Duisburg. Veranstalter aus Duisburg blicken auf ein ereignisarmes Jahr - keine Party nirgends. Auch im neuen Lockdown ist kein Optimismus zu spüren.
Künstlern, besonders freischaffenden Künstlern, setzt die Corona-Pandemie schwer zu. Es gibt kaum Veranstaltungen, der zweite Lockdown hat die Lage noch einmal verschärft. Und weil die Bühnen Duisburgs gezwungenermaßen leer bleiben, stehen auch Veranstalter und Veranstaltungstechniker, egal ob am Ton- oder Lichtpult, vor einem Scherbenhaufen.
Jens Thiem organisiert in Duisburg die Gastro-Partyreihe „Plattenküche“ – und ist frustriert. „Für uns ist kürzlich die zehnte Veranstaltung während der Pandemie ausgefallen, der nächste Termin ist erst im Februar.“ Dann müssen die Infektionszahlen natürlich mitspielen, sicher ist der Neustart im Frühjahr noch lange nicht.
Duisburger ist wirtschaftlich und persönlich frustriert
Große Stützpfeiler der Partyszene haben in diesem Jahre gefehlt, „inklusive Tanz in den Mai und Halloween“, seufzt Thiem. Das schmerze nicht nur wirtschaftlich, sondern auch persönlich. „Es tut doppelt weh, wenn ich zum Beispiel an die DJs denke, die wir momentan ja auch nicht buchen können.“ Ganz pragmatisch denkt Jens Thiem aber auch an die Stadtkassen: „Allein durch unsere ausgefallenen Partys ist Duisburg schon eine vierstellige Summe an Vergnügungssteuer verloren gegangen.“
Beim zweiten Lockdown sind dem Steinhof in Huckingen auch Firmenevents und Hochzeiten weggebrochen, „zusätzlich zu Konzerten und Kabarett“, so Vereinsvorsitzender Arno Eich. „Die Techniker, die bei uns angestellt sind, sind jetzt in Kurzarbeit. Momentan bilden sie sich zum Beispiel zum Thema Streaming weiter.“
„Veranstaltungstechnik ist kein Hochlohnsektor“
Zumindest einige „Hybridveranstaltungen“, bei denen zum Beispiel Firmenchefs aus dem Steinhof zu ihren Mitarbeitern ins Homeoffice streamen, gibt es deswegen noch. Die 60 Prozent Kurzarbeitslohn seiner Techniker stockt der Steinhof trotzdem auf, „anders geht es nicht, Veranstaltungstechnik ist ja ohnehin kein Hochlohnsektor“, erklärt Eich. „Das Schlimme ist: Es ist kein Licht in Sicht.“
Einer der Steinhof-Techniker ist René Terlinden. Als gelernter Toningenieur kümmert er sich in Huckingen neben der Akustik auch um Licht und Video und sagt: „Normalerweise bin ich immer am arbeiten, und das mache ich auch gerne so.“ Zuletzt sah das anders aus, „wir haben ja im Prinzip ein Berufsverbot auferlegt bekommen.“
Verdammt sein zum Nichtstun
https://www.waz.de/staedte/duisburg/corona-ausgesperrt-luft-und-liebe-fans-feiern-in-duisburg-id229498422.htmlImmerhin – ab und zu darf Terlinden wieder an gewohnter Wirkungsstätte arbeiten, zum Beispiel bei einer Stream-Konferenz der GEW. „Aber da hat man dann einen Tag etwas und dann wieder vier Tage nichts. Hin und wieder unterstützen wir zum Beispiel Kabarettisten, die dann auf der Bühne ein Video für ihre Social-Media-Kanäle aufnehmen.“
Wirklich beschweren will sich Terlinden aber nicht, „denn ich bin angestellt, von der finanziellen Seite her kann ich mich nicht beklagen. Da gibt es freie Kollegen, die es wesentlich härter trifft.“ Verdammt zum Nichtstun, nutzt der Toningenieur seine zusätzliche Zeit jetzt, um sich in private Projekte zu vertiefen, um die geliebte Arbeit und ihr ungeliebtes Verbot zumindest ein wenig zu vergessen.
>>BUNDESWEIT 20 MILLIARDEN MINUS
- Mit rund 130 Milliarden Euro Umsatz ist die Veranstaltungsbranche der sechstgrößte Wirtschaftszweig der Republik. Wenig bekannt ist, dass auch Messen zur Veranstaltungsbranche zählen.
- Von normalerweise 28 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung seien 20 Milliarden Euro im Corona-Jahr 2020 verloren gegangen, sagt der Branchenverband „Auma“.