Duisburg. 2021 war kein einfaches Jahr für die Duisburger Party-Szene. Auch für DJ Eric Smax sind zahlreiche Veranstaltungen ausgefallen.

So ein Jahr wie 2021 hat DJ Eric Smax noch nicht erlebt. Der 49-Jährige muss es wissen. Er steht seit immerhin 29 Jahren hinter den Plattentellern, hat erlebt, wie Techno langsam groß wurde und startete später in der House-Szene durch.

Anfang der 1990er Jahre begann Erich Schmeier, wie er bürgerlich heißt, seine Laufbahn als DJ unter dem Pseudonym DJ Errik. Techno war geboren und die elektronische Tanzmusik zog in den Clubs im Ruhrgebiet ein. Er wurde sogenannter Resident-DJ im Poison Club am Hauptbahnhof Düsseldorf, der sich schnell zur bedeutenden Anlaufstelle für Techno und elektronische Musik in ganz NRW mauserte. Smax spielte 1997 in der Haupthalle der Mayday. In Duisburg ist er der „Ultraschall“-Zeremonienmeister und kreative Kopf hinter der Plattenküche.

Damit die vergangenen Monate nicht komplett still und leise über die Bühne gingen, hat er gemeinsam mit Andy Dexter eine musikalische Tour durch Duisburg unternommen. Unter dem Titel „Spotted 4100 DU – Nightshift 3.0“ legten die beiden etwa an der Sechs-Seen-Platte, bei Tiger & Turtle, am Innenhafen und sogar am Mittelpunkt in der MSV-Arena auf. Im Gespräch erzählt Eric Smax, wie er den Silvesterabend verbringt und ob er sich auf das kommende Jahr freut.

Eigentlich wollten Sie Silvester auf dem Dach des „Krankikom“ feiern und die Leute ins neue Jahr schicken. Dann kam die neue Corona-Verordnung Was machen Sie nun?

Das ist jetzt bestimmt die vierte Planänderung für Silvester. Momentan überlegen wir noch. Letztes Jahr Silvester wurde unsere Veranstaltung ja schon frühzeitig abgesagt. Da haben wir dann eine kleine Feier gemacht und die Musik gestreamt. Diesmal sah es ja erst so aus, dass wir feiern könnten. Nun müssen wir neu überlegen.

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Gibt’s etwa Raclette?

Auch in unserer kleineren Runde wird sich viel um Musik drehen. Ganz sicher werden wir zwischendurch auch etwas essen, aber Raclette gibt’s wohl nicht.

Eric Smax: Politik beschäftigt sich viel zu wenig mit DJ-Kunst

Was ärgert Sie am meisten?

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Das Jahr war ein ständiges Auf und Ab. Erst der Winterschlaf. Dann sah es im Sommer so aus, als würde das Leben halbwegs wieder normal werden. Dann gab es ein paar Veranstaltungen, aber immer mit einem großen Fragezeichen. Die Politik beschäftigt sich ja leider viel zu wenig mit der DJ-Kunst. Es ist ja nicht mehr so, dass wir nur in großen Clubs auflegen – das ist mittlerweile viel weiter gefächert. Man kann zum Beispiel in einem Einkaufszentrum oder in einer Modeboutique für Hintergrundmusik sorgen oder einen Abend in einer Bar musikalisch begleiten. Das wird alles nicht wirklich berücksichtigt. Und auch, als es eigentlich noch möglich war, etwas stattfinden zu lassen, wurde vieles abgesagt, einfach aus Verantwortungsgefühl und als Reaktion auf die aktuelle Lage. Das bringt viele, die davon leben, in existenzielle Nöte.

Wie sind Sie durch die Zeit gekommen?

Zum Glück arbeite ich seit Jahren auch noch als Eventmanager für Duisburg Sport. Ich war mit daran beteiligt, dass der Ironman Triathlon nach Duisburg kam oder das Spartan-Race. Das war damals die richtige Entscheidung.

Und künstlerisch-musikalisch?

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Als alles abgesagt wurde, bin ich erstmal in ein Loch gefallen. Aber ich habe zu Hause ein Tonstudio und irgendwann habe ich angefangen, wieder Musik zu machen und habe die DJ Mixes in meiner Soundcloud veröffentlicht. Da konnte ich mich ein bisschen wegträumen aus der Corona-Situation.

Duisburger DJ: „Ich habe die Rock’n’Roll-Zeit mitgemacht“

Zahlen bedeuten Eric Smax eigentlich nicht so viel. Doch im nächsten Jahr feiert er sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Nun fragt er sich, ob er auch noch in zehn Jahren DJ ist oder sein möchte.
Zahlen bedeuten Eric Smax eigentlich nicht so viel. Doch im nächsten Jahr feiert er sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Nun fragt er sich, ob er auch noch in zehn Jahren DJ ist oder sein möchte. © RR | Foto: Jeanette de Vries

Aber es ist schon komisch, wenn es auf der anderen Seite still bleibt und da kein Publikum ist, oder?

Definitiv, das ist ganz was anderes. Ich bin jetzt 29 Jahre dabei und habe zwei DJ-Karrieren hinter mir. Ich habe in der Main Hall von der Mayday gespielt, 1997 (Sonic Empire), habe auf dem „Nature One“ Festival aufgelegt. Das ist schon geil und Adrenalin pur, wenn die Leute abgehen – und man weiß, dass man das mit seinen Reglern in der Hand hat. Ich kann jede Band verstehen, die ihren Abschied ankündigt und dann dieses Gefühl doch wieder haben möchte und noch einmal auf Tour geht. Ich habe die Rock’n’Roll-Zeit der elektronischen Musik mitgemacht. Gute Zeiten mit Lovenation und leider auch die traurige Loveparade in Duisburg.

Im nächsten Jahr werden Sie 50. Dauert’s mittlerweile länger, bis man nach einem Auftritt wieder frisch ist?

Es dauert alles ein bisschen länger, wenn’s spät geworden ist. Mit der Zeit bin ich immer weiter auf die Veranstalter-Seite gerutscht. Eigentlich haben Zahlen nie eine große Rolle für mich gespielt. David Guetta ist 54. Aber ich frage mich schon, ob ich in zehn Jahren noch DJ bin beziehungsweise noch sein möchte. Eigentlich habe ich zu meinem 30-jährigen Bühnenjubiläum im nächsten Jahr eine große Party geplant. Das ist aber momentan auch alles auf Eis gelegt. Wir warten ab, wie sich die Corona-Lage entwickelt.

Bedeuten Ihnen Silvester und der Jahreswechsel eigentlich etwas?

Für mich hat Silvester eigentlich keine große Bedeutung, es ändert sich ja nur eine Zahl. Meistens muss ich arbeiten und bereite den anderen eine tolle Nacht.