Duisburg. Die Situation im Kantpark hat sich, laut eines Überfallopfers, verschlechtert. Duisburger Behörden widersprechen. Welche Lösungsansätze es gibt.

Jörg Fiefhaus ist von einem Mann, der offensichtlich zur Drogenszene im Kantpark gehört, angegriffen worden. Der Angestellte, der in der Tonhallenstraße arbeitet, hat nicht erst seitdem den Eindruck, dass sich die Situation im Park in den letzten Monaten weiter verschlechtert hat. Stadt und Polizei widersprechen.

Das ist passiert: Am Freitagmorgen, 3. Juni, hat ein Unbekannter, der aus dem Kantpark kam, vor der Tonhallenstraße 7 lautstark randaliert. Jörg Fiefhaus arbeitet dort bei einer Zeitarbeitsvermittlung. „Ich habe den Mann in ganz ruhigem Ton gebeten, damit aufzuhören. Daraufhin hat er mich angeschrien und geschlagen“, so Fiefhaus, der bei dem Zwischenfall eine Schwellung am Auge davongetragen hat. „Dieses Mal wurde ich geschlagen. Das nächste Mal steckt vielleicht ein Messer in mir“, befürchtet der Duisburger, der nach dem Angriff Anzeige bei der Polizei erstattet hat. Die Polizisten ermitteln nun wegen Körperverletzung, müssen den mutmaßlichen Angreifer allerdings erst einmal finden.

Nach Angriff durch einen Drogensüchtigen geht das Opfer nicht mehr in den Kantpark

Die Umgestaltung des Parks hat nach Fiefhaus Meinung nichts gebracht: „Die Stadt hat es den Leuten damit nur schöner gemacht.“ Der Kantpark wurde vor kurzem gründlich durchforstet. Insgesamt wirkt jetzt alles aufgeräumter und übersichtlicher. Die Idee dahinter: Die dunklen Ecken, hinter denen man ungestört mit Drogen handeln und Spritzen setzen kann, sollten verschwinden. „Das ist fehlgeschlagen. Man kann das Geschehen jetzt nur noch deutlicher beobachten“, sagt Fiefhaus, der den Park täglich aus seinem Bürofenster sieht. Was dazu führt, dass er seine Mittagspause dort nicht mehr verbringt.

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Im Gespräch mit der Redaktion fordert Fiefhaus: „Es muss sich endlich was ändern: Entweder muss man den Leuten ärztlich helfen oder rigoros gegen den Drogentreff vorgehen.“ Er fragt: „Warum gibt es keine Videoüberwachung, warum ist die Polizei nicht präsenter, warum verbietet die Stadt nicht Alkoholkonsum in der Innenstadt, warum wird psychisch kranken Menschen nicht geholfen?“

Außendienst der Stadt Duisburg findet weniger Spritzen im Kantpark

Wir geben die Fragen weiter an Stadt und Polizei. Beiden ist die Situation bekannt, eine Zuspitzung sehen sie allerdings nicht. Stadtsprecher Malte Werning: „Durch den Städtischen Außendienst werden im Kantpark insgesamt weniger Spritzen von Drogenabhängigen aufgefunden, seitdem das Buschwerk im Park zurückgeschnitten und entfernt worden ist. Hier zeigen die neuen Sichtachsen Erfolge.“

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Polizeisprecher Jonas Tepe sagt: „In der Regel bleibt die Szene unter sich. In den letzten Monaten haben wir im Kantpark keinen Anstieg von Übergriffen auf fremde Personen festgestellt.“ Weil in der warmen Jahreszeit aber mehr im Park los sei, fahre die Polizei dort aktuell verstärkt Streife.

Sind die smarten Straßenlaternen ein Teil der Lösung?

Möglicherweise sind die smarten Laternen, die vor knapp zwei Jahren in einem Modellversuch auf der Friedrich-Wilhelm-Straße installiert wurden, auch im Kantpark hilfreich. Die in den Lampen eingebauten Mikrofone können den aufgenommenen Ton direkt mit einem hinterlegten Geräuschprofil für Glasbruch oder aggressives Verhalten abgleichen. „Es wird nur das Signalgeräusch detektiert und mit Angabe zu Ort und Zeitpunkt übermittelt. Dies ist datenschutzrechtlich nicht anders möglich, bietet aber zumindest die Möglichkeit, dass der Städtische Außendienst Informationen erhält, an welcher Stelle intensivere Kontrollen sinnvoll sind“, erklärt Werning.

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„Aufgrund der Corona-Maßnahmen konnte die Verbindung der Alarmsignale ins Einsatzsteuerungssystem des Bürger- und Ordnungsamts noch nicht abgeschlossen werden. Wir planen diese Datenverbindung im Laufe des Jahres abzuschließen, so dass der Städtische Außendienst praktische Erfahrung sammeln kann, wie sehr das System bei der Durchführung von Einsätzen helfen kann“, so der Stadtsprecher.

Mannheim setzt Kamerasysteme bei der Bekämpfung von Drogenkriminalität ein

Der Stadtrat in der Nachbarschaft Essen diskutiert gerade den Einsatz „intelligenter“ Kameras. Die neue Technik wertet die Bilder automatisch aus und erkennt mit Hilfe von Algorithmen Verhaltensmuster, die auf eine Straftat hindeuten. Wird jemand geschlagen? Rennt jemand plötzlich davon? In solchen Fällen löst das System in der Leitstelle der Polizei Alarm aus. Die Beamten können sich die Bilder dann ansehen und entscheiden, ob sie eine Streife zum Ort des Geschehens schicken.

Ein Spritzenbehälter steht im Kantpark in Duisburg zur Entsorgung gebrauchter Spitzen bereit.
Ein Spritzenbehälter steht im Kantpark in Duisburg zur Entsorgung gebrauchter Spitzen bereit. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

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In Mannheim kommt das Kamerasystem bei der Bekämpfung von Drogen- und Straßenkriminalität zum Einsatz. Datenschutzbedenken sieht die Essener CDU-Fraktion, die das Thema ins Rollen gebracht hat, nicht. Das Argument: „Die Kameras zeichnen nicht wahllos Bilder auf, sondern nur dann, wenn sie dafür einen gegebenen Anlass erkennen: Den Verdacht, es könnte sich um eine Straftat handeln.“

>> POLIZEI DUISBURG SUCHT ZEUGEN FÜR DEN ÜBERFALL

Die Duisburger Polizei sucht nach dem mutmaßlichen Angreifer, der nach der Attacke auf den Angestellten der Zeitarbeitsfirma geflüchtet ist. Gesucht wird ein Mann mit dunklen Haaren, etwa 40 Jahre alt und 1,75 Meter groß. Er machte einen ungepflegten Eindruck und trug zur Tatzeit ein blaukariertes Hemd.

Zeugen, die den Überfall vor der Tonhallenstraße 7 am Freitag, 3. Juni, gegen 9 Uhr beobachtet haben, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Sie nimmt Hinweise unter der Rufnummer 0203 280-00 entgegen. Zuständig ist das Kriminalkommissariat 36.