Duisburg. Bei den Bauarbeiten im früheren Grammatikoff und künftigen Bora gab’s einige Überraschungen. Wie es am Duisburger Dellplatz weiter geht.
Aus dem ehemaligen Grammatikoff wird das Bora: Seit Frühjahr 2021 wird die beliebte Location am Dellplatz von der stadteigenen Immobiliengesellschaft Gebag umgebaut. Bora Erdogan will die Kneipe samt Saal künftig betreiben. Carsten Butterwegge kümmert sich darum, dass die Bühne im Obergeschoss bespielt wird und dort Musiker, Bands oder Comedians für Programm sorgen. Ursprünglich hatten die Macher gehofft, dass dort längst Veranstaltungen stattfinden könnten. Doch die nötigen Sanierungsarbeiten entpuppten sich als umfangreicher als gedacht. Ein Rundgang über die Baustelle.
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Im Café-Bereich riecht es nach frisch aufgetragener Farbe. Der Boden ist abgeschliffen und mit Bauteppichen abgeklebt. Steine und Holzelemente sorgen für eine sichtbare Veränderung. Sie sind Deko. „Das passt zur Atmosphäre“, sagt Bora Erdogan, der sich in Stil-Fragen mit seinen Mitstreitern beraten hat. Die VIP-Räume, in denen sich künftig Künstler ausruhen und auf ihren Auftritt vorbereiten, sind bereits fertig. Die zahlreichen Plakate, die hier hingen, sind verschwunden. Dafür ist alles hell und modern.
In der Kult-Kneipe am Duisburger Dellplatz riecht es frisch gestrichen
Im Treppenhaus ist die Wand nun beschichtet, damit sie nicht sofort wieder verdreckt. Alles ist barrierefrei, die Toiletten, „freihängendes Porzellan!“, sind fabrikneu. Doch als die Fachleute noch mal genau hinschauten, gab es manche unliebsame Überraschung, die ebenfalls in Angriff genommen werden musste. Wie teuer der Umbau nun genau wird? Gebag-Sprecherin Lisa Melchior: „Wir sehen uns in Anbetracht der aktuellen Marktsituation mit steigenden Kosten konfrontiert, sodass wir hier leider aktuell nichts Konkretes sagen können“
Die größten Posten dürften den Besuchern nicht auffallen: „Die Fenster sind dreifach verglast, um möglichst viel Schall zu mindern. Wir haben hier Nachbarn und wir haben uns gesagt, dass wir, wenn wir schon einmal dran sind, es richtig machen“, beschreibt Helder Fernandes, Abteilungsleiter Instandhaltung und Sanierung bei der Gebag. „Wenn die Wünsche machbar waren und im Budget lagen, sind wir Bora Erdogan entgegengekommen.“ Das war zum Beispiel bei einer zusätzlichen Tür der Fall, die vom Restaurantbereich in den Biergarten führt. So können die Mitarbeiter künftig einfacher die Getränke nach draußen bringen und müssen nicht durch den Haupteingang.
Empore wurde aus Brandschutzgründen verkleidet
Zudem wurden meterlange Kabel gezogen, die es den Gästen künftig ermöglichen, Wlan zu nutzen. „An den Fenstern waren früher die Heizungen, das war verschenkter Raum. Dort kommen Steckdosen hin, so dass man dort sitzen und arbeiten kann“, blickt Boran Erdogan voraus. Die Spots sollen für stimmungsvolles Licht sorgen. „Das alte Grammatikoff war so in die Jahre gekommen, das konnte man ja keinem Besucher mehr anbieten“, findet Erdogan. Modern und lässig soll die Atmosphäre sein.
Auf der Tanzfläche im Obergeschoss wurde schon lange nicht mehr getanzt. In der Mitte des Raumes steht ein riesiges Gerüst, darüber glitzert die Discokugel. Auf der Bühne lagern dicke Lüftungsrohre. Die Empore, ursprünglich aus Metall, wurde verkleidet, damit sie dem Brandschutz genügt. Auch hier wurde der Boden, der über die Jahre reichlich Patina angesetzt hat, probehalber abgeschliffen.
„Das funktioniert, so eine Qualität bekommt man heute kaum wieder“, weiß Helder Fernandes. Momentan stocken die Bauarbeiten allerdings, weil der Nachschub mit Baumaterialien nicht funktioniert. „Es ist ja Wahnsinn, was alles mit der Ukraine-Krise oder Corona zusammenhängt. Corona hat uns bestimmt ein halbes Jahr gekostet“, schätzt Bora Erdogan.
Carsten Butterwegge: „Die Leute haben Bock und sind neugierig, wie es aussieht“
Wie lange es bis zur Eröffnung dauert, lässt sich nicht genau sagen. „Wir eröffnen das gesamte Haus. Es macht keinen Sinn, unten schon zu beginnen, während oben noch Bauarbeiten stattfinden“, so Erdogan. Auch an einen frühzeitigeren Biergartenbetrieb während des Sommers sei nicht zu denken gewesen, schließlich habe es bis vor kurzem keinerlei Infrastruktur vor Ort gegeben. Er glaubt, dass die Leute das Haus nicht vergessen haben. „Ich werde jeden Tag angesprochen, wann wir endlich eröffnen.“
Das kann auch Carsten Butterwegge bestätigen. „Die Leute haben Bock und sind neugierig, wie es aussieht.“ Der Singer-Songwriter ist in der Szene gut vernetzt und grämt sich nicht, dass zum Beispiel das Gleis Drei nun auch ein umfangreiches Programm anbietet. „Das verträgt eine Großstadt. Ich freu mich immer, wenn etwas stattfindet. Unsere Aufgabe ist es dann, dass die Leute wieder zu uns kommen.“