Duisburg. Stefan und Thomas Geitzenauer haben ihren Duisburger Metallbaubetrieb übergeben. Dass sie auf Michael Druyen stießen, war kein Zufall.
Mit der Suche nach einem Nachfolger, der das eigene Unternehmen übernimmt, ist es wie im richtigen Leben. Bei der Suche nach dem richtige Partner braucht es Glück, Zufall, die richtigen Partner, die den Übergang organisieren und unterstützen. So war es auch bei den Brüdern Stefan und Thomas Geitzenauer, die ihren Kaßlerfelder Maschinenbaubetrieb mit seinen 50 Mitarbeitern an Michael Druyen verkauft haben. Unterstützt wurden sie dabei von der Sparkasse Duisburg. Es ist eine Geschichte mit einem Happy End, das keinesfalls selbstverständlich ist.
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Nie läuft es so geschmeidig wie in der TV-Kuppelshow, wo die Partner nach 45 Minuten ihr „Herzblatt“ finden, das wussten auch die Brüder. Vor fünf Jahren beschäftigten sie sich erstmals mit der Nachfolger-Suche. Seit fast 35 Jahren führen sie die Firma am Weidenweg, die der Großvater einst im Zweiten Weltkrieg in Duissern gründete und Vater Werner 1972 übernahm, verlegte und aufbaute.
Kaßlerfelder Mittelständler baut Metallkonstruktionen für die Strom-Industrie
„Wir machen Zerspanung und Schweißkonstruktionen, viel für die stromerzeugende und entsorgende Industrie“, erklärt Maschinenbau-Meister Thomas Geitzenauer (57), der mit Bruder Stefan (54), dem Kaufmann, seit 1987 eine klassische Arbeitsteilung pflegt. Der eine kümmert sich um Kunden, Betrieb und Produkte, der andere um das Geld und die Verwaltung. Der Spruch vom Selbstständigen, der selbst und ständig arbeitet – für die Geitzenauers war das Alltag. „Jeden Tag zwölf Stunden, samstags auch“, sagen sie, „wir waren verbrannt, hatten den Wunsch, unsere Zeit anders zu verbringen.“
Keine Nachfolgelösung aus den Familien der Besitzer
Die nahe Zukunft verhieß keine Entspannung. Automatisierung, Digitalisierung, Qualifizierung der Belegschaft – das stand an. „Die Software schafft uns“, scherzt Thomas Geitzenauer. Das Leben der Väter war kein Reiz für die Kinder der Brüder. „Kein Interesse“, hatten sie signalisiert. „Aber keiner von uns beiden wäre ohne den anderen ausgestiegen“, sagen die Brüder.
Aufgeben, das war auch keine Option, schon wegen der Mitarbeiter, die teilweise ebenso lange in der Firma sind wie sie selbst. „Die erste Generation baut auf, die zweite baut aus, die dritte macht platt“, zitiert Thomas Geitzenauer ein Bonmot. „Das sollte nicht geschehen. Firma und Name sollten erhalten bleiben.“
Michael Druyen suchte Unternehmen mit guter Fachkräfte-Substanz
Als sie vor fünf Jahren diesen Vorsatz fassten, begann nur 20 Kilometer entfernt Michael Druyen mit der Suche. Der 47-Jährige Moerser, Industriemechaniker, Feinmechaniker und Maschinenbauer, hatte 2005 die Konsequenz aus der Erkenntnis gezogen, dass er nicht zum Angestellten taugt. Zunächst machte er in einem benachbarten Kuhstall in Wachtendonk aus einer Hobbywerkstatt eine Firma, die zwei Jahre später in eine Halle in Straelen umzog.
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Seit 2017 gibt es die Druyen Maschinenbau GmbH, eine halbes Dutzend Mitarbeiter ist in der Stahl- und Lebensmittel-Industrie in der Instandhaltung tätig, übernimmt Aufträge im Sondermaschinenbau.„Unternehmer sind eigentlich immer Wahnsinnige“, sagt Druyen. Ein Satz, mit dem er zwar ausdrücklich auch sich selbst meint, nicht aber Größenwahn. „Ich wollte in andere Bereiche vorstoßen, habe deshalb ein Unternehmen mit guter Fachkräfte-Substanz gesucht. Es war nicht mein Traum, ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern zu kaufen. Das Potenzial zu scheitern, ist hoch.“
Verkäufer und Käufer: Schlechte Erfahrungen mit Unternehmensberatern
Mit Unternehmensberatern haben beide versucht, sich Expertise für die Suche an die Seite zu holen – und ebenso teure wie schlechte Erfahrungen gemacht. „Sie arbeiten weder ehrenamtlich noch erfolgsorientiert“, sagt Thomas Geitzenauer. Der Erhalt der Arbeitsplätze – ein entscheidendes Kriterium für beide – hätten die Berater nicht im Blick gehabt, ist auch die Erfahrung von Michael Druyen: „Das sind Leute, die würden ihre eigenen Eltern verkaufen.“ Kennengelernt haben sich beide schließlich Anfang 2019 über die Unternehmensbörsen Rhein-Ruhr und „Nexxt-Change“, die gemeinsame Firmen-Plattform von Sparkassen, Volksbanken und der KfW-Bank.
