Duisburg. Im Architektenwettbewerb für eine Erweiterung des Duisburger Gerichts ist eine Entscheidung gefallen. So könnte der Neubau aussehen.
Seit mindestens zehn Jahren träumt man beim Land- und Amtsgericht Duisburg von einem Erweiterungsbau auf dem Gelände, auf dem bis 2012 die benachbarte Justizvollzugsanstalt Duisburg stand. Nun ist man dem Ziel einen Schritt näher gekommen: Die Sieger-Entwürfe aus einem Architektenwettbewerb, den der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW Mitte des Jahres ausschrieb, stehen nun fest. Einer von ihnen könnte in den kommenden Jahren realisiert werden.
Einen auch für Groß-Prozesse geeigneten Schwurgerichtssaal soll der Erweiterungsbau bekommen. Und ein vernünftiges Hausgefängnis, dass den Haft-Container auf einem Innenhof des Gerichtsgebäudes ablösen und über einen direkten und sicheren Zugang verfügen soll. Viele zusätzliche Büros sollen es möglich machen, dass die mehr als 100 Beschäftigten aus der inzwischen beinahe schäbig wirkenden Dependance des Amtsgerichts Duisburg an der Kardinal-Galen-Straße in das Hauptgebäude umziehen können. Auch für die Kantine soll es neue, besser geeignete Räume geben und nicht zuletzt auch eine Tiefgarage.
Duisburger Gericht: Fassadengliederung orientiert sich grob am benachbarten Altbau
Alle diese Vorgaben wurden nach einstimmiger Ansicht der Jury, zu der neben Vertretern des BLB und der Stadt sowie renommierten Architekten auch der Präsident des Landgerichts und der Direktor des Amtsgericht gehörten, am besten in einem Entwurf des Berliner Architektenbüros „rw+“ umgesetzt. Die Berliner stellten einen Bauplan vor, dessen Fassadengliederung sich am benachbarten, mehr als 150 Jahre alten Teil des Land- und Amtsgerichts, orientiert. Hinter den drei Geschossen, die jeweils genau so hoch wie die des Nachbargebäudes zu sein scheinen, verbergen sich aber insgesamt fünf Etagen. Zwei weitere sollen unter der Erde liegen und vor allem die Tiefgarage aufnehmen.
Der „rw+“-Entwurf verbindet den Neu- und Altbau durch einen Anschluss am nördlichsten Teil des bisherigen Gebäudekomplexes und durch eine Brücke über die Zufahrt an der Landgerichtsstraße. Da ein großer Teil des so Richtung Norden erweiterten westlichen Innenhofs durch ein L-förmiges-Sockgelgeschoss bebaut wird, verfügt dieses Konzept über die meiste Fläche. Was auch die meiste Rücksicht auf die geforderte Funktionalität erlaubt.
35 Architekten aus ganz Europa beteiligten sich
Auf dem zweiten Platz landete das Stuttgarter Architektenbüro Michel und Wolf. Die Jury lobte es vor allem für eine „gut funktionierende Grundrissorganisation“. Platz drei errang ein weiteres Berliner Büro, nämlich Hascher Jehle Design, das einen eigenständigen Neubau vorstellte, der – laut Jury – „eine zurückhaltende Ergänzung der denkmalgeschützten Bausubstanz“ darstellt. Die Entscheidung der Jury fiel übrigens, ohne zu wissen, welche Büros sich hinter den jeweiligen Entwürfen verbargen.
Die drei Gewinner dürfen sich darüber freuen, dass sie die Kosten für ihre Entwürfe – bei Planungen in dieser Größenordnung gehen sie durchaus in den sechsstelligen Bereich – durch die gestaffelten Preisgelder (Platz 1 erhält 120.000 Euro vom Land) zumindest zu einem großen Teil wieder herein bekommen. Während zwei weitere Bewerber aus Bochum und Düsseldorf noch eine Anerkennung erhielten, gehen die übrigen sechs Teilnehmer leer aus. Ein branchenübliches Risiko. Insgesamt hatten sich europaweit 35 Architekten mit ihren Ideen beworben, elf reichten auf Aufforderung einen Plan ein.
Welcher der drei Sieger-Entwürfe tatsächlich gebaut werden kann, wird nun zu entscheiden sein. Dabei spielt die Frage der Kosten eine nicht ganz unerhebliche Rolle. „Wir hoffen, dass die Entscheidung bis spätestens Mitte 2022 fallen wird“, so BLB-Niederlassungsleiter Armin Lövenich. Landgerichtspräsident Ulf Thomas Bender zeigte sich „sehr zufrieden, dass ein großer Schritt in Richtung Erweiterungsbau gemacht wurde.“ Amtsgerichtsdirektor Joachim Busch ergänzte: „Wir würden uns freuen, wenn die Realisierung, insbesondere des Sieger-Entwurfs, schnellstmöglich umgesetzt würde.“ Doch Zeitangaben kann im Moment wohl noch niemand machen.
>>Entwürfe sind öffentlich ausgestellt
- Die drei bestplatzierten Entwürfe und die beiden, die immerhin mit Anerkennungen bedacht wurden, sind bis zum 19. November im Foyer der Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz ausgestellt.
- Interessierte können sich die Grundrisse sowie computeranimierte Grafiken montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr sowie freitags und samstags von 9 bis 17 Uhr ansehen. Der Eintritt ist kostenlos.
- Nach dem Ende der Präsentation in der Liebfrauenkirche sollen die Pläne noch für einige Zeit im Gerichtsgebäude ausgestellt werden. Über die Umsetzung soll erst bis Mitte 2022 entschieden werden.