Duisburg. In einem Podcast über rassistische Gewalt wird der Brandanschlag auf ein Haus in Wanheimerort 1984 noch mal aufgerollt. Duisburger erinnern sich.
Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus auf der Wanheimer Straße in Duisburg starben 1984 sieben Menschen der Familie Satir. Ein Podcast von Cosmo, dem interkulturellen Hörfunkprogramm des WDR, rollt die Ereignisse der Nacht auf, lässt Überlebende zu Wort kommen und analysiert die Ermittlungsarbeit der Polizei.
„Schwarz Rot Blut“ heißt der siebenteilige Podcast, der rassistische Gewalt thematisiert und Fälle in ganz Deutschland aufrollt, darunter den Mord an einer Shoah-Überlebenden in Frankfurt 1992 oder den Angriff auf einen jesidischen Jungen 2020 in Celle.
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23 Menschen wurden bei dem Brand in Hochfeld schwer verletzt
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Folge 4 heißt „Brand im Mehrfamilienhaus – Duisburg 1984“. 60 Bewohner, überwiegend türkische „Gastarbeiter“, wurden damals vom Feuer im Schlaf überrascht. 23 Menschen wurden schwer verletzt. Aynur Satir war damals 13 Jahre alt. Sie lebt heute noch mit zwei Kindern in Duisburg und erinnert sich im Interview unter Tränen an die dramatische Nacht, in der ihre Mutter starb, zwei Schwestern, ein Bruder und drei weitere Familienangehörige.
Der Podcast zeichnet die Ereignisse der Nacht nach und versucht zu ergründen, warum die Feuerwehr erst nach einem zweiten Anruf ausrückte, eine halbe Stunde nach Ausbruch des Feuers. Die Journalisten sprechen mit Nachbarn und dem damaligen Polizei-Ermittler Elmar Zimmermann. Dieser hatte sich damals früh festgelegt, dass es keine Hinweise auf rassistische Motive gebe. Dabei gab es laut Augenzeugen zuvor durchaus Hakenkreuz-Schmierereien an der Fassade. Zehn Jahre nach dem Brand wurde eine als Pyromanin bekannte Frau als Täterin verurteilt.
Initiative fordert eine öffentliche Gedenktafel für die Familie Satir
Die „Initiative DU 26. August 1984“ glaubt, dass die Ermittlungen eingeschränkt wurden durch den frühen Ausschluss rassistischer Motive. Die gesellschaftliche Stimmung, die ablehnende Haltung gegenüber Menschen aus der Türkei oder Italien, die als „Gastarbeiter“ kamen, habe die Tat zumindest begünstigt, das sei aber nie hinreichend ermittelt worden.
Die Initiative ist Teil des Arbeitskreises „Gedenken der Opfer des Brandanschlags von 1984“, der 2021 gegründet wurde. Darin tagen seither regelmäßig Angehörige, die Vorsitzende des Kulturausschusses und der Vorsitzende des Integrationsrates. Nach Angaben der Stadt sind die Gespräche zur Aufstellung einer Gedenktafel im öffentlichen Raum im vollen Gang. Sie soll unter anderem die Namen aller Verstorbenen nennen.
Der Podcast und weitere Infos sind auf der Webseite https://www1.wdr.de/radio/cosmo/podcast/schwarzrotblut/schwarz-rot-blut-satir-turhan-100.htm
abrufbar oder unter dem Stichwort Schwarz Rot Blut auf allen gängigen Podcast-Plattformen hörbar.