Duisburg-Wanheimerort. Unter Tränen hat die Gemeinde St. Michael in Wanheimerort Abschied von ihrer Kirche genommen. So lief die letzte Messe am Sonntagmorgen.
Mit einem stimmungsvollen und bewegenden Gottesdienst hat sich die katholische Gemeinde St. Michael in Wanheimerort von ihrem Gotteshaus verabschiedet. Knapp 120 Jahre hat die am Markt gelegene Michaelskirche in Dienst gestanden, eigentlich eine lange Zeit. „Aber wenn man eine Kirche baut, dann baut man die für die Ewigkeit“, erklärte Pastor Matthias Fuchs die fromme Perspektive in der letzten Messe der Abschiedswoche am Sonntagmorgen.
Den Putz von St. Michael durchzögen aber inzwischen schwere Risse. Das „Haus des Herren“ bröckele unübersehbar und sei einfach durch die Pfarrei nicht weiter zu unterhalten, sagte Fuchs nüchtern. Der Geistliche, der seine Wochenarbeitszeit noch zwischen Schwelm und Duisburg teilt, sprach die bedrängte Situation der allgemeinen Kirche ungewöhnlich offen und unumwunden an.
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Künftiges Gemeindeleben ohne Pfarrer in Wanheimerort
Die Kirche sei in einer wirklich schrecklichen Krise, aber „bei vielen überkommenen Dingen innerhalb der Kirche ist es auch gut so, dass sie jetzt zu Ende gehen,“ sprach der Pastor aus, was viele denken. Er überließ es den Zuhörerinnen und Zuhörern, sich die konkreten Dinge vorzustellen, die in der kirchlichen Praxis dringend geändert gehören. Die Hoffnung auf Erneuerung aufgeben brauche man deshalb nicht, fügte er hinzu. „Jesus selber ist nur 33 Jahre alt geworden und danach sah es ganz so aus, als ob alles zu Ende sei. Dabei war es erst der Anfang der Kirche“, sagte Fuchs und bat die Gemeinde, allen Versuchungen zur Resignation zu widerstehen.
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Ihm hätte ein erstes Treffen von ehrenamtlich engagierten Gemeindemitgliedern Hoffnung gegeben, sagte Fuchs. Die waren kürzlich im Gemeindehaus der nah gelegenen Filialkirche St. Petrus Canisius zusammengekommen, um darüber zu sprechen, wie zukünftig auch ohne Pfarrer und kirchliche Hierarchie Gemeindeleben zu organisieren sei. Weitere Treffen sollen folgen. Fuchs hatte vor der Jahrtausendwende schon einmal als Kaplan in St. Michael gearbeitet und auch noch Zeiten eher autoritärer Pfarrer miterlebt. Aber die Kirche ändere sich inzwischen rasant, stellte er fest.
Künftige Nutzung der Kirche: Gemeinde hofft auf weise Entscheidung
Die Kindergartenkinder der Gemeinde sangen in der Messe von Gottes Gegenwart „Wo ich stehe, bist du da“, und ihr Gesang mischte sich mit einem ebenfalls gesungenen Glaubensbekenntnis der Erwachsenen. Bistum und Pfarrei mögen eine weise Entscheidung über die künftige Nutzung der Kirche treffen, die die Gemeinde mit hineinnähme, lautete eine der dringenden Bitten im Fürbittengebet.
Zu Herzen gehende Abschiedsmusik rührte die Seelen an. Kein Wunder, dass nach dem Abendmahl bei vielen Gottesdienstbesuchern die Tränen flossen. „Wer hier getauft ist, gefirmt wurde, geheiratet hat, mitgearbeitet hat, der soll aufstehen,“ hatte der Pastor eingangs bei der Begrüßung gebeten. Am Ende der Aufzählung standen beinahe alle Besucher der fast voll besetzte Michaelskirche. Beinahe alle, die gekommen waren, haben ihre eigenen, persönlichen Geschichten mit St. Michael. Und viele davon sahen am Ende unter Tränen zu, wie das Evangeliar und die Statue des Heiligen Michael unter der Begleitung der letzten Kommunionskinder in einer feierlichen Prozession aus der Kirche getragen wurden.