Duisburg. Ahmad-Mujtaba Mostakiem betreibt eine private Impfpraxis am Duisburger Hauptbahnhof. Warum es deswegen Unmut unter niedergelassenen Ärzten gibt.

Die hohe Zahl der Covid-Impfungen in der privaten Impfpraxis von Ahmad-Mujtaba Mostakiem im Ibis-Hotel am Hauptbahnhof (wir berichteten) sorgt unter niedergelassenen Ärzten in Duisburg für Erstaunen – und in Verbindung mit der medialen Präsenz auch für einigen Unmut. Die Wellen schlagen inzwischen sehr hoch. Mostakiem werde als „der neue Retter“ Duisburgs präsentiert, „während Hausärzte den Mangel an Impfstoffen zu verwalten haben“, kritisiert ein Arzt zum Beispiel.

Einige Mediziner fragen sich – und unsere Redaktion – hinter vorgehaltener Hand, wie es Mostakiem etwa angesichts der Biontech-Deckelung geschafft hat, nach seinen Angaben über 500 Impfungen pro Woche vorzunehmen – eine Zahl, an die derzeit vielleicht einzelne größere Gemeinschaftspraxen herankommen, viele Hausärzte trotz aller Bemühungen aktuell aber nicht annähernd. Eine Doppelpraxis berichtete zuletzt von gerade mal 150 Impfungen pro Woche.

Unmut unter Duisburger Hausärzten wegen privater Impfpraxis am Hauptbahnhof

Mostakiem selbst weiß um diese Diskussionen. Was er zunächst einmal schade findet: „Die Kollegen rufen leider nicht mich direkt an, obwohl ich meine Handynummer öffentlich bekannt gegeben habe, sondern im Hotel, und gehen jetzt auch noch über die Presse.“

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Der Facharzt für Neurologie mit afghanischen Wurzeln, der in Hochfeld aufgewachsen ist, betont, dass auch er seinen Impfstoff ganz normal bei einer Apotheke bestelle. Vor der Eröffnung seiner Impfpraxis am 21. November habe er allerdings reichlich geordert. „Davon zehre ich jetzt“, erklärt Mostakiem. „Und ich impfe momentan zu rund 80 Prozent Moderna. Dafür gibt es keine Bestellgrenze.“

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Außerdem konzentriere er sich eben mit seiner Praxis nur aufs Impfen und habe schon allein dadurch einen ganz anderen Durchlauf als mancher Kollege, der parallel auch das Alltagsgeschäft mit Atemwegserkrankungen und Co. bewältigen müsse.

Seit 16. November 2021 gibt es mehr Geld pro Impfung

Und an dieser Stelle wird die Diskussion unter den Ärzten ehrlicherweise auch zu einer finanziellen. Neben der Tatsache, dass jede Spritze zum Schutz vor Corona in diesen Zeiten hilft, ist das Impfen ein lukratives Geschäft. Mostakiem rechnet jede Impfung genau so mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ab wie alle niedergelassenen Ärzte. Und seit dem 16. November 2021 gibt es laut KV Nordrhein dafür 28 statt 20 Euro. Wer am Wochenende, an gesetzlichen Feiertagen sowie am 24. und 31. Dezember impft, erhält sogar 36 Euro. Die Impfung für alle Impfberechtigten ist weiter kostenlos.

Mostakiem hat zuletzt angekündigt, rund um die Uhr über Weihnachten impfen zu wollen – durchgehend von Heiligabend, 24. Dezember, 9 Uhr, bis Montag, 27. Dezember, 18 Uhr. „Je nach Nachfrage kann es natürlich sein, dass dann auch bei mir der Impfstoff knapp wird“, so der freiberuflich tätige Arzt. „Noch ist aber genug da.“

Impfstoff-Lieferungen an Ärzte variieren teilweise sehr stark

Übrigens können sich auch nicht alle niedergelassenen Ärzte beklagen. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, hatte erst kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz betont, dass einige Praxen derzeit ihren Impfstoff vollumfänglich wie bestellt bekommen, andere aber eben leider nicht.

Grundsätzlich hängen diese Unterschiede nach Angaben des Duisburger Apotheker-Sprechers Christoph Herrmann nicht nur von der allgemeinen Nachfrage, sondern von der Zuteilung abhängig vom Marktanteil für den jeweiligen Großhändler ab. So variierten die Lieferungen an die Apotheke und damit auch an die Praxen pro Arzt.

Mostakiem plant auch Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen

Dass auch Mostakiem nicht immer sofort den gewünschten Impfstoff bekommt, erzählt er im Zusammenhang mit den von ihm künftig ebenfalls geplanten Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen. Rechtlich habe er sich dazu bereits bei der KV abgesichert, aber die Lieferung lasse noch auf sich warten.

Bestellt habe er den speziellen Kinderimpfstoff wie alle niedergelassenen Ärzte bis Dienstag, 7. Dezember, 12 Uhr. „Ich hoffe aber, dass ich in der nächsten Woche loslegen kann.“

Bei allen Diskussionen, sagt Mostakiem abschließend, „sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass wir alle an einem Strang ziehen und die Impfquote weiter erhöhen wollen“.

>> MEHRERE PRIVATE IMPFPRAXEN IN DER REGION

  • Private Impfpraxen gibt es mittlerweile mehrere in der Region. So hat zum Beispiel Samuel Busch am Donnerstag in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Altentagesstätte der Pfarrei St. Lambertus in Essen-Rüttenscheid eine Praxis eröffnet – und impft dort nun Vollzeit.
  • Auch Ahmad-Mujtaba Mostakiems Bruder Mustafa betreibt eine private Impfpraxis in einem saisonbedingt geschlossenen Eiscafé in Moers.
  • Weitere Informationen zur Impfpraxis von Ahmad-Mujtaba Mostakiem im Ibis-Hotel am Duisburger Hauptbahnhof gibt es telefonisch unter 0178 58 54 047.