Duisburg. Erst gegen Grippe, jetzt auch gegen Corona: Hausärzte in Duisburg ärgern sich massiv über impfende Apotheker, die sich gegen die Kritik wehren.

In einem Modellprojekt des Apothekerverband Nordrhein mit der AOK Rheinland bieten seit Oktober 2020 auch in Duisburg Pharmazien Grippeschutzimpfungen an. Die Zahl ist von anfangs 13 auf 22 von insgesamt 91 Apotheken gestiegen. Mittlerweile haben darüber hinaus zahlreiche Betriebskrankenkassen aus dem Mitgliederkreis des BKK-Landesverbandes Nordwest ihre Teilnahme an dem Projekt erklärt. Außerdem beteiligt sich nun – ebenfalls nach entsprechenden Schulungen – etwa jede vierte Duisburger Apotheke auch an Corona-Schutzimpfungen. Eine Entwicklung, die Hausärzte verärgert.

Corona-Schutz- Impfungen in Duisburger Apotheken starten„Apotheker sind dazu ausgebildet, Medikamente herzustellen und auszugeben, aber nicht zu impfen“, sagt etwa Axel Heidböhmer, Arzt in Rumeln und Vorsitzender des Medizinischen Netz Duisburg, einem Zusammenschluss von rund 50 Hausärzten. „Da reicht eine kleine Fortbildung nicht aus. Genauso gut könnten dann – überspitzt formuliert – auch Journalisten impfen. Die Spritze zu setzen, ist an sich nicht das Problem. Schwierig wird es aber bei Komplikationen.“

Hausärzte in Duisburg ärgern sich über impfende Apotheker

Helmut Gudat, Vorsitzender der Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), hatte bereits in der Vergangenheit in die gleiche Kerbe geschlagen: „Ich kaufe ja meine Brötchen auch beim Bäcker und nicht beim Schuster.“

Christoph Herrmann, Sprecher der Apotheker in Duisburg, kann die Ärzte-Kritik nicht nachvollziehen.
Christoph Herrmann, Sprecher der Apotheker in Duisburg, kann die Ärzte-Kritik nicht nachvollziehen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Christoph Herrmann ist Sprecher der Apotheker in Duisburg, der gegen Corona, aber noch nicht gegen Grippe impft. Er betont: „Es ist immer ein Ersthelfer dabei. Und bei heftigen Impfreaktionen, die ja selten genug vorkommen, ruft auch ein Hausarzt den Notarzt.“

„Wir sind auf Komplikationen viel besser vorbereitet“

Dieses Argument zieht bei Heidböhmer nicht. „Wir sind auf Komplikationen viel besser vorbereitet, können den Blutdruck schnell messen, gegebenenfalls Infusionen oder Medikamente geben und haben ein EKG“, so Heidböhmer. Er stellt klar: „Die Impfungen in den Apotheken sind für mich nur Geldschneiderei. Außerdem ist ja nicht so, als würden wir Ärzte mit den Impfungen nicht hinterkommen. Ganz im Gegenteil: Es gibt derzeit gar keinen Bedarf.“

Dies sieht Peter Vogt, Vorsitzender des Apothekerverbands Duisburg/Niederrhein mit drei Apotheken im Duisburger Westen, ganz anders. „Zunächst einmal kann ich die Ängste der Ärzte verstehen. Es geht schließlich am Ende auch um Honorare, also ums Geld“, so Vogt. „Aber da wollen wir den Ärzten überhaupt nichts wegnehmen. Es geht bei den Impfungen allein um die Menschen, die keinen Hausarzt haben oder aus irgendwelchen Gründen keinen aufsuchen, um die Impfquote zu erhöhen.“ Er sei auf die Ärzte in seinem Umfeld zugegangen und habe sie genau darüber aufgeklärt.

Apotheker zu Corona-Schutzimpfungen: Nachfrage ist da

Was die Corona-Schutzimpfungen betrifft, sei der Bedarf durchaus da, sagt Vogt. „Wir haben Anfragen für Erst-, Zweit-, Dritt- und sogar für Viertimpfungen.“ Er plane, am kommenden Wochenende die ersten Spritzen in seiner Markt-Apotheke in Hochheide zu setzen – ebenso wie Christoph Herrmann, der am Sonntag, 13. Februar, von 10 bis 15 Uhr in seiner Paracelsus-Apotheke in Wanheimerort loslegt. Die Resonanz sei sehr erfreulich, so Herrmann.

Bei den Grippeschutzimpfungen ist die Nachfrage laut Vogt in den Duisburger Apotheken noch überschaubar. Er selbst habe aber in der aktuellen Grippe-Saison, die offiziell immer Ende September beginnt, bisher immerhin bis zu 30 Impfungen vorgenommen.

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