„Wichtig waren die ersten 30 Minuten“, sagen Druyen und die Geitzenauers. Auf dem weiteren Weg halfen Helge von Schwerin und Adrian Sklarek, die bei der Sparkasse seit vielen Jahren Unternehmensübergänge organisieren. Ihr Vorteil: Sie kannten aus den bestehenden Geschäftsbeziehungen nicht nur die Verkäufer, sondern auch deren Geschäft. Wichtig in diesem Fall, sagt von Schwerin: „Das eine kleinere Firma eine größere übernimmt, ist ja nicht die Regel.“
Sparkassen-Berater: Vertrauen durch langjährige Geschäftsbeziehungen
Entscheidend war die Vertrauensbasis zwischen Bankern und Firmen, als Michael Druyen im März, da war der Prozess schon weit gediehen, kalte Füße bekam. „Ich hatte Zweifel, ob ich die richtigen Mitarbeiter finden würde“, erinnert er sich. Helge von Schwerin brachte den Verkauf dann doch noch auf die Zielgerade, obwohl es mit Druyen bis dato noch keine Geschäftsbeziehung gab. „Ich hatte das Gefühl, er schafft das. Deshalb bin ich noch mal zu ihm rausgefahren.“
Seit Anfang August hat die Werner Geitzenauer GmbH nun einen neuen Besitzer. Dass es Monate dauert, bis alles geprüft, geregelt und letztlich unterschrieben ist, gehöre dazu, erklärt Adrian Sklarek. „Da gibt es nichts von der Stange. Jeder Fall ist anders.“ Letztlich, sagt der Sparkassen-Berater, „kommt es immer auf die Personen an.“ Michael Druyen und die Geitzenauer-Brüder waren sich einig über die wichtigsten Ziele der Transaktion: den Erhalt der Arbeitsplätze und die erfolgreiche Weiterführung des Betriebs. Das sei in ihrer langjährigen Beraterpraxis längst nicht immer der Fall, berichten Adrian Sklarek und Helge von Schwerin. „Der Verkäufer lässt sich die Vergangenheit bezahlen, der Käufer verantwortet die Zukunft.“
BERATER: OB VERKÄUFER UND KÄUFER ZUSAMMENPASSEN, KLÄRT SICH SCHNELL
Seit 25 Jahren sind Stefanie Ripka und Georg Helfensteller von der Duisburger Unternehmensberatung Cubus in der Nachfolgeberatung tätig, unter anderem im Nachfolgeprojekt des Unternehmerverbandes. Psychologisches Gespür sei besonders am Beginn des Prozesses wichtig, sagt Helfensteller: „Es ist wichtig zu klären, warum verkauft werden soll.“
Der Status des erfolgreichen Unternehmers gehe mit der Veräußerung verloren, sagt der Berater. Dass die endgültige Trennung dem Verkäufer schwer falle, sei deshalb nicht selten. „Mancher sucht auch nur einen Frischling, um frisches Geld in die Firma zu holen.“
Finanzierung durch die Hausbank ist ein wichtiges Signal des Vertrauens
Ob Käufer und Verkäufer zusammenpassen, das kläre sich zumeist recht schnell, ist die Erfahrung von Georg Helfensteller. Wie schnell dann alles abgewickelt werde, sei nicht zuletzt von der Branche abhängig. „Es kann Jahre dauern, mindestens aber sechs Monate.“ Die Suche nach Interessenten müsse sich nicht auf die nähere Umgebung beschränken. „Es gibt mittlerweile Investoren, auch Family-Offices, die in den soliden Mittelstand investieren.“
Ohne Steuerberater und Juristen auf beiden Seiten gehe es zumeist nicht, sagen die Unternehmensberater. Wenn die Hausbank die Finanzierung übernehme, sei das ein Signal des Vertrauens. „Wichtig ist, dass es einen gibt, der alles in der Hand hat, dass es eine klare Aufgabenverteilung gibt.“ In juristischen Fragen biete sich für Käufer und Verkäufer auch eine gemeinsame Lösung an: „Ein Notar kann neutral beide Seiten beraten.“
UNTERNEHMENSNACHFOLGE: KONTAKT ZU SPARKASSE UND IHK
- Seit einigen Jahren hat die Sparkasse Duisburg ihre Aktivitäten in der Unternehmensnachfolge in einem eigenen Fachbereich „Existenzgründung und Unternehmensnachfolge“ gebündelt. Ansprechpartner sind dort Adrian Sklarek, 0203 2815 894 019 und Karsten Knappe, 0203 2815 894 018.
- Die Adressen der Unternehmensnachfolge-Börsen: https: www.nexxt-change.org/DE/Startseite/inhalt.html und unternehmensboerse-rhein-ruhr.de
- Eine „Nachfolge-Offensive“ läuft auch bei der Niederrheinischen IHK. Ein Webinar, das einen allgemeinen Überblick zu Fragen der Unternehmensnachfolge gibt, bietet die Kammer am 30. November an, außerdem können individuelle Beratungstermine vereinbart werden.
- Weitere Informationen und Anmeldung unter www.ihk-niederrhein.de/unternehmensnachfolge oder bei Kai Hagenbruck unter 0203 2821 435 oder per E-Mail: nachfolge@niederrhein.ihk.de.