Duisburg/Düsseldorf. Bei der Polizei Duisburg sind Anzeigen gegen die Polizisten eingegangen, die einen 13-Jährigen fixiert haben. Großes Medienecho in der Türkei.
Bei der Polizei Duisburg sind zwei Anzeigen gegen die beiden Polizisten eingegangen, die in der vergangenen Woche einen 13-Jährigen bei einem Einsatz in Vierlinden am Boden fixiert haben (wir berichteten). Die Familie des Jugendlichen und eine Frau aus Osnabrück erstatteten diese. Die Polizei Düsseldorf hat die Ermittlungen übernommen – ein gängiges Vorgehen.
„Die Ermittlungen liegen nun aus Neutralitäts- und Transparenzgründen bei uns“, bestätigt Kim Freigang, Sprecher der Behörde in der Landeshauptstadt. „Die Fakten liegen auf dem Tisch. Es gilt natürlich auch hier die Unschuldsvermutung“, ergänzt er. Der Tatverdacht lautet Körperverletzung im Amt. Weitere Angaben machte die Düsseldorfer Polizei am Donnerstag auf Nachfrage nicht.
Polizei nimmt 13-Jährigen in Duisburg-Vierlinden fest
Es geht um einen Vorfall vom Dienstag, 12. April: Gegen 18.45 Uhr soll der 13-Jährige, der mit drei Freunden unterwegs war, auf dem Franz-Lenze-Platz ein Wahlplakat der SPD abgerissen haben. Zeugen alarmierten deshalb die Polizei.
Auf dem nahen Spielplatz traf die Streifenwagenbesatzung, eine Polizistin und ein Polizist, auf den Jugendlichen. Dann sagt der Polizeibericht: Der Junge habe versucht, vor den Einsatzkräften zu fliehen, und sich mit Tritten gewehrt. Deshalb hätten die Beamten ihn auf dem Boden fixiert, sie knieten dabei auch auf dem Schulter-/Halsbereich des Teenagers.
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Im Duisburger Polizeipräsidium wurde das Vorgehen im Beisein des neuen Präsidenten Alexander Dierselhuis analysiert. Anlass für eine interne Überprüfungen fand die Runde nicht. „Wir sehen ein normales Prozedere“, unterstrich Sprecherin Jacqueline Grahl Anfang der Woche.
Großes Medienecho in der Türkei
Die Familie des 13-Jährigen übte dagegen harte Kritik an dem Polizeieinsatz. „Wir sagen, dass das vollkommen übertrieben und unangemessen war“, erklärte stellvertretend Mehmet Kurulay, Vorsitzender von „Save my Child“. An den Verein haben sich die Eltern des Jugendlichen gewandt. Sie seien nach eigenen Angaben „schockiert und überfordert“. Ihr Sohn sei traumatisiert.
Ausschnitte eines Webvideos, die allerdings nur die Momente der Festnahme zeigen, verteilten sich in den vergangenen Tagen über Whatsapp und Facebook rasend schnell, ließen die Emotionen hochkochen – besonders in der türkischen Community, denn die Familie des Jungen ist türkeistämmig.
Diese Stimmung griffen auch viele türkische Medien auf. Das Portal „Egepostasi“ schreibt von einem „brutalen Angriff“ durch die Polizei. „Die Polizei kümmert sich nicht um die Reaktion“, heißt es in einem Artikel auf der Internetseite tr724.com. Anders als üblich, bekommt die Duisburger Polizeibehörde in der Berichterstattung nicht die Möglichkeit, auf die Vorwürfe zu antworten. Jacqueline Grahl berichtet dazu: „Bei uns sind keine Anfragen eingegangen.“