Duisburg. Trotz guter Auftragslage gibt es bei den Duisburger Metall- und Elektrobetrieben viele Probleme. Wie die Unternehmen nun reagieren.
Energie-Krise, Lieferketten-Probleme, Ukraine-Krieg und Fachkräftemangel: Das sind die Gründe, warum sich die Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) mit Skepsis auf die zweite Jahreshälfte blicken. „Vor allem die drohenden Engpässe bei der Gasversorgung führen zu erheblichen Verunsicherungen“, berichtet Wolfgang Schmitz, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes.
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„Eine paradoxe Situation“ nennt Verbandssprecher Christian Kleff die aktuelle Lage der Branche in Duisburg: „Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, in einer normalen Situation würden die Firmen jetzt den Ertrag einfahren.“ Das gelinge aber nicht: „Vielfach gibt es Probleme bei der Fertigstellung, weil Vormaterial fehlt, bei anderen können die Kunden die fertigen Produkte nicht abnehmen.“
Duisburger Unternehmen leiden unter stark steigenden Preisen für Material und Energie
Die Stimmung misst der Verband regelmäßig durch Umfragen in den Führungsetagen seiner Mitglieder. „Unter stark steigenden Preisen bei Material und Energie leiden alle Unternehmen, vier von fünf in substanziellem Umfang. Nur wenige können die Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben“, so Schmitz zu den Ergebnissen der aktuellen Umfrage. Die Folge: 64 Prozent der Unternehmen erwarten im zweiten Halbjahr 2022 rückläufige Umsätze, 80 Prozent sinkende Gewinne.
Das gehe zu Lasten der Investitionen, berichtet der Verbandsgeschäftsführer: „Drei Viertel der Betriebe haben Kürzungen oder Verschiebungen angekündigt.“ Nicht selten treffe es die Digitalisierung der Prozesse. „Das ist nicht gut, denn da haben wir ohnehin einen großen Nachholbedarf“, warnt Schmitz.
Trotz des sich verschärfenden Fachkräftemangels in vielen Firmen wirke das auf die Beschäftigung. Das jeder vierte Betrieb trotz der eigentlich guten Konjunktur und der Möglichkeit der Kurzarbeit perspektivisch von einer Verkleinerung seiner Belegschaft ausgeht, wertet der Unternehmerverband als weiteres Alarmzeichen. „Vor allem die Frage, wie es mit der Gasversorgung weitergeht, sorgt für erhebliche Verunsicherung“, sagt Christian Kleff. „Im Moment wissen die Unternehmen nicht, wie die nächsten drei Monate aussehen.“
Tarifrunde beginnt unter schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche
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Kein einfaches Umfeld für die anstehende Tarifrunde, in der die Arbeitnehmer einen Ausgleich für ihre steigenden Lebenshaltungskosten fordern. „Dass die IG Metall acht Prozent fordert, hat uns nach dem Abschluss in der Stahlindustrie nicht überrascht“, sagt Wolfgang Schmitz, der ebenso wie der Präsident des Unternehmerverbandes, Dr. Marcus Korthäuer (Espera-Werke) in NRW bei der ersten Verhandlungsrunde am 16. September mit am Tisch sitzen wird. Angesichts einer im Vergleich zum Stahl deutlich höheren Personalkostenquote zwischen 60 und 80 Prozent habe der Tarifabschluss für die Unternehmen eine deutlich größere Bedeutung.
„Ich warne deshalb vor überzogenen Erwartungen“,sagt Wolfgang Schmitz. Er wünsche sich einen aus Arbeitgebersichte einen Abschluss, der auch die Risiken in den Blick nehme. „Auch Elemente der Beschäftigungssicherung halte ich für sinnvoll“, so der Geschäftsführer des Unternehmerverbandes, „das war bereits 2008/09 in der Finanzkrise ausgesprochen hilfreich.“