Duisburg. Geschenke für sie selbst, Essen für die Verwandtschaft? Die Duisburgerin Gerdi Wittkowski feiert ihren Geburtstag lieber mit „ihren“ Obdachlosen.

Gerdi Wittkowski, die Frau hinter dem Verein „Muddi hilft“, feiert 70. Geburtstag. „Könnte ich natürlich auch zu Hause mit der Verwandtschaft machen, aber die sind alle dick und rund genug“, sagt sie lachend. Stattdessen hat sie Bohnen- und Pilzsuppe, Brötchen, Kaffee und Torte eingepackt und feiert auf der Bahnhofsplatte mit „ihren“ Obdachlosen.

„Muddi hilft“: Obdachlose in Duisburg bedanken sich mit Blumen

Die treten ihre Kippen aus, als sie den Versorgungsbomber mit dem großen Vereinsaufkleber um die Ecke biegen sehen. Nun stehen sie an, um „Muddi“ zu umarmen. Wittkowski wird gedrückt und geküsst, wandert von Arm zu Arm und bekommt von den Männern kleine Blumensträuße, Bücher und Karten überreicht. „Da braucht man mich doch nicht mehr zu fragen, warum ich das mache, wenn man sieht, was ich alles zurückkriege“, sagt sie, als der erste Ansturm sich legt.

Nicht zu übersehen ist der Versorgungsbomber von Gerdi Wittkowski alias „Muddi hilft
Nicht zu übersehen ist der Versorgungsbomber von Gerdi Wittkowski alias „Muddi hilft". © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Sie ist leicht zerzaust, aber glücklich. Dabei wollte sie eigentlich nur Geschenke für die anderen. Die kriegt sie auch. Manche Besucher drücken ihr Geldscheine in die Hand. Heike Ketter, die auch bei „Zebras helfen Zebras“ dabei ist, schenkt praktisch: Sie hat zehn Sets aus Duschgel, Zahnpasta und Zahnbürste mitgebracht. „Das kostet für eine Person gerade mal drei Euro, ich meine, das kann sich fast jeder leisten, sowas zu spenden“, stellt sie fest.

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Die „liebe Gerdi“ freut sich sehr, will aber keine gesellschaftskritische Diskussion lostreten. „Wir schimpfen nicht auf die Stadtgesellschaft“, sagt sie, „wir sind dankbar, ohne die ganze Hilfe von der Gesellschaft könnten wir hier wenig ausrichten.“

Das Prinzip von „Muddi hilft“: Wer Hilfe braucht, bekommt sie – egal, warum

Diese positive Sichtweise möchte sie auch für ihre Schützlinge in Anspruch nehmen. „Die Frage, ob einer aus eigener Schuld auf der Straße gelandet ist oder nicht, geht uns hier schlicht am A… vorbei“, macht sie klar. Wer draußen lebt, dem ist kalt, und der hat Hunger. Und dem wird geholfen, solange sie kann, so einfach kann das sein.

Nach dem Essen, das locker 30 bis 40 Leute satt machen wird, kommt ein weiterer Wagen mit fertig gepackten Geschenktüten und bringt Leckereien für alle. Man wird nur einmal siebzig. Gerdi Wittkowski lässt es auf eigene Kosten krachen, wie nur „Muddi“ es kann.