Duisburg. Arzneimittel in 30 Minuten kostenlos bis zur Haustür: Das verspricht ein neuer Apotheken-Lieferdienst in Duisburg. Wie das Konzept funktioniert.
Rezeptfreie Medikamente binnen 30 Minuten frei Haus geliefert: Das verspricht der neue Online-Lieferdienst „Mayd“ für Produkte aus der Apotheke. Seit wenigen Tagen ist das Unternehmen aus Berlin auch in Duisburg aktiv.
„Mayd“ steht für „Meds at your doorstep“, übersetzt „Medikamente bis zur Haustür“ und erklärt in wenigen Worten das Prinzip: Das Start-up übernimmt mit seinen Fahrradboten die letzten Meter zwischen Apotheke und Patienten und liefert die zuvor per App bestellten Medikamente aus. Kundinnen und Kunden können online zwischen 2000 rezeptfreien Produkten und apothekenüblichen Waren wählen: von Aspirin bis zur Zeckenpinzette. Einen Mindestbestellwert gibt es nicht, auch keine zusätzlichen Lieferkosten, so Mayd.
„Mayd“ startet: Kooperation mit lokalen Apotheken in Duisburg
Die Medikamente kommen dabei nicht aus einem Lager, sondern das Unternehmen arbeitet mit lokalen Apotheken zusammen, die auch ausschließlich die Beratung für die Arzneimittel übernehmen dürfen. Mayd stellt letztlich die Online-Plattform und bringt Apotheken und Kunden zusammen. Für den Service und die Vermittlung zahlt die Partnerapotheke eine Gebühr pro Bestellung, erklärt Mayd auf Nachfrage. Ein Prinzip, das man seit Lieferando aus der Gastronomie kennt.
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Der Service ist von montags bis samstags von 9 bis 20 Uhr verfügbar. Derzeit wird noch nicht das gesamte Stadtgebiet abgedeckt. Aktuell werden Stadtteile in Mitte (Altstadt, Dellviertel, Duissern, Hochfeld, Kasslerfeld, Neudorf, Neuenkamp und Wanheimerort) und im Süden (Buchholz, Wanheim-Angerhausen, Wedau) beliefert. Auch im Bezirk Rheinhausen sollen Medikamente bis zur Haustür kommen.
Partnerapotheken entscheiden über Preisgestaltung
Eine Erweiterung sei dann geplant, wenn das Unternehmen „durch entsprechende Kundenanfragen eine vermehrte Nachfrage“ in weiteren Postleitzahlgebieten wahrnimmt, heißt es auf Nachfrage der Redaktion. Offen lässt das Start-up hingegen, wie viele Fahrern in Duisburg im Einsatz sind. Auch die Zahl der Partnerapotheken nennt das Unternehmen aus „wettbewerblichen Gründen“ nicht.
Die Preisgestaltung in der App basiere auf den Preisempfehlungen der Hersteller, sagt Mayd auf Nachfrage. „Die Partnerapotheken sind dennoch frei in der Preisentscheidung und können auch davon abweichende Preise festlegen.“ Bei einem Test kostet die Packung Aspirin mit acht Tabletten 3,68 Euro sowie ein Nasenspray von Ratiopharm 4,28 Euro. Die Lieferung nach Buchholz wird in der App mit 45 Minuten angegeben.
Viele Apotheken haben einen eigenen Bringdienst
Damit wäre dieser Bringdienst deutlich schneller als Versandapotheken, deren Lieferungen in der Regel mehrere Tage dauern. Auch niedergelassene Apotheken können ein ähnliches Zeitfenster nicht stemmen, wenngleich auch kostenfreie und tägliche Botendienste zum guten Service einer lokalen Apotheke zählen, erklärt Christoph Herrmann, Sprecher der Apotheken in Duisburg.
Herrmann könne dennoch verstehen, wenn sich Kollegen mit einer Kooperation beschäftigen. Schließlich sei der Anbieter ein neuer und „zusätzlicher Vertriebskanal“, der eine Maximierung des Geschäfts und die Abholung neuer Kunden verspricht. Es sei dennoch wichtig, so Herrmann, dass Kundinnen und Kunden „ein Gefühl für den Händler vor Ort bekommen“.
„Wir geben uns in die Hände eines Unternehmens“
Der Grund: Ähnlich wie bei Lieferando verdient Mayd bei jeder Bestellung mit. Wer seine Pizza aber direkt bei seinem Restaurant des Vertrauens bestellt, leiste eine Hilfe für den lokalen Gastronom, weil die Beteiligung entfällt. Genauso verhalte es sich bei einer Medikamentenbestellung, erläutert Herrmann, der sich für einen direkten Anruf in der Apotheke ausspricht.
Ein weiterer Punkt: Die Partnerapotheken bleiben bei dem Geschäftsprinzip im Hintergrund, seien komplett austauschbar, ohne dass es der Patient merke. „Wir geben uns ein Stückweit in die Hände eines Unternehmens“, betont Herrmann. Somit wäre die lokale Apotheke möglicherweise und im nächsten Schritt auch durch eine Onlineapotheke austauschbar…
>> E-REZEPT BEFLÜGELT APOTHEKENMARKT
- Derzeit drängen mehrere Start-ups, die eine schnelle Lieferung versprechen, in den Apothekenmarkt. Im Falle von Mayd mit Investoren im Hintergrund, die bereits mehr als 30 Millionen Euro investiert haben.
- Sie alle setzen auf den großen Schub durch eine geplante Neuerung im deutschen Gesundheitssystem: Die schon mehrmals verschobene Einführung des E-Rezeptes, das den Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten erleichtern soll.
- Auf der Internetseite kündigt Mayd bereits an, dass mit der Einführung auch verschreibungspflichtige Medikamente bestellt werden können.