Duisburg. In der Hängepartie um den Einsatz neuer Straßenbahnen in Duisburg wirkt die DVG rat- und hilflos. Warum ihr die Zeit davonläuft. Ein Kommentar.

Schon längst hätten die Fahrgäste in Duisburg in neuen Bahnen sitzen sollen. Doch die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) wagt sich mittlerweile an keine Prognose mehr heran. Sie wirkt hilf- und ratlos angesichts immer neuer Hiobsbotschaften vom Hersteller Bombardier, bei dem auf mehreren Ebenen schon lange vieles schief und vor allem schleppend läuft.

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Beispielhaft dafür ein aktueller Vorfall in Bautzen: Dort werden die neuen Serienfahrzeuge produziert. Nicht nur, dass Bombardier erst zwei von insgesamt 49 nach Duisburg geliefert hat. Bei der dritten Bahn hat die DVG nun auch bei einer erneuten Prüfung weiter Mängel festgestellt. Nach zwei fertiggestellten Serienfahrzeugen sind eigentlich nur noch wenige Anpassungen nötig. Ein solcher Fauxpas sollte nach interner Vorabprüfung also nicht passieren – und schon gar nicht zwei Mal.

Ist der Druck der DVG auf Bombardier groß genug?

Dazu wartet die DVG auf fehlende Unterlagen für die Zulassung, wird Monat für Monat vertröstet. Gleiches gilt für einen konkreten Zeit- und Lieferplan zur Bereitstellung weiterer Serienfahrzeuge. Dass es intern seit der Übernahme von Bombardier durch Alstom im Januar 2021 hakt, wie gemunkelt wird, hat ein Sprecher auf Nachfrage der Redaktion dementiert. Doch seine Erklärungen für die Verzögerungen – von coronabedingten Ausfällen bis zu Problemen bei Unterlieferanten – sind nicht neu und können langsam allein nicht mehr der Grund für die massiven Probleme sein.

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Die DVG muss sich deshalb die Frage stellen, wie lange sie sich ein derartiges Vorgehen noch gefallen lassen will. Und – bei aller Abhängigkeit von Bombardier: Ist der Druck auf den Hersteller groß genug?

Schließlich geht es hier um einen Vertragspartner, der immer wieder Vereinbarungen nicht einhält. Zwei Bahnen gratis – 49 statt 47 – hat die DVG bisher als Entschädigung herausgehandelt. Weitere so genannte Kompensationsleistungen sollen Teil der aktuellen Gespräche mit Bombardier sein. Sie müssen offenbar mehr als bisher finanziell weh tun. Die DVG sollte gut verhandeln, damit sich der Hersteller künftig drei Mal überlegt, ob er sich weitere Verzögerungen und Vertröstungen leisten kann.

Ausfälle von Bahnen häufen sich

Der DVG läuft jedenfalls angesichts maroder Bahnen die Zeit davon. Wie viele funktionieren noch wie lange? Von einst 45 Fahrzeugen sind acht schon längst nicht mehr reparabel. Ausfälle häufen sich auch jetzt. Von den übrig gebliebenen 37 Bahnen sind derzeit nur 30 einsatzfähig. Ein Regelbetrieb ist mit der aktuellen Niederflurflotte gar nicht mehr möglich. Schon seit fast sieben Jahren gibt es auf der Linie 901 zwischen Laar und Obermarxloh einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Die Geduld der Fahrgäste ist arg strapaziert und sie werden am Ende die Schuldigen an der Bahnen-Misere nicht bei Bombardier suchen.