Duisburg. 60 Pfeiler unter der Duisburger A 59 sollen mit „Heimat-Graffiti“ besprüht werden. Die ersten vier wurden nun auch einem prominenten Gast gezeigt

Bunte Farbe auf grauem Beton: Anlässlich der Aktion „Heimat-Graffiti – Geschichten auf Beton“ hat die Bürgerstiftung Duisburg auf dem Parkplatz des Meidericher Stadtparks an den Brückenpfeilern unter der A 59 Künstlerinnen und Künstler sowie teilnehmende Duisburgerinnen und Duisburger dazu eingeladen, die ersten vier besprühten Säulen zu bestaunen.

Im Vorfeld hatte die Bürgerstiftung rund 1000 Duisburger nach ihrer Definition von „Heimat“ gefragt und in einem Team dreißig Begriffe ausgewählt, die nun in der ganzen Stadt an verschiedenen Orten verbildlicht werden.

Gerald Kassner, Geschäftsführer von Schauinsland Reisen, hatte bereits im Jahr 2019 die Idee, Pfeiler in Duisburg mit unterschiedlichen Motiven zu verschönern, erklärt Ariela Cataloluk, Sprecherin der Bürgerstiftung. „Heimat ist ja ein abstraktes Gefühl und auch sehr individuell“, sagt sie. „Irgendwann kam dann die Idee auf, verschiedene Heimatgedanken zu verbildlichen und in Form von ,Streetart’ umzusetzen.“ Dafür stellt die Stiftung den Künstlern Gerüste und Farben zur Verfügung.

60 Betonpfeiler der A 59 sollen in Duisburg besprüht werden

Die Idee scheint gut anzukommen: Das Land NRW unterstützt die bunte Aktion mit 107.00 Euro, 11.000 Euro steuert die Bürgerstiftung bei. Auf diesem Parkplatz sind nun die ersten vier von den insgesamt geplanten 60 Betonpfeilern besprüht. So will die Stiftung die Brückenpfeiler der A 59 mit „Heimat“-Motiven verschönern.

Dreißig Künstler sind an der Aktion beteiligt, zehn von ihnen kommen aus Duisburg. Sie sind zunächst an der Reihe.

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Zu jedem der Heimatbegriffe hat die Bürgerstiftung im Jahr 2021 ein virtuelles Interview geführt. Einer der Interviewten ist Erich Schauder, der den Parkplatz schon eine halbe Stunde vor Beginn der Präsentation betritt und interessiert die ersten vier Motive betrachtet. „Duisburg ist für mich einfach Heimat“, erzählt er zufrieden, den Blick auf einen Pfeiler, der den Duisburger Zoo zeigt, gerichtet.

Schon als Kind hat der 72-jährige Duisburger oft den Hafen besucht und über das Treiben gestaunt, später arbeitete er dort als Bauingenieur. Als er dann nach seiner Verbundenheit zu Duisburg gefragt wurde, musste er nicht lange überlegen: „Der Hafen steht sinnbildlich für die Entwicklung Duisburgs und des gesamten Ruhrgebiets“, findet er. „Auch wenn ich ein vergleichsweise kleines Rädchen im Getriebe war, so habe ich dort sehr gerne gearbeitet.“ Wo welcher Künstler seinen Hafen verbildlichen wird, weiß Erich Schauder noch nicht. Bereits jetzt ist er jedoch sichtlich stolz, mit seiner persönlichen Idee von „Heimat“ an der Aktion teilgenommen zu haben.

Heimatministerin Ina Scharrenbach sieht Geld gut angelegt

Noch während er begeistert von der Geschichte des Hafens erzählt, begrüßen Jörg Löbe, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung die Anwesenden um den prominenten Gast, NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach. „Das Projekt verbindet die Menschen, die sich mit dem Begriff ,Heimat’ auseinandersetzen“, findet die Ministerin. Besonders freue sie sich darüber, dass bei dieser modernen Inszenierung auch Künstler aus den Partnerstädten dabei sind. „Vielen Dank an alle Beteiligten, das Geld ist gut angelegt.“

Jörg Löbe zeigt NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach die fertigen Pfeiler.
Jörg Löbe zeigt NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach die fertigen Pfeiler. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Eine der anwesenden Künstlerinnen ist die 35-jährige Ronja Leberer. Die Grafikerin und ihre Kollegin posieren stolz vor „ihrem“ Autobahnpfeiler. „Als ich mich mit dem Thema Sprache und Fremdenführung auseinandergesetzt habe, habe ich mich bewusst für ein Porträt entschieden“, erklärt Ronja. Zwei mal sechs Stunden hätten sie in der Kälte bereits gearbeitet, geplant sei noch eine Schicht für letzte Feinheiten. Auf der Säule ist Stephan Haas, Touristenführer von den „Revierprofis“, einer Interessengemeinschaft professioneller Gästeführer im Ruhrgebiet, abgebildet – mit dem Reinhard Krause-Zusatz „Woanders is auch scheiße!“.

Freudestrahlend steht der Gästeführer vor dem Pfeiler mit seinem Abbild. „Ich hätte dat überhaupt nicht erwartet, jetzt bin ich auf einmal hier zu sehen“, staunt er lachend. „Das ist ein super Bild geworden, bei Führungen durch Duisburg kann ich mich nun selber zeigen!“

>>Bürgerstiftung sucht Sponsoren für weitere Pfeiler

Bis Ende 2022 sollen 60 Pfeiler unter der A 59 in Duisburg besprüht sein.

Die Bürgerstiftung Duisburg sucht noch Sponsoren, um weitere Pfeiler in Duisburg zu verschönern. So sollen Begriffe, die bisher noch nicht berücksichtigt werden konnten, ihren Platz finden.