Duisburg. Die DK Recycling in Duisburg-Hochfeld muss einen großen Investitionsstau bewältigen. Millioneninvestitionen in die Hütte sind notwendig.

Dass Manager so unverblümt die Mängel in ihrem Unternehmen beschreiben, ist außergewöhnlich. Die DK Recycling & Roheisen sei „in der Breite in einem erbärmlichen Zustand“, sagt Holger Schneiders, seit zwei Jahren technischer Geschäftsführer der Hütte am Hochfelder Rheinufer. Auf rund 50 Millionen Euro beziffert Hilmar Eller, seit Ende 2019 kaufmännischer Geschäftsführer und Mitinhaber von DK-Eigner Hargreaves, den Investitionsbedarf in Standort und Anlagen.

„Ausgeprägtes Missmanagement“ der vormaligen kaufmännischen und technischen Leitung seien der Grund für den Zustand der Anlagen. Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit hätten zum Zeitpunkt der Übernahme vor gut zwei Jahren zu einer „existenzbedrohlichen Situation“ für das Unternehmen geführt.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Der Standort – 1876 nahm dort die einstige Kupferhütte den Betrieb auf – ist Teil der Duisburger Industriegeschichte. Dieses Prädikat darf auch einen Teil der Anlagen für sich in Anspruch nehmen. Das gilt etwa für die insgesamt 103 Kräne und Hebezeuge, die den Hochofen versorgen, Roheisen-Pfannen bewegen und Lasten transportieren. „Die Ursprungsanlagen sind aus dem Jahr 1925“, sagt Schneiders.

Der DK-Inhaber und kaufmännische Geschäftsführer Hilmar Eller (li.) mit dem technischen Leiter Holger Schneiders (r.) vor der Sinteranlage der Hochfelder Hütte. Seit der Übernahme vor gut zwei Jahren macht das Recycling-Unternehmen wieder Gewinn.
Der DK-Inhaber und kaufmännische Geschäftsführer Hilmar Eller (li.) mit dem technischen Leiter Holger Schneiders (r.) vor der Sinteranlage der Hochfelder Hütte. Seit der Übernahme vor gut zwei Jahren macht das Recycling-Unternehmen wieder Gewinn. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gasometer: Flicken decken Spuren von Beschuss aus dem Weltkrieg

Zehn Jahre jünger ist der Gasometer – Flicken auf der Außenhülle sollen angebracht worden sein, um die Spuren von Beschuss am Ende des 2. Weltkrieges zu reparieren. Historisch darf sich auch die „Gießmaschine“ nennen. Aus einer Roheisen-Pfanne fließt das flüssige Metall durch zwei offene Rinnen zu einem Fließband, das Formen für die Masseln bewegt. So werden die Eisen-Briketts genannt, die DK produziert. Auf dem weiteren Weg werden die Masseln abgekühlt und abgekippt für den Verkauf an Gießereien.

Das Alter der Anlagen wäre bei laufender Instandhaltung nicht bedenklich. Die sei aber unterblieben, berichten die Geschäftsführer. Kranprüfungen hätten „reichlich Anlagen mit gravierenden Mängeln“ aufgedeckt. „Die Situation ist unter Kontrolle, wir können einen sichereren Betrieb darstellen“, berichtet Schneiders, „allerdings müssen ganze Baugruppen instand gesetzt oder erneuert werden.“

Sanierungsprojekte: Hochofen, Winderhitzer, Kraftwerk, Lagerplätze

Auch interessant

In die Überholung des Gasometers hat die neue Geschäftsführung bereits mehrere 100.000 Euro investiert, weitere Großinvestitionen sollen im alljährlichen sechswöchigen Sommer-Stillstand erfolgen, kündigen Eller und Schneiders an. Allein die Neuzustellung des Hochofens (Baujahr 1974) und eine Generalüberholung der Winderhitzer erfordert rund sechs Millionen Euro, eine Investition in ähnlicher Größenordnung steht auch im firmeneigenen Kraftwerk an, das auch umliegende Firmen mit Energie versorgt.

Rund eine Million Euro hat DK Recycling im vergangenen Jahr in die Überdachung und Einhausung von Lagerplätzen investiert. Weitere müssen folgen, damit es wegen starker Staub-Emissionen keinen Stress mehr mit den Behörden gibt.

Hoher Erneuerungsbedarf: Teile der zahlreichen Kräne und Hebezeuge bei DK Recycling sind fast 100 Jahre alt.
Hoher Erneuerungsbedarf: Teile der zahlreichen Kräne und Hebezeuge bei DK Recycling sind fast 100 Jahre alt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

DK Recycling will auch 2022 erneut Gewinn machen

„All das war und ist teuer und wird weiterhin viel Geld kosten“, sagen Eller und Schneiders. Immerhin schreibt DK Recycling zwei Jahre nach der Übernahme durch Hargreaves wieder schwarze Zahlen. Aus 5,4 Millionen Euro Verlust (2019) wurden im vergangenen Geschäftsjahr nach eigenen Angaben 11 Millionen Euro Gewinn, am Ende von 2022 soll ein positives Ergebnis zwischen 15 und 18 Millionen Euro stehen.

Nachhaltigen Erfolg wird das Management nur mit den Mitarbeitenden erreichen, weiß Holger Schneiders. „Auch die Belegschaft war eingerostet. Aber wir haben hier viele gute Leute. Gemeinsam werden wir das schaffen.“

>>CO2-REDUZIERUNG: PROJEKT ZUM EINSATZ VON SYNTHESEGAS

  • Auch das Themaklimafreundliche Produktion hat das Management von DK Recycling auf dem Schirm, erste Maßnahmen zur Minderung des CO2-Ausstoßes will das Unternehmen bereits parallel zu den anstehenden Großinvestitionen abarbeiten.
  • „Wir arbeiten an einem Projekt zur Gewinnung von Synthesegas aus Plastik und Biomasse auf dem Werksgelände“, berichtet Holger Schneiders. Ziel sei es, den Koksverbrauch zu reduzieren. „Wir versprechen uns davon eine Einsparung von bis zu 20 Prozent“, so Schneiders.