Duisburg-Hochfeld. Die Kläranlage in Duisburg-Hochfeld stammt aus den 1920er Jahren. Wie die Technik in den nächsten Jahren auf den neuesten Stand gebracht wird.
Die Kläranlage in Duisburg-Hochfeld braucht eine Frischzellenkur. Erbaut in den 1920er Jahren, war der Betrieb auf 105.000 so genannte Einwohnergleichwerte ausgelegt. Mit diesem Wert berechnen Experten, wie viel „Schmutzfracht“ ein Einwohner im Durchschnitt pro Tag produziert. Doch mittlerweile ist die Zahl zu groß dimensioniert – selbst wenn künftig aus neuen Wohngebieten wie Sechs-Seen-Wedau oder Rheinort das Abwasser nach Hochfeld fließt. Um die Abwasser- und Schlammbehandlung zu modernisieren und auch den Sanierungsstau der vergangenen Jahre zu beseitigen, werden in den nächsten Jahren etwa 31 Millionen Euro, aufgeteilt auf zwei Maßnahmen, in die Kläranlage investiert.
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Pro Tag werden am Rande des Rheinparks bei trockenem Wetter etwa 9.000 m³ Abwasser gereinigt. „Die städtebauliche Entwicklung wird berücksichtigt“, betont Volker Lange von den Wirtschaftsbetrieben. Doch auch wenn zahlreiche Neubaugebiete, darunter Sechs-Seen-Wedau, Rheinort und andere Projekte im Duisburger Süden perspektivisch ihr Abwasser dorthin leiten, bleibt die Anlage zu groß.
Schlammbehandlung und Wasserwege in Duisburg-Hochfeld brauchen eine Frischzellenkur
Aktuell laufen die Planungen zur Modernisierung des Wasserweges. Das betrifft die mechanische und biologische Abwasserreinigung. Mit dem Umbau soll in 2023 begonnen werden, dafür sind rund 16 Millionen Euro vorgesehen. „Darüber hinaus sind auch an der Schlammbehandlung Sanierungsarbeiten durchzuführen“, erklärt Lange.
Die so genannte Schlammbehandlung funktioniert so: Bei der biologischen Reinigung filtern Bakterien und andere Mikroorganismen Schmutzstoffe aus dem Abwasser. Dadurch wachsen und vermehren sie sich und bilden den so genannten Überschussschlamm (ÜS), der aus dem Reinigungsprozess entfernt werden muss. Der ÜS und der Schlamm, der in der mechanischen Vorreinigung abgesetzt wird, wird in der Schlammbehandlung weiter behandelt. Zunächst muss überschüssiges Wasser abgetrennt werden, um die Menge zu reduzieren. Das geschieht in sogenannten Eindickern, entweder durch Schwerkraft oder maschinell.
Dem Schlamm wird im Laufe des Prozesses Wasser entzogen
Wichtig ist in jedem Fall, was hinten rauskommt – der Schlamm verlässt die Maschinen am Ende mit einem Trockensubstanzgehalt von fünf bis acht Prozent und besteht somit immer noch zu 90 Prozent aus Wasser. Das sollte auch so sein, damit der Schlamm pumpfähig bleibt und die Faulbehälter problemlos ohne Verstopfung betrieben werden können. Nachdem der Schlamm eingedickt wurde, wird er in die anaerobe Faulung gepumpt, das sind die Ei-förmigen Behälter, in deren Nähe es, mit Verlaub, ziemlich mieft.
In den Faultürmen wird dem Schlamm durch Wärme wiederum ein Teil Wasser entzogen. Dadurch wird es wieder ein bisschen weniger. Nach etwa 20 Tagen ist der Faulungsprozess abgeschlossen – die Masse wird in die Schlammentwässerung gepumpt. Dort geht die Behandlung weiter, Zentrifugen kommen zum Einsatz. Am Ende sind noch 75 Prozent Wasser im Schlamm übrig, er ist dann aber schon „rieselfähig“. In diesem Zustand bugsieren Maschinen den festen Brei in Container. Alles, was sich darin befindet, wird entsorgt und anschließend verbrannt.
„Die Modernisierung der Schlammbehandlung ist jetzt zwar schon ausgeschrieben, aber die Maßnahmen werden erst ab 2027 nach der Durchführung der Internationalen Gartenausstellung durchgeführt“, erklärt Silke Kersken von den Wirtschaftsbetrieben.
>> 1485 Kilometer Kanalnetz in Duisburg
Das Kanalnetz in Duisburg misst 1.485 Kilometer. Die kleinsten Leitungen haben einen Durchmesser von nur 17,5 Zentimeter, die größten Kanäle einen Durchmesser von 3 Meter. Der älteste Abwasserkanal befindet sich in der Pappenstraße in Neudorf. Er wurde 1882 gebaut. Insgesamt werden 16 Millionen Kubikmeter Abwasser in den drei städtischen Kläranlagen geklärt.
Darüber hinaus betreiben auch der Ruhrverband in Kaßlerfeld und die Emschergenossenschaft im Duisburger Norden weitere Kläranlagen.