Duisburg. St. Martin ist nach Corona-Pause wieder durch Duisburg geritten – zur Freude vieler Kinder. Die große Resonanz sorgt aber teilweise für Chaos.
Die dunkle Corona-Zeit wird durch bunte Lichter erhellt: Deutlich über 1000 Menschen zogen am späten Freitagnachmittag beim ersten St. Martinszug seit zwei Jahren durch die Duisburger Innenstadt – voller Freude, dass dies wieder möglich ist. Dass Polizei und Organisatoren den laufenden Verkehr nicht stoppen, stört die wenigsten Teilnehmenden.
Schon in der Ferne ist die große Trommel der „Ruhrpott-Guggis“ zu hören, die den Zug als einzige Musikkapelle begleiten. Laut ertönt sie im Takt, während die Teilnehmenden singend an die Geschichte von Sankt Martin erinnern, der seinen Mantel teilte und damit einen Bettler vor dem Erfrierungstod rettete.
St. Martin: Sonne, Mond und Sterne – bunte Laternen erhellen die Duisburger City
Sankt Martin – seine Verkörperung in heutiger Zeit reitet in Rüstung vorneweg und führt die Menschen in der Dämmerung von dem Platz vor der Galeria Kaufhof durch die Altstadt zum Burgplatz, wo das Martinsfeuer brennt. Laternen wie die Maus aus der nach ihr benannten Sendung sind zu sehen, dazu Sonnen, Monde und Sterne.
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Deutlich über 1000 Menschen sind für den Laternenumzug in die Fußgängerzone gekommen. Am Kuhtor jedoch sorgt die große Zahl an Teilnehmenden für Chaos: Hier müssen die Menschen die Steinsche Gasse überqueren, um in die Münzstraße zu gelangen. Ebenso auf der Rückseite des Rathauses an der Schwanenstraße.
Autofahrer drängeln – nur zwei Polizisten für deutlich über 1000 Menschen
Eine Absperrung durch die Polizei gibt es nicht, lediglich ein Beamter versucht, auf wartende Autofahrer einzuwirken. Nicht alle sind geduldig und drücken auf die Hupe. Einer der Organisatoren steht mit einem Megafon mitten auf der Straße und fordert die Teilnehmer auf, aufzuschließen. Doch die sind mit Kinderwagen unterwegs oder lassen sich von der roten Ampel abschrecken. Die Autofahrer drängeln in ihrer Grünphase nach vorne und sorgen für eine Unterbrechung des Zugs. Größere Gruppen der immer weiter strömenden Menschen kürzen die Wegstrecke ab und gehen direkt vom Kuhtor zum Burgplatz.
Der Polizeibeamte gibt schnell auf. „Wenn die Leute bummeln, kann ich auch nichts machen. Die Organisatoren hätten auch Ordner bereitstellen können. Aber wenn man nur wegen eines St. Martinszugs den Verkehr lahmlegt, sorgt das für Chaos in der gesamten Innenstadt“, meint er. Sein einziger Kollege steht auf der Schwanenstraße und blockiert die Straße, wann immer eine größere Gruppe von Menschen eintrifft.
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Auf der Rückseite des Rathauses ist der Zugweg, der durch die Gasse zwischen Salvatorkirche und Rathaus führt, für viele Nachzügler nicht erkennbar – zumal dort Autos parken. Einige gehen über die Treppen auf den Burgplatz, ihre Kinderwagen tragen sie nach oben.
Programm mit Liedersingen und Martinsfeuer vor dem Rathaus
Vor dem Rathaus hat bereits das Programm mit Martinsfeuer, singenden Kindern und Lokalpolitikern begonnen. Doch der Zugweg durch die Altstadt ist für diese große Zahl an Menschen viel zu kurz. Als die Ersten auf dem Burgplatz ankommen, sind die Letzten noch gar nicht losgegangen. Die aufgestellten Boxen sind viel zu leise, die Worte der Anwesenden in den hinteren Reihen längst nicht mehr zu verstehen.
Doch das stört die meisten Anwesenden gar nicht: Die Mehrheit ist glücklich, überhaupt wieder mit Laternen durch die Stadt laufen zu können. „Die Erwachsenen sind noch textsicher, die Kinder nicht mehr“, sagt Jeanette Döring, die mit ihrer Tochter Melina aus Rumeln gekommen ist. Die Neunjährige hat ihre Freundin Mila, ebenfalls neun Jahre, mitgebracht, Mutter Annette Schneidenbach im Schlepptau.
„Die Erwachsenen sind nach zwei Jahren textsicherer als die Kinder“
Auf Milas Laterne leuchtet die Glühbirne durch das Transparentpapier, darauf sind Eulen zu sehen. „Die haben wir eben noch schnell gebastelt“, sagt die Mutter. „Man kriegt zwar wenig von dem Programm mit, aber es ist besser als nichts“, sagt sie.
Der Umzug in Rumeln sei ausgefallen, erklärt Döring. „Erst hat man ihn abgesagt, dann wieder erlaubt, was für viele Schulen aber zu kurzfristig war. Dafür habe ich kein Verständnis“, sagt sie.
Für die kleine Mila (3) ist es der erste St. Martinszug überhaupt. „Wir haben noch nie an einem teilgenommen. Aber wir haben sehr viel Spaß gehabt. Sogar einen Blick auf den Sankt Martin haben wir werfen können“, sagt ihre Mama Ghjuo Nezah.
St. Martin reitet durch Duisburg
Sie haben sich aus Meiderich auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Die Igel-Laterne habe die Oma gebastelt. Sie ist schon im Buggy verstaut, während Mila in einen Weckmann beißt.
>> St. Martin: 2G-Regel galt bei großem Umzug
- Für die Teilnehmenden galt auf der nicht abgesperrten Strecke die 2G-Regel. Bei öffentlichen Veranstaltungen, wie auch dem bald beginnenden Weihnachtsmarkt, soll das Ordnungsamt stichprobenartig kontrollieren.
- Entsprechende Mitarbeiter und Kontrollen waren zumindest für die Redaktion nicht zu sehen.