Duisburg. Architektenwettbewerb: Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt soll ein Anbau für das Land- und Amtsgericht Duisburg entstehen.

Die Idee gibt es schon seit Jahrzehnten. Nun scheint sie endlich konkret zu werden: Das Gerichtsgebäude am König-Heinrich-Platz soll ausgebaut werden. Dort, wo an der Landgerichtsstraße eine Brachfläche derzeit noch als Behelfsparkplatz genutzt wird, soll in den kommenden Jahren ein moderner Anbau für das Land- und Amtsgericht entstehen. Der erste Schritt ist getan: Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW hat einen Architektenwettbewerb für das Projekt ausgeschrieben.

Immer wieder war seit der Jahrtausendwende davon die Rede gewesen. Mal sollte ein Justizzentrum entstehen, in dem auch die Staatsanwaltschaft Duisburg mit untergebracht werden sollte, mal sollten gleich sämtliche Amtsgerichte in Duisburg an einer Stelle konzentriert werden. Spätestens mit der Bekanntgabe der Schließung der Justizvollzugsanstalt neben dem Land- und Amtsgericht schien der Zeitpunkt für ein Erweiterungsprojekt näher zu rücken. Im Mai 2012 wurde die über 90 Jahre alte Haftanstalt abgerissen. Doch bis zur Planung dauerte es nun noch einmal neun Jahre.

4000 zusätzliche Quadratmeter für weitere 130 Beschäftigte

Derzeit arbeiten in dem von 2008 bis 2015 grundsanierten Gebäudekomplex des Land- und Amtsgerichts auf mehr als 12.700 Quadratmetern rund 460 Mitarbeiter. Der Erweiterungsbau, der direkt an das bestehende Gebäude anschließen und sich zwischen König-Heinrich-Platz, Landgerichtsstraße und der Rückseite der Liebfrauenkirche erstrecken soll, soll eine Nutzfläche von mehr als 4000 Quadratmetern haben und Raum für weitere 130 Beschäftigte bieten.

Die baulich und technisch in die Jahre gekommene Zweigstelle des Amtsgerichts Duisburg an der Kardinal-Galen-Straße soll dann geschlossen werden, die dort beheimateten Abteilungen sollen zum König-Heinrich-Platz umziehen. Und auch der bisher an zwei Stellen in der Innenstadt und in Hamborn untergebrachte ambulante soziale Dienst (AsD) soll dann unter dem gleichen Dach im Herzen der City einen neuen Platz finden.

Ein Hausgefängnis, ein großer Saal und eine Tiefgarage für die Duisburger Justiz

Und so sieht der Platz von oben aus: Hinter dem Zaun ist der Verlauf der Landgerichtsstraße zu erkennen, am rechten Bildrand die Rückseite der Liebfrauenkirche.
Und so sieht der Platz von oben aus: Hinter dem Zaun ist der Verlauf der Landgerichtsstraße zu erkennen, am rechten Bildrand die Rückseite der Liebfrauenkirche. © Unbekannt | Foto: Stefan Arend

Der Erweiterungsbau soll aber nicht nur die räumliche Zersplitterung des Amtsgerichts Duisburg beenden, sondern auch zusätzliche Räume für das Land- und das Amtsgericht bieten. So soll der neue Gebäudekomplex einen völlig neuen Haftbereich bekommen, einschließlich eines modernen Hausgefängnisses. Es wird die nunmehr fast zehn Jahre alte Übergangslösung mit Haftcontainern in einem Innenhof des Gerichts ablösen. Dort warten Beschuldigte derzeit auf ihre Vorführung beim Haftrichter oder auf ihren Strafprozess.

Der Anbau soll auch mit einem großen Verhandlungssaal ausgestattet werden, damit die Duisburger Justiz nicht mehr aus Raumgründen auf Gerichtssäle in Düsseldorf ausweichen muss. Die Kantine des Land- und Amtsgerichts – seit mehr als drei Jahrzehnten in einer Zimmerflucht beheimatet, die einstmals ein Sitzungssaal, ein Beratungszimmer und ein Büro gewesen sein könnte – soll in besser geeignete Räume im Neubau verlegt werden. Unter dem Erweiterungsbau soll zudem eine Tiefgarage ausreichend Parkraum bieten.

Wettbewerb stellt hohe Anforderungen an Architekten

„An die Architekten und die Planungen stellt das ganz besondere Anforderungen“, so Henning Bierhaus, Presserichter des Landgerichts. Aus den Bewerbungen in dem nun begonnenen Wettbewerb sollen zehn Entwürfe in die Endauswahl gehen. Eine Jury, die aus renommierten Architekten, den Spitzen des BLB, dem Präsidenten des Landgerichts und dem Direktor des Amtsgerichts Duisburg sowie dem städtischen Beigeordneten Martin Linne besteht, wird bis Ende des Jahres über die Gewinner entscheiden. Für die ersten drei Plätze sind Preisgelder von insgesamt 240.000 Euro ausgelobt.

Die Reaktionen darauf, dass aus den Ideen der vergangenen Jahrzehnte nun endlich Wirklichkeit werden soll, sind durchweg begeistert: „Ich freue mich sehr, dass wir mit der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs nun einen ersten wichtigen Schritt zur Errichtung des Erweiterungsbaus gehen können“, so Ulf-Thomas Bender, Präsident des Landgerichts Duisburg. Joachim Busch, Direktor des Amtsgerichts Duisburg, klingt da nicht anders: „Ich bin hocherfreut, dass mit dem Start des Architektenwettbewerbs ein weiterer wichtiger Schritt zur Verwirklichung des von uns lange ersehnten Erweiterungsbaus für das Amts- und Landgericht getan werden konnte.“ Einen konkreten Zeitpunkt, zu dem der Erweiterungsbau stehen soll, kann und will derzeit aber noch niemand nennen.

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■ Der älteste Teil des Gebäudekomplexes der Justiz zwischen Königstraße, Landgerichtsstraße, König-Heinrich-Platz und Köhnenstraße wurde 1876 in Betrieb genommen. Äußerlich ist er an den roten Backsteinen zu erkennen.

■ Das, was bisher „Neubau“ genannt wurde, der helle verputzte Gebäudeteil, stammt aus dem Jahre 1912. Damals hat das Gericht dringend zusätzlichen Platz benötigt, weil die Zahl der Richter und Justizbeschäftigten mit Blick auf die enorm gestiegene Bevölkerung im Gerichtsbezirk immer wieder hatte erhöht werden müssen.

■ In den Jahren 2008 bis 2015 wurde der Gebäudekomplex mit einem Aufwand von mehr als zehn Millionen Euro grundsaniert. Die Brandschutzmaßnahmen wurden verbessert, die Gebäudetechnik deutlich verbessert, die Fassade gereinigt und die Flure und ein großer Teil der Innenräume – unter Berücksichtigung strenger Denkmalschutzvorschriften – wurden wieder in einen ansehnlichen Zustand versetzt.