Uhr mittags sind auf dem weiträumigen Parkplatz an der Sechs-Seen-Platte bereits alle Plätze belegt. Wer jetzt noch einen Platz sucht, weicht auf den Kalkweg aus und muss dann lange laufen. Die Schlange vor dem Freibad ist dafür überraschend kurz. Nach fünf bis zehn Minuten Wartezeit ist man auch schon drin.
Dort angekommen verteilen sich die Badegäste noch gut auf dem weitläufigen Areal. 1400 Gäste hat man an der Kasse bis zum Mittag gezählt – theoretisch hat das Bad für bis zu 6500 Besucher Platz. Um 18 Uhr werden es immerhin 3000 sein.
Sollte es bei großem Besucherandrang einmal zu Streitigkeiten kommen, ist seit letzter Woche auch ein Security-Dienst mit zwei Mitarbeitern vor Ort. Im Moment wird der aber höchstens zum Managen der Schlangen gebraucht. Es herrscht eine entspannte bis ausgelassene Stimmung. Selbst Plätze im Schatten sind noch ausreichend frei.
Freibad zieht auch viele Besucher aus dem Umland an
Abseits vom Trubel unter einem Baum haben sich Günter Prior (72) und Alina (68) zurückgezogen. Die beiden stammen aus Gladbeck und sind schon zum zweiten Mal hier. Ihnen gefällt besonders, dass es am Wolfssee mehr Platz gibt als in einem gewöhnlichen Freibad. „Wir fanden es beide Male prima hier. Die Natur, der Platz – und außerdem ist alles gut organisiert“, resümiert Prior. Einziger Wermutstropfen für Alina: Der Paddleboard-Verleih öffnet heute erst um 16 Uhr. „Ich habe im letzten Jahr einen Kurs im Stand-Up-Paddling besucht und hätte heute gerne ausprobiert, ob ich es noch kann.“
Aus Oberhausen auf den Weg gemacht haben sich Sandra (48), Kirsten (54) und Michi (52). Auf die Frage, was sie nach Duisburg verschlagen hat, antwortet Sandra: „In Oberhausen macht das Freibad erst um 12 Uhr auf, wir wollten aber schon früher los. Um 10 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht.“ Der Weg habe sich gelohnt: „Ist doch herrlich hier!“
Muscheln am Strand suchen und Steine flitschen – das macht das Freibad Wolfssee so besonders
Einen deutlich kürzeren Anreiseweg hatte Marcel (25), Familienvater aus Wanheimerort. Für ihn zahlt sich vor allem aus, dass die Kinder beschäftigt sind. So kann er auch mal alleine im Schatten ausspannen. Mit der Sechs-Seen-Platte in Laufnähe kommt für ihn ein anderes Freibad gar nicht in Frage: Hier gebe es schließlich alles, was man braucht.
Ein noch spektakuläreres Gummitier als Marcel hat Tyler (9) mit ins Bad gebracht. Er ist mit seinem Gladbecker Opa Günter Arnold (54) gekommen: „Meine Tochter zieht jetzt aus beruflichen Gründen nach Duisburg. Wir sind also bald öfters hier.“ Eine gute Nachricht für Tyler: „Ich finde es hier super. Am liebsten mag ich, kleine Steinchen über den See zu flitschen oder Muscheln zu sammeln.“
Und auch das geht in anderen Freibädern nun mal nicht.