Duisburg. Das Duisburger Handwerk reagiert auf den Fachkräftemangel. 800 Ausbildungsplätze stehen 2022 bereit. So gut sind die Chancen für junge Menschen.

Am Rande des Gewerbegebietes Neumühl gelegen und damit in unmittelbarer Nähe der Betroffenen, war das Bildungszentrum Handwerk Veranstaltungsort des ersten Duisburger Fachkräftegipfels. Dabei ist die Kreishandwerkerschaft Duisburg mit Vertretern der Agentur für Arbeit aus Duisburg und Wesel sowie mit einem Vertreter des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales zusammengekommen. Im Mittelpunkt stand die Erarbeitung von Sofortmaßnahmen, um dem aktuellen Fachkräftemangel im Handwerk in Duisburg und Wesel zu begegnen.

Das zweistündige Gespräch beschäftigte sich insbesondere mit dem „großen Thema Ausbildung“, wie Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann erklärt. „Da das Ausbildungsjahr gewöhnlich am 01. August eines jeden Jahres startet, geht es derzeit darum, Auszubildende für das nächste Jahr zu bekommen.“

Konkret bedeutet das: „Wir befinden uns schon in der Bewerbungsphase für das nächstes Jahr.“ Dabei sind, wie der Name des Gipfeltreffens bereits verrät, die Chancen in Duisburg derzeit mehr als gut, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Denn sowohl in den klassischen Handwerksberufen wie Elektriker, Anlagenmechaniker und Maler als auch in der Lebensmittelbranche und bei Friseuren herrsche ein enormer Bedarf an Auszubildenden und Fachkräften. „Der Mangel an Fachkräften betrifft die gesamte Palette des Handwerksbereichs“, konstatiert Hellmann, der selbst Inhaber eines Elektrobetriebes ist und für nächstes Jahr zwölf Auszubildende sucht.

Ausbildung im Handwerk: Gute Übernahme-Chancen in Duisburg

Allein für das kommende Jahr suchen die rund 400 bis 500 Duisburger Handwerksbetriebe 800 neue Auszubildende. „Und bei jedem Ausbildungsplatz liegt eine Stelle dahinter, sodass die Auszubildenden im Anschluss übernommen werden“, sagt Hellmann.

Dass es zu dem aktuellen Mangel an Auszubildenden gekommen ist, habe mehrere Gründe. „Einerseits ist es der Umstand, dass es einfach weniger Jugendliche gibt, und andererseits nimmt die gesellschaftliche Akzeptanz für Ausbildungsberufe ab“, fasst Frank Bruxmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, die Situation zusammen. „Und das, obwohl jeder Handwerker braucht.“

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Dabei scheint die Komplexität auch im Handwerksbereich zuzunehmen. Denn neben den klassischen Handwerksberufen sind neue Ausbildungsberufe wie etwa der Elektroniker für Systemintegration entstanden, für den ein Abitur vorausgesetzt wird. Dennoch entscheiden sich heute viele junge Menschen für ein Studium oder weiterführende Schulen, anstatt eine Ausbildung zu beginnen. Zum Mangel an ausbildungswilligen Jugendlichen kommt: „Im Gegensatz zu früher, suchen wir viel mehr Azubis und die Zahl der Ausbildungsstellen hat sich erhöht“, so Bruxmeier.

Handwerkskammer möchte Bewerbungsportal einrichten

Um auf diese Situation schnellstmöglich zu reagieren, haben die Teilnehmer des Fachkräftegipfels gleich mehrere Maßnahmen erarbeitet. Bis zum Frühjahr nächsten Jahres möchte die Kreishandwerkerschaft Duisburg ein Portal ins Leben rufen, auf dem Handwerksbetriebe und Auszubildende zusammengebracht werden. „Interessierte Jugendliche können uns ihre Bewerbungen schicken, die wir dann in das Portal laden oder direkt an die Betriebe weiterleiten“, erläutert Bruxmeier. Dann müssten sich junge Menschen nicht mehr direkt an die Betriebe wenden. Doch nicht nur eine Bündelung von Stellengesuchen und -angeboten werde damit erreicht. Geplant ist ebenfalls, die Bewerbungen gegenzulesen und bei Bedarf gemeinsam mit den Bewerbern zu überarbeiten.

Dr. Frank Bruxmeier, Lothar Hellmann und Stefan Meurer (von links) berichten über die aktuelle Situation im Duisburger Handwerk.
Dr. Frank Bruxmeier, Lothar Hellmann und Stefan Meurer (von links) berichten über die aktuelle Situation im Duisburger Handwerk. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Außerdem möchten wir Formblätter für die Bewerbungen anbieten und einen Zugang zu dem Portal per E-Mail ermöglichen“, sagt Bruxmeier. Damit das Portal bereits für die aktuelle Bewerbungsphase Wirkung zeigt, sei geplant, dass dieses zwischen März und Mai nächsten Jahres an den Start gehe. „Allerdings gehen wir davon aus, dass das Portal eher ab 2023 die volle Wirkung entfaltet.“ Darüber hinaus sollen Jugendliche bewusster angesprochen werden, etwa in Schulen. Ein weiter Baustein stelle der Ausbau der Berufsorientierung für zugewanderte Menschen mit Migrationshintergrund dar, für den bereits Fördergelder zur Verfügung stünden.

Gezielte Angebote an Menschen ohne Arbeit

Damit auch abseits des Ausbildungsmarktes das Potenzial genutzt werden kann, möchten die Duisburger Handwerksbetriebe zukünftig verstärkt arbeitslosen Menschen Angebote machen. „Wir wollen Arbeitslosen Umschulungen anbieten, die zwei Jahre dauern und mit denen sie einen Gesellenbrief erreichen können“, erklärt Bruxmeier. Doch bis die erarbeiteten Maßnahmen greifen, appelliert Kreishandwerksmeister Hellmann: „Die Chancen sind so gut wie nie zuvor, eine lebenslange Beschäftigung in den Ausbildungsberufen zu finden.“

>>Impfaktion der Handwerkskammer

  • Um die Impfkampagne zu unterstützen, bietet die Handwerkskammer in Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg an diesem Mittwoch von 10.30 bis 17.30 Uhr Erst-, Zweit- und Boosterimpfungen im Bildungszentrum Handwerk, Konrad-Adenauer-Ring 3 bis 5, 47167 Duisburg, an.
  • Dort können sich alle Bürger ohne Voranmeldung und kostenlos impfen lassen. Impfstoff von Moderna und Biontech steht zur Verfügung.