Duisburg. Von der Kampfsportschule an die Seite von Keanu Reeves: Wie Kampfsportlerin Kim Samonte aus Hochfeld es in den neuen „Matrix“-Film geschafft hat.
Kim Samonte (36) entdeckte früh die Liebe zum Kampfsport. Die Sifu, so wird eine Lehrerin für Kampfsport genannt, begann 1988 mit Kung Fu – im Alter von drei Jahren! Es folgten Freestyle-Karate und später Kickboxen. Und das sagenhaft erfolgreich: Kim Samonte ist 33-malige Weltmeisterin im Kickboxen und Karate und zurzeit im Blockbuster „Matrix “ zu sehen.
Schon mit 14 übernahm sie Aufgaben in der Sportschule ihres Bruders Joseph (49). Heute leitet sie mit ihm und ihrem Mann Denis die Kampfkunstschmiede an der Wanheimer Straße in Wanheimerort. Vor vier Jahren beendete Kim Samonte ihre aktive Sportlerkarriere und widmet sich seither der Ausbildung junger Talente. Dabei betreut sie jetzt vor allem Samira Kindermann (14), die inzwischen selbst schon über acht Weltmeistertitel im Kickboxen nach Duisburg geholt hat.
Kampfsportlerin und Stuntfrau Kim Samonte: „Ich bin ein Mädchen aus Hochfeld“
Die Sportschule zeichne sich durch die Menschen aus, die die Räume hier mit Leben füllen, sagt Kim Samonte. Darunter sind Fußballspieler wie Rolf Feltscher (MSV Duisburg) und Ex-Zebra Kingsley Onuegbu (aktuell in China bei Shaanxi Chang’an Athletic), die zum Personal Coaching kommen. Auch Promis wie Koch Nelson Müller oder Moderator Mola Abedisi hängen mit den Samontes an der Wall of Fame – im Bilderrahmen an der Wand gegenüber dem Tresen. Und ein gewisser Keanu Reeves, doch dazu gleich mehr.
Sich selbst sieht Kim Samonte dennoch lieber als Frau im Hintergrund. „Ich bin ein Mädchen aus Hochfeld. Meine Eltern kommen von den Philippinen“, sagt die junge Frau. „Bei Storys, die ich für den Social-Media-Auftritt der Sportschule drehe, bin ich lieber hinter der Kamera und nicht zu sehen.“
Trotzdem gelang der Trainerin nach ihrer Sportlerkarriere der Sprung ins große Rampenlicht. Alles begann mit einer Rolle in der deutschen Produktion „Kiss and Run“ mit Ken Duken. Jahre später folgte dann 2013 eine Stuntfilmrolle in „Hänsel und Gretel“, Untertitel: Hexenjäger. Hier spielte sie eine Hexe – die, während sie durch die Luft fliegt, enthauptet wird. Bei solchen sogenannten Wire-Stunts ist die Sportlerin an einem Gurt mit Seilen befestigt.
Kung-Fu-Kicks im Casting
Gleich die zweite große Stuntrolle bringt die 36-Jährige jetzt direkt neben Keanu Reeves auf die große Kinoleinwand. Wie bitte geht’s von Wedau nach Hollywood? „Weil ich keine Agentur habe, bekomme ich normalerweise auch nicht sofort mit, wenn ein Casting stattfindet. In Spandau gibt es allerdings einen Stuntkoordinator. Der hat mir davon erzählt.“ Kurioserweise stand in der E-Mail allerdings „Project Ice Cream“ und Kim Samonte ging zunächst davon aus, dass so der Kinofilm heißen würde. „Von Matrix oder Keanu Reeves war da noch gar nicht die Rede. Mein Mann und ich sind dann nach Babelsberg gefahren.“
Vor Ort beim Warmmachen erkannte sie auch schon einige Stunt-Leute. „Ich merkte, hier sind Engländer, hier sind Amerikaner. Richtig gute Leute.“ Die Frau, die die Choreographie einstudiert hatte, erwähnte dann plötzlich den Kultstreifen Matrix. Samonte fragte nach: „Das wird sicher nicht dieses Matrix sein, oder?“ Aber genau das war es.
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Beim Casting saßen sechs Jury-Mitglieder an einem Tisch. Die anderen Teilnehmer waren auch im Raum. Kim Samonte sollte darstellen, dass sie an zehn verschiedenen Stellen am Körper angeschossen wird. Jemand richtete mit seinen Fingern eine symbolisierte Waffe auf sie und drückte ab. Sie musste sich an Armen und Beinen zitternd bewegen und dann fallen lassen. Danach sollte sie etwas von sich zeigen. Sie wählte Kicks, Schläge, Blocks und Sprünge aus dem Kung Fu. Es folgte noch etwas Freestyle. Zuletzt sollte sie einen Stunt-Kampf einüben. „Das ist dann kein echter Kampf, sondern reine Show“, erzählt die Duisburgerin. Sie hatte zehn Minuten Zeit, eine Schlagkombination mit einem Partner einzuüben.
Keanu Reeves? „Höflich und fleißig, ohne Allüren“
Drei Wochen hörte sie nach dem Casting nichts vom Filmteam. „Und dann ging das Handy. Ich wollte gerade trainieren“, sagt sie lächelnd. Es folgte ein Freudentanz im Dojo, dem Trainingsraum. Also wieder nach Potsdam ins Filmstudio. Dort war schnell klar: Hier ist gerade großes Kino zu Gast. Samonte erzählt: „Die Halle mit Klamotten für den Film ist ungefähr 700 Quadratmeter groß. Da waren nur Kostüme. Eine irre und schöne Erfahrung. Und so verrückt, wie man es sich nur vorstellen kann. Jeder Nebendarsteller wird da komplett eingekleidet, alles aufeinander abgestimmt.“
Und Keanu Reeves? „Der ist wirklich ein ganz höflicher, ruhiger und netter Mann. Er hat jeden am Set gegrüßt, war immer der Erste und Letzte im Übungsraum. Sehr fleißig, ohne Allüren.“ Reeves (57) habe bei den Dreharbeiten die meisten Stunts selbst gemacht. Samonte ist im Film übrigens auf seiner Seite und bekämpft das Böse. „Es sind zwei bis drei Szenen mit mir. Wir kämpfen in einem Hochgeschwindigkeitszug.“
Ob sie sich schon selbst auf der Leinwand angeschaut hat? „Klingt vielleicht unglaublich, aber: nein. Alle hier in der Sportschule haben den Film schon gesehen. Den Screenshot mit Keanu und mir hat meine Schülerin Samira mir geschenkt.“ Als wenn das alles noch nicht ungeheuerlich genug wäre, flatterte jetzt auch noch eine Nominierung für den SAG-Award ins E-Mail-Postfach der Sportlerin. Der Stunt-Cast von Matrix Resurrections ist für die Auszeichnung nominiert. Die Preisverleihung am 27. Februar im kalifornischen Santa Monica zählt zu den renommiertesten Preisen der Filmindustrie. Klingt ganz nach einem Happy End.
>> MATRIX-KULT MIT WELTSTAR KEANU REEVES
• Matrix Resurrections (Originaltitel: The Matrix Resurrections) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Actionfilm von Regisseurin Lana Wachowski von 2021.
• Der Film läuft aktuell im Kino. Er ist eine Fortsetzung von Matrix Revolutions aus dem Jahr 2003. Der aktuelle Film ist der vierte Teil der Matrix-Filme.
• Dem kanadischen Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent Keanu Charles Reeves (57) gelang bereits Ende der Achtziger mit „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“ der Durchbruch in Hollywood. Der Actionfilm Speed (1994) und der Science-Fiction-Kultfilm Matrix (1999) machten Reeves zum Weltstar